Duisburg. Düstere Zeiten für die Duisburger König-Brauerei: Der Umsatz bricht ein, beim Fassbier um 50 Prozent. Auswirkungen auf den Stellenplan befürchtet.
Die Restaurants waren lange geschlossen. Hotels blieben leer, weil Reisen unmöglich waren. Sportveranstaltungen vor Tausenden oder gar Zehntausenden Zuschauern? Alles ausgefallen. Wie auch Sommerfeste, Jahrmärkte, private Feste. Online-Konferenzen statt Geschäftstreffen. Diese Folgen der Corona-Pandemie treffen einen Geschäftszweig besonders hart: die Bierbrauer. Das klingt nicht nur schlüssig, das hat Axel Dahm, Geschäftsführer der Bitburger-Braugruppe, zu der auch die Duisburger König-Brauerei gehört, nun bestätigt. In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung malt er ein düsteres Bild. Dahm geht davon aus, „dass der Konsum in Gaststätten und Veranstaltungen nach Corona maximal 80 Prozent des alten Marktniveaus erreichen wird“, wie er gegenüber der FAZ erklärt. Und das hat auch Auswirkungen auf die König-Brauerei.
80.000 Hektoliter Rückgänge im Fassbereich sind nicht zu kompensieren
Das Problem: Bitburger selbst, aber gerade auch König setzen besonders auf das Gastronomie-Geschäft. Durch den zeitwilligen fast völligen Wegfall des Fassbiermarkts hat das unabhängige Getränke-Markt-Magazin Inside errechnet, dass König im ersten Halbjahr 2020 einen Gesamtrückgang von 13 Prozent, auf dem Fassbiermarkt gar von 50,1 Prozent erlitten hat.
Auch wenn sich der Flaschenmarkt im Gegensatz dazu etwas positiver darstellt, sind die im Fassbereich erlittenen Rückgänge um mehr als 80.000 Hektoliter nicht zu kompensieren. Inside rechnet vor, dass der Gesamtausstoß der König-Brauerei im Jahr 2020 erstmals seit fast einem halben Jahrhundert unter die Eine-Million-Hektoliter-Marke sinken werde – auf etwa 900.000 Hektoliter. 1982 waren es noch 2,5 Millionen Hektoliter.
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Einen Stellenverlust gibt es bereits. Daniel Einhäuser musste bei König ebenso seine Sachen packen wie zwei weitere Marken-Geschäftsführer der Bitburger-Gruppe. Auch davon berichtet Inside. Es mag ungewöhnlich sein, dass die ersten Arbeitsplätze, die verschwinden, oben angesiedelt sind, doch es muss offenbar davon ausgegangen werden, dass es noch mehr Arbeitsplätze erwischt. Dahm erklärte, dass Kündigungen „nicht ganz“ vermieden werden können.
Interne Neuausrichtung
Ob Dahm damit nur das Haupthaus Bitburger meinte oder auch andere Brauereien wie eben König oder auch Licher und Wernesgrüner lässt sich daraus nicht schließen. Denkbar wäre freilich auch eine Reduktion der Arbeitsplätze durch eine nicht erfolgende Neubesetzung – eine Antwort gibt es darauf aber nicht. Denn wie Angelika Thielen, Sprecherin der Bitburger-Braugruppe, erklärte, lehnt das Unternehmen weitere Interview-Anfragen zum Thema König und der Situation an anderen Standorten ab. Es gehe darum, intern die neue Ausrichtung zunächst einmal inhaltlich auszugestalten. Zudem solle Unruhe an den verschiedenen Standorten vermieden werden.
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Ob ein Interview, das mehr Fragen offen lässt, als es sie beantwortet, da zuträglich ist, wird sich zeigen müssen. Per se gilt König, aber auch die gesamte Braugruppe als ein Unternehmen mit vergleichsweise guter Mitarbeiterzufriedenheit.
Weitere öffentliche Stellungnahmen möglicherweise Ende des Jahres
Das hängt für die Zukunft nun wohl von der weiteren internen Kommunikation ab. Wie Thielen erklärt, seien weitere öffentliche Stellungnahmen möglicherweise gegen Jahresende oder im neuen Jahr möglich. Bis dahin will die Braugruppe wohl auch für sich klären, was die von Dahm in der FAZ skizzierte Neuausrichtung wirklich bedeutet. Dort erklärte er, dass nur noch Bitburger, Benediktiner als Marke für Weizen und Weißbier sowie Köstritzer im Bereich der Schwarzbiere überregional agieren sollen, während die anderen Marken nur noch regional ausgerichtet werden sollen. Das gelte für König-Pilsener in Nordrhein-Westfalen, Licher im Rhein-Main-Gebiet sowie Wernesgrüner in Sachsen.
Standort-Schließungen stehen derzeit wohl nicht zur Debatte
Diese Aussage Dahms gegenüber der FAZ lässt jedoch außer Acht, dass König auch in anderen Märkten wichtig ist, beispielsweise in Hamburg und Umgebung. Wie explizit diese Einschränkung daher zu verstehen ist, wird die Braugruppe also noch beantworten müssen. Sich selbst und der Öffentlichkeit.
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Einen Lichtblick im „Wir-sagen-nur-einmal-was-und-dann-erstmal-nicht-mehr“-Interview mit der FAZ ist dies: Auf die Frage, ob die Braugruppe Standorte schließen wolle, antwortete Dahm: „Nein, das steht nicht zur Debatte.“ Denn gerade auch in der Regionalität bestünden große Chancen. Nicht zu leugnen ist, dass Bitburger erst vor einem Jahr in neue Lagertanks mit einer Kapazität von bis zu 3,6 Millionen Liter bei König in Beeck investiert hat. Man darf also gespannt sein.