Duisburg. Die Coronakrise ist für Duisburgs größten Altenheimträger eine Mammutaufgabe. Jetzt zahlt das Christophoruswerk seinen Mitarbeitern eine Prämie.
Zahlreiche Senioren- und Pflegeheime, 850 Bewohner, 1800 Mitarbeiter. Das Coronavirus machte das Evangelische Christophoruswerk, Duisburgs größten Träger der Altenhilfe, schlagartig zum Hot-Spot der Gefährdeten. Seit Monaten befinden sich Mitarbeiter und Bewohner in einer Extremsituation. Im Gespräch ziehen die Vorstände Ulrich Christofczik und Tim Liedmann eine Zwischenbilanz.
Christopheruswerk in Duisburg: Aktuell sieben infizierte Bewohner
Sie sprechen von großem Glück, hochmotivierten Mitarbeitern und Herausforderungen. Die aktuellen Zahlen lassen ein wenig aufatmen: Aktuell sind sieben Bewohner positiv getestet, sie zeigen allerdings keine Symptome. Zwei Mitarbeiter befinden sich in Quarantäne. ,,In dieser Größenordnung bewegen wir uns seit März’’, sagt Ulrich Christofczik. Einen großen Ausbruch habe es nicht gegeben. ,,Ich denke, die Tatsache, dass wir geübt sind im Bereich Hygiene und entsprechende Konzepte auch ohne Corona verfolgen, konnten wir die Zahlen so gering halten. Allerdings hatten wir auch viel Glück. Wahrscheinlich sind 30 Prozent Management und 70 Prozent Glück’’, sagt Christofczik weiter.
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Denn die wenigen betroffenen Bewohner habe man unproblematisch isolieren können. Noch sei die Krise aber nicht überstanden. ,,Es ist noch nicht vorbei. Wir nehmen das weiterhin sehr ernst. Für ein abschließendes Fazit ist es noch viel zu früh’’, glaubt er.
Duisburgs größter Altenheimträger: Mitarbeiter sind Stütze in der Coronakrise
Besonderes Lob sprechen Christofczik und Liedmann ihren Mitarbeitern aus. Auch wenn es zu Beginn auch unter ihnen Sorgen und Ängste gegeben habe, sei auf sie Verlass gewesen. ,,Es gab sogar weniger Krankmeldungen als vorher’’, weiß Liedmann. ,,Wir hatten den Eindruck, dass sie in der Krise noch mehr Verantwortung übernehmen wollten und den Menschen erst recht helfen wollten. Außerdem sind sie untereinander stärker zusammengewachsen’’, glaubt er.
Die Coronaprämie für Pfleger begrüßen beide Vorstände. ,,Allerdings haben sich nicht nur die Pflegekräfte einer neuen Normalität und neuen Aufgaben gegenübergestellt gesehen’’, sagt Liedmann. ,,Emotional und organisatorisch war das für alle hier kompliziert, manch einer hat ganz neue Aufgaben übernommen. Der soziale Dienst hat etwa das Management der Besuche der Angehörigen übernommen’’, berichtet er.
Da alle zusammen gegen das Virus und dessen Ausbreitung kämpfen, sei es unfair, nur den Pflegern die volle Prämie zu zahlen. ,,Es steht offiziell nicht allen die gleiche Summe zu, das finden wir nicht richtig. Deshalb stocken wir die Prämie da, wo möglich, auf, so dass jede Vollzeitkraft 1000 Euro erhält, in der Pflege 1500 Euro’’, sagt Liedmann. Das koste das Christophoruswerk ,,eine hohe fünfstellige Summe’’.
Corona: Betreuung der dementen Bewohner wurden zur Herausforderung
Unter den Bewohnern habe es bisher größtenteils Verständnis für die veränderten Besuchsmöglichkeiten gegeben. ,,Es ist allerdings schwer, so eine neue Situation geriatrisch veränderten Bewohnern begreifbar zu machen. Wer an Demenz leidet, kann so etwas schwer nachvollziehen. Und so gab es auch Aggressionen, mit denen die Mitarbeiter konfrontiert wurden. Aber auch das haben sie bestens gehändelt’’, sagt Christofczik.
In der Krise habe man gemerkt, dass das Freiheitsrecht und der Infektionsschutz kollidieren. ,,Schwer einen guten Mittelweg zu finden’’, finden die beiden. Doch sie mussten: Ließ sich also etwa ein Bewohner nicht von seinem Spaziergang im Haus oder im Park des Heims abhalten, ging ein Pfleger mit und achtete darauf, dass etwa Sicherheitsabstände eingehalten wurden.
Insgesamt sei man als Einrichtung stärker durch die Krise geworden. Jetzt gelte es, weiter wachsam zu sein, finden Christofczik und Liedmann. Wie bisher denke man von Woche zu Woche. ,,Wir besprechen in wöchentlichen Meetings, was es für Neuerungen gibt und wie wir damit umgehen. Wir fahren auf Sichtweite’’, sagt Christofczik.