Duisburg. Die Bahnhofsmission befindet sich in Duisburg im Notbetrieb. Die Helfer geben Care-Pakete aus und sprechen über Todesfälle im Jahr 2020.

Die Bahnhofsmission im Duisburger Hauptbahnhof ist Anlaufstelle für Obdachlose, Gestrandete und Reisende, die auf Unterstützung angewiesen sind. Im Schnitt haben die Leiter Torsten Ohletz und Bodo Gräßer rund 30.000 Kontakte pro Jahr. Zu Corona-Zeiten bleiben die Räume allerdings geschlossen. Stattdessen werden die Hilfesuchende zur Mittagszeit mit Care-Pakete versorgt und die Mitarbeiter sind in und um den Bahnhof unterwegs.

Herr Ohletz, merken Sie, dass mehr Leute auf der Bahnhofsplatte sitzen?

Eigentlich haben wir ein recht stabiles Publikum, da sind aber ab und zu mal Neue dabei.

Warum haben Sie noch geschlossen?


Unser Raum ist etwa 20 Quadratmeter groß. Wenn wir die Abstände einhalten, können uns vielleicht drei, vier besuchen und 36 müssten draußen warten. Um das zu vermeiden, haben wir uns entscheiden, Care-Pakete zu verteilen.

Was ist in so einem Paket?

Immer das, was gerade da ist. Das kann Obst sein, ein belegtes Brötchen, dazu gehört auch ein Kaffee. Wir haben im vergangenen Jahr um Kaffeespenden gebeten, da sind einige Pakete zusammen gekommen, deshalb können wir den jetzt auch verteilen.

Wenn Sie aktuell Care-Pakete ausgeben - bleiben da die persönlichen Gespräche auf der Strecke?


Unsere Mitarbeiter sind im Bahnhof unterwegs und sind nach wie vor ansprechbar. Wir arbeiten auch mit den Streetworkern zusammen und haben uns über die Unterstützung von „Muddi hilft“ zu Corona-Zeiten gefreut. Wenn eine Einzelperson ein akutes Problem hat und Hilfe braucht, kann er uns auch besuchen kommen. Wir stellen mit Sorge fest, dass in diesem Jahr allein sechs Leute aus der Szene in der Innenstadt gestorben sind. Das ist nicht unbedingt auf Corona zurück zu führen, sondern lag in einem Fall zum Beispiel an einer Blutvergiftung. Erst vor 14 Tagen hat eine Beerdigung stattgefunden, an der wir uns mit anderen Vereinen beteiligt haben.

Die Kriminalpolizei wird jedes Mal hinzugezogen, wenn es Sterbefälle mit ungeklärter Todesursache gibt. Der Polizei Duisburg liegen allerdings keine Zahlen vor, wie viele Personen aus der Szene in diesem Jahr verstorben sind. „Das erheben wir nicht, weil wir die Personen nicht der Szene zurechnen können“, erklärt ein Polizeisprecher.

Ich nehme an, mit Reisenden haben Sie momentan weniger Kontakt?

Das Volumen der Reisenden mit Assistenzbedarf hat in den vergangenen Monaten abgenommen. Allerdings würden wir lieber heute statt morgen anfangen, wieder normal zu arbeiten.