Duisburg. Die Barbie-Ausstellung „Busy Girl“ lässt nicht nur Mädchenaugen leuchten. Im Explorado zeigen 1000 Exponate Barbies beruflichen Werdegang.
Die langbeinige Blondine aus Plastik mit dem Pferdeschwanz hat seit ihrer Geburt 1959 viel Kritik auf sich gezogen. Schon beim Wunsch nach einer Barbie-Puppe verdrehen viele Eltern die Augen. Doch Millionen Mädchen lieben ihre Barbies, die wahrscheinlich meist verkaufte Puppe aller Zeiten. Die Ausstellung „Busy Girl – Barbie macht Karriere“, die das Kindermuseum Explorado im Innenhafen zeigt, lässt nicht nur Mädchenaugen leuchten.
Sie bietet auch erwachsenen Frauen (und Männern) reichlich Stoff, über eigene Vorbehalte nachzudenken und in Erinnerungen an die eigene Kindheit zu schwelgen. Es ist ja alles längst bekannt: Barbies Körpermaße sind alles andere als weiblich, die Puppe verkörpere ein traditionelles Frauenbild, sogar eine Krankheit ist nach ihr benannt: „Barbie-Syndrom“ heißt es, wenn Frauen sich so sehr wünschen wie die Puppe auszusehen, dass sie sich sogar „Schönheits“-Operationen unterziehen.
Barbie-Ausstellung ist aus der weltweit größten Sammlung bestückt
Darüber kann Bettina Dorfmann aus Düsseldorf nur den Kopf schütteln. Sie besitzt mit 18.000 Barbies (und Kens, der als Mann hier mal nur eine Nebenrolle spielt) die größte Sammlung weltweit, ist die einzige deutsche Barbie-Sachverständige, und hat mit Karin Schrey, Autorin und eigentlich Sammlerin historischer Puppen, die Ausstellung konzipiert. Und damit gleich einen weiteren Weltrekord erzielt – für die längste Wanderausstellung, die inzwischen seit 16 Jahren unterwegs ist.
Fürs Explorado ungewöhnlich: Eigentlich ein Mitmachmuseum, heißt es jetzt „bitte nicht anfassen“, aber ideal in Corona-Zeiten. Sonst ist nur die Baustelle vor dem Eingang geöffnet, drinnen erfüllt die Barbie-Ausstellung die Schutzvorgaben, während alle anderen Bereiche geschlossen sind. Über 1000 Exponate machen die Barbie-Welt seit ihren Anfängen anschaulich.
Eine Puppe zum schnellen Umziehen für Rollenspiele
Für Bettina Dorfmann ist Barbie vor allem eine Modepuppe, die man schnell umziehen kann und zum Rollenspiel einlädt. So künstlich und pink die Barbie-Welt mit ihren Ballkleidern auch sein mag, gelingt es der Ausstellung zugleich, den Blickwinkel zu ändern. „Barbie war von Anfang an berufstätig“, widerspricht Bettina Dorfmann dem Bild des Dummchens. High-School-Absolventin, Krankenschwester, Ärztin, Chirurgin – eine ganze Vitrine zeigt die Puppe in akademischen Berufen.
Sie ist Gärtnerin und Verkäuferin, Fallschirmspringerin und Feuerwehrfrau, Physikerin und Model, Rockstar und Astronautin, in den USA auch Präsidentschaftskandidatin. Sie fährt schon Auto, als viele Frauen noch keinen Führerschein haben, hat sogar eine Pilotenlizenz. In den 60er Jahren ist sie elegante Dame, in den 70ern wird die Modewelt bunter, die Haare länger, die Röcke kürzer, die Haut sonnengebräunt.
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Als Frauen mit Brillen noch Brillenschlange genannt wurden, trug Barbie Brille, eine andere hatte die damals als unschön geltenden Sommersprossen, und früh gab es auch schwarze Barbies. „Vor zwei Jahren kam sie als Imkerin heraus.“ In Barbie spiegeln sich Zeitgeist und gesellschaftliche Debatten, Barbie erzählt Kulturgeschichte. Und erfüllt nach wie vor Mädchenträume wie die vom eigenen Pferd – wenn es auch nur aus Plastik ist.