Duisburg. Mit 50 Jahren noch Model werden – das hat ein Duisburger geschafft. Warum Frauen und Männer im reifen Alter für die Werbeindustrie wichtig sind.

• Oliver Koopmann aus Duisburg ist mit 50 Jahren noch zum Model geworden.

• Der 52-Jährige ist eigentlich gelernter Speditionskaufmann. Seit drei Jahren allerdings steht er auch vor der Kamera.

• Die Werbebranche greift gerne auf Frauen und Männer im reifen Alter zurück. Sie wirken für viele Produkte oft glaubwürdiger.

Mit 50 Jahren Model werden – das hat Oliver Koopmann aus Duisburg geschafft. Der Speditionskaufmann mit grau melierten Haaren, der seine Stirn in tiefe Falte legen kann, steht oft vor der Kamera. Der 52-Jährige ist ein „Best-Ager-Model“: Er nimmt Rollen vor der Linse ein, bei denen das Alter nicht zählt, sondern es vielmehr um ein authentisches Auftreten geht.

„Ich muss mich manchmal noch kneifen“, sagt Oliver Koopmann. Wenn er bei einem Fotoshooting ist, von allen Seiten reichlich betüdelt wird, fühlt sich das für den 52-Jährigen noch unwirklich an. Noch vor etwa drei Jahren hatte er mit der Modewelt nichts am Hut. Bis seine Frau auf einen Artikel über Models im reifen Alter gestoßen ist.

Duisburger erobert die Werbewelt: Gegen den Jugendwahn in der Modewelt

Angetrieben von der Gattin und bestärkt von Freunden, posiert der Duisburger bei ersten Probeaufnahmen vor der Kamera – und findet gefallen. „Ich bin froh, es gewagt zu haben.“ Auf einer Plattform für Models im Internet ergattert er seinen ersten Auftrag: Aufnahmen für ein Hotel. Mittlerweile ist er mit seiner Sedcard bei zwölf Agenturen, die ihm passende Aufträge zuspielen und zu Castings schicken.

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Dabei stellt er für das Modeln im Alter klar: „Du musst als Mann keinen Sixpack mehr haben.“ Vielmehr geht es im Alter um „Charakterköpfe“. Menschen, die Mitten im Leben stehen, selbstbewusst sind und natürlich wirken – dazu zählen auch Falten, wie sie jeder in dem Alter schon hat.

Duisburger Model: Warum die Werbeindustrie auf reife Männer und Frauen setzt

Wichtig seien vor allem gerade Zähne, „und 1,80 Meter sollte Mann schon sein.“ Er selbst sagt von sich, eine gewisse Grundeitelkeit zu besitzen – „bei mir sind noch nie Haare aus den Ohren gewachsen.“ Er ist braun gebrannt, 1,84 Meter groß – und sobald die Kamera los klickt, schaltet er sein Werbelächeln ein: Der Kopf wird leicht zur Seite geneigt, mit weißen Zähnen und Lachfalten in die Linse gegrinst.

Für die Werbebranche wirken Frauen und Männer im reifen Alter oft glaubwürdig, und so wollen eben auch die dahinterstehenden Konzerne wirken. Egal ob bei Faltencremes, eine Lesebrille oder dem gefürchteten Potenzmittel – für Produkte dieser Art buchen Unternehmen Frauen und Männer, die ein Alter erreicht haben, in dem man ihnen durchaus erste Problemchen abnimmt.

Der Duisburger Oliver Koopmann übernimmt vor der Kamera die Rolle des Chefs

Oliver Koopmann spielte für eine Kosmetikfirma vor der Kamera etwa einen Schönheitschirurgen, den Arzt des Vertrauens mit blauen Augen. Oft verkörpert er den „Business-Typ“, der charismatische Mann im Chefsessel. Auch für ein Möbelhaus, Autos und einen Personaldienstleister stand er schon Modell. Er war auch mal bei einem Casting für Inkontinenzunterwäsche – „doch den Job habe ich nicht bekommen.“

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Kommt eine Absage und eine Firma entscheidet sich für ein anderes Model, „ist man schon enttäuscht“, gesteht der Duisburger. Dabei ist er froh, dass er finanziell nicht auf die Zusage angewiesen ist, sondern das Modeln als lukrativen Nebenverdienst sieht. Wie Branchenkenner wissen, liegen Tagesgagen bei gut und gerne 1200 Euro.

Das Modeln hat dem Duisburger gezeigt: Keine Angst mehr vor dem Alter

Seine Nebenrolle vor der Kamera hat dem Duisburger aber vor allem eines gelehrt: „Alter hat seinen Schrecken verloren“. Noch bevor die Lebensuhr die 50 überschritten hatte, war das halbe Jahrhundert für ihn eine „Horrorvorstellung“. Heute sagt er überzeugt: „Mit dem Alter bin ich attraktiver geworden.“ Das Erlebte habe ihm auch gezeigt, dass es nie zu spät ist, um im Leben etwas zu ändern und Neues zu wagen. Mit dem Modeln möchte er so schnell nicht aufhören und auch mit 80 Jahren noch vor der Kamera stehen – „dann eben für Treppenlifte.“

>>> Corona-Krise trifft auch die Modelbranche

  • Durch die Corona-Krise fielen für Oliver Koopmann Aufträge auch aus – ein Fototermin in Zürich wurde gestrichen. „Für die finanzielle Sicherheit“ ist er deshalb froh über seinen Job bei der Spedition.
  • Bilder von Shootings teilt der Duisburger auf der Fotoplattform Instagram unter „oliver.k.official“. Mehr Informationen und ein Blick in seine Modelmappe gibt es auf seiner Internetseite: www.oliverkoopmann-model.de