Duisburg. Der Homberger Udo Gödje ist seit 28 Jahren Schiffsführer bei der Weißen Flotte Baldeneysee Essen. 2004 hatte er sogar die Kanzlerin an Bord.
„Fahrgäste stauben nicht, und Kohlen reden nicht“, lacht Udo Gödje. Der Homberger ist seit 28 Jahren Schiffsführer bei der Weißen Flotte Baldeneysee Essen und mehrmals in der Woche auf dem Rhein-Herne-Kanal unterwegs. In seinem ersten Berufsleben aber war der 60-Jährige Binnenschiffer.
Udo Gödje bezeichnet sich selbst als Zugereisten. Geboren im norddeutschen Walsrode lebt er seit Jahrzehnten in Duisburg. Hier machte er bei der Stinnes Reederei in Ruhrort drei Jahre die Ausbildung zum Binnenschiffer, die Lehre begann auf einem Kohlenschiff in Bottrop. „In den 1970er Jahren gab es eine Wirtschaftsflaute. Ein Cousin von mir war ebenfalls bei der Reederei beschäftigt“, erläutert er seine Berufsauswahl. Zwischendurch war der Duisburger vier Jahre bei der Bundeswehr. Seit 1975 ist er auf dem Schiff, war nach der Ausbildung Steuermann bei der Stinnes Reederei, machte sein Rhein-Patent, fuhr also auch auf dem Rhein, steuerte unter anderem Schubschiffe, mit denen Kohle und Erz transportiert wurden.
Seine Lieblingsstrecke ist der Rhein-Herne-Kanal
Seit 1992 ist Udo Gödje Schiffsführer bei der Weißen Flotte Baldeneysee in Essen, ein früherer Kollege hatte ihn im wahrsten Sinne des Wortes herübergelotst. Der Grund: In der damaligen Zeit wurde der europäische Binnenmarkt eröffnet, viele Reedereien verkauften Schiffe und reduzierten das Personal. Udo Gödje: „Ich habe noch früh genug den Absprung geschafft.“
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Zunächst war er nur auf dem Baldeneysee im Essener Süden unterwegs. Seit dem Kulturhauptstadtjahr 2010 gibt es zusätzlich die Touren auf dem Rhein-Herne-Kanal, die immer mittwochs und samstags vom Gelsenkirchener Amphitheater zum Oberhausener Kaisergarten und zurück führen. Dreimal geht es pro Tag hin und her. Hinzu kommen immer sonntags die Schleusentouren vom Gelsenkirchener Stadtquartier Graf Bismarck nach Wanne-Eickel und zurück.
„Mit Hannelore Kraft konnte man auch mal einen Scherz machen“
Die Tour auf dem Kanal ist seine Lieblingsstrecke, „sie ist interessanter als der See, weil auf dem Kanal normaler Schiffsverkehr ist.“ Zu den zehntausenden Fahrgästen in den vergangenen Jahrzehnten zählen auch Prominente wie Angela Merkel.
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Im Jahr 2004 ging die damalige Partei- und Fraktionsvorsitzende der CDU am Nordsternpark in Gelsenkirchen an Bord und fuhr bis Oberhausen. „Sie ist zu mir ans Steuer gekommen. Wir haben auch geplaudert“, erzählt Udo Gödje und ergänzt lachend: „Sie erzählte, dass die Tomaten in ihrem Garten in diesem Jahr wohl nicht so richtig wachsen wollten.“
„Auf einem Kreuzfahrtschiff sind mir zu viele Leute“
Nett und sympathisch fand er die frühere SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Sie stieg mal in Oberhausen bei einer Parteiveranstaltung aufs Schiff. „Sie war locker und natürlich. Mit ihr konnte man auch mal einen Scherz machen“, erinnert sich der Schiffsführer, der übrigens auf den Touren über das Bordmikrofon den Fahrgästen Wissenswertes zu allem erzählt, was am Ufer auftaucht. „Zu viel plaudere ich aber nicht, sonst wäre ich jeden Abend heiser“, meint Gödje.
Seine Freizeit verbringt der 60-Jährige nicht auf dem Wasser. Das sei vielleicht eine Option, wenn er in Rente sei. Gleichwohl unternehme er als Privatmensch schon mal Schiffsausflüge, wenn er sich in interessanten Gebieten aufhalte. Vehement sträubt er sich allerdings gegen einen verzweifelten Versuch seiner Ehefrau: „Sie möchte mich zu einer Kreuzfahrt überreden. Mir sind dort aber zu viele Leute auf dem Schiff.“