Duisburg. In Duisburg hat der Film „Berlin Alexanderplatz“ NRW-Premiere gefeiert. Die Jungstars um Jella Haase haben über die Neuverfilmung gesprochen.
Mit „Berlin Alexanderplatz“ schuf Alfred Döblin 1929 einen bahnbrechenden Großstadtroman und ein Stück Weltliteratur. Rund 90 Jahre später hat der deutsche Filmregisseur Burhan Qurbani den Stoff neu interpretiert und im aktuellen Berlin angesiedelt. Sein bildgewaltiges, gut drei Stunden dauerndes Werk feierte bei der Veranstaltungsreihe „Kunstrasen“ im Landschaftspark NRW-Premiere.
Vor den ersten Bildern hatte Michael Beckmann, Geschäftsführer des Filmforums den Regisseur und die drei Hauptdarsteller Welket Bungué, Albrecht Schuch und Jella Haase zu einer Talkrunde eingeladen. Einen „Koloss von Film“ habe Qurbani geschaffen, stieg Beckmann in das Gespräch ein. Bei seinem ersten Kontakt mit Döblins Roman sei er „grandios daran gescheitert“, verriet Qurbani. Das war allerdings vor mehr als zwei Jahrzehnten im Leistungskurs Deutsch vor seinem Abitur.
„Berlin Alexanderplatz“: Idee für Neuverfilmung reifte beim Joggen im Park
Beim Joggen im Berliner Park Hasenheide kam er auf die Idee zur Neuverfilmung. Dieser Park ist ein Familienidyll, aber auch Tummelplatz oft schwarzer Drogendealer. Er habe der gängigen Gleichung „Schwarz ist gleich Drogendealer“ etwas entgegensetzen wollen und ihre Geschichten erzählen wollen.
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Und so zeigt er Täter, Opfer und Erfolgreiche mit afrikanischen Wurzeln. Deshalb ist seine Hauptfigur, die gut sein will und an der Wirklichkeit scheitert, nicht der Proletarier Franz Biberkopf, sondern der illegal in Berlin lebende Francis aus Guinea Bissau.
Jella Haase spielt die Edelprostituierte „Mieze“
Verwirrend sind schon die ersten Bilder. Sie scheinen auf dem Kopf zu stehen und zeigen rotglühende Wassermassen aus denen nach Luft ringend immer wieder der Kopf des Hauptdarstellers Welket Bungué auftaucht. Wie sein „Francis“ stammt er aus Guinea Bissau, wuchs in Portugal auf und arbeitete dort und in Brasilien als Schauspieler und Regisseur. Das Angebot für die Rolle des „Francis“ hat er per E-Mail bekommen und zunächst nicht ernst genommen, weil er kein deutsch sprach.
Mittlerweile lebt und arbeitet Bungué in Berlin. Deutsch versteht er gut, das Sprechen fällt ihm noch schwer. Seine erstes deutsches Wort: „Genau!“ In dem Drogendealer Reinhold hat Francis ein verführerisches und bedrohliches Gegenüber. Albrecht Schuch, vom „Spiegel“ kürzlich als einer der beiden besten Schauspieler seiner Generation gefeiert, stattet ihn mit einer enormen, aber hinfälligen physischen Präsenz aus. Die Idee zu dieser Körperlichkeit und der Fistelstimme habe er schon vor dem ersten Treffen mit Qurbani gehabt, erzählte der 35-Jährige. Gemeinsam mit dem Regisseur aber beides weiter entwickelt.
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Unter anderem aus den Filmen „Fack ju Göhte“ ist Jella Haase einem breitem Publikum bekannt. Als Edelprostituierte „Mieze“ und Erzählerin hat sie in diesem Film eine ganz andere Rolle übernommen. Genau das machte sie neugierig: „Die Mieze hat ein Geheimnis und sie ist Stimme.“ Zusammen treiben diese Figuren durch das heutige Berlin. Sie bewegen sich am Rande der Gesellschaft und sind doch Teil von ihr.
Filmprogramm in dieser Woche
Das Kunstrasen-Filmprogramm wird am Donnerstag, 16. Juli, fortgesetzt mit der „International Ocean Tour 2020“, die die Schönheit und Faszination der Meere näher bringt. Mit der Surferin Bethany Hamilton als Galionsfigur und einem spannenden Segelabenteuer im Gepäck, sticht das Programm in See.
Mit „1917“ steht am Freitag, 17., ein eindringlicher Kriegsfilm auf dem Programm. Oscar-Preisträger Sam Mendes zeigt die höchst riskante Mission zweier Soldaten in Echtzeit. Ein nervenaufreibenden Drama, das den Ersten Weltkrieg aus einem modernen Blickwinkel beleuchtet.
Entspannter geht es am Samstag, 18., mit „Knives Out – Mord ist Familiensache“ weiter. Krimiautor Harlan Thrombey (Christopher Plummer) wird auf der Feier zu seinem 85. Geburtstag umgebracht. Doch natürlich wollen weder exzentrische Verwandtschaft noch das Hauspersonal etwas gesehen haben.
Beginn jeweils um 21.45 Uhr, Karten ausschließlich unter www.kunstrasen-im-park.de