Duisburg. Gedenkfeier zum zehnten Jahrestag der Loveparade-Katastrophe in Duisburg: Coronabedingt auf Abstand und dennoch zu Herzen gehend
Corona macht auch vor der Trauer nicht halt. Der zehnte Jahrestag der Loveparade-Katastrophe in Duisburg, bei der 21 Menschen starben und über 650 verletzt oder traumatisiert wurden, lässt nur wenig Raum für echte Begegnung. Viele Angehörige konnten nicht einreisen. Ein Live-Stream dient als Brücke, die Betroffenen über den ganzen Erdball während der Gedenkfeier zu vereinen. Eine Zeremonie auf Abstand, die dennoch zu Herzen ging.
Am Mahnmal am Eingang zum Tunnel haben sich hundert angemeldete Gäste eingefunden, neben Angehörigen und Opfern der Loveparade sind auch die ehemalige Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, der stellvertretende Ministerpräsident Joachim Stamp und Gutachter Jürgen Gerlach gekommen.
„Es fällt mir schwer, ohne dich zu leben“
Wie schon oft bei den Gedenktagen erklingt die Stimme des Sängers Graf, dessen Textzeile „Es fällt mir schwer, ohne dich zu leben“ aus dem Lied „Geboren um zu leben“ immer wieder neu mit Wucht den Kern trifft. Viele singen textsicher mit.
Live ist die DSDS-Gewinnerin Marie Wegener vor Ort. Sie singt gegen den stürmischen Wind an, gegen die vorbeirauschenden Züge - zart und stark zugleich bewegt die junge Sängerin mit ihren Versionen von „Halleluja“ und „Somewhere over the rainbow“, rührt viele zu Tränen.
„Größte Katastrophe der Nachkriegsgeschichte in Duisburg“
Oberbürgermeister Sören Link erinnert routiniert an den Tag, an dem aus der „größten Techno-Party der Welt die größte Katastrophe der Nachkriegsgeschichte in Duisburg“ wurde. Zum Ende des Prozesses erklärt Link, dass auch er sich gewünscht habe, dass keine Fragen offen bleiben, weshalb er die Enttäuschung vieler verstehe.
Umso wichtiger sei der Landtagsbeschluss, nachdem es weitere finanzielle Hilfen für die Betroffenen der Loveparade-Katastrophe geben wird. „Geld schmälert kein Leid, aber es mildert manche Notlage“, so Link.
Lehren aus der Katastrophe ziehen für künftige Prävention
Jürgen Thiesbonenkamp vom Kuratorium der Stiftung Duisburg 24.7.2010 betonte in seiner Ansprache, dass die Frage nach der moralischen und politischen Verantwortung auch am zehnten Jahrestag offen sei. Deshalb „sind wir es schuldig, dass der 24.7. ein politisches Datum bleibt“. Weitere Aufklärung sei möglich, insbesondere „was die Prävention solcher Katastrophen betrifft“.
Angehörige möchten an Begegnungen festhalten
Die Angehörigen, die bereits am Abend zuvor in der Salvatorkirche und bei der Nacht der tausend Lichter zusammenkamen, möchten weiter an Begegnungen festhalten, auch wenn sich in die Trauer inzwischen wieder das Leben gemischt hat - „manche von uns sind inzwischen Großeltern geworden“, berichtet Gabriele Müller, die Mutter des verstorbenen Christian.
Auch Nuria Caminal, die Mutter von Clara, sagt: „Wir brauchen es, hier zu sein. Es muss aber nicht groß zelebriert werden.“ Die Gedenkfeier sei „süß-sauer, einerseits bricht sie uns jedes Mal das Herz, andererseits ist es uns ein inneres Bedürfnis“, beschreibt die Spanierin.
Weitere Form des Gedenkens noch offen
Wie es weitergehen wird mit der Erinnerungskultur rund um die Loveparade, das ist noch unklar. Im Vorfeld zum zehnten Jahrestag hatte Jürgen Widera von der Stiftung Duisburg 24.7.2010 gesagt, dass man künftig in einem kleineren Rahmen der Opfer gedenken wolle. Wie, das sei noch nicht klar, sicher ist nur: „Wir lassen das nicht fallen.“
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Vor dem Stadttheater haben Duisburger am Freitagabend als „lichtvolle Geste der Menschlichkeit“ Kerzen auf den Stufen angezündet. „Wir vergessen nicht“ steht auf einem Banner in deutscher und englischer Sprache.