Duisburg-Rheinhausen. Problematische Corona-Regeln: Eine 80-Jährige konnte ihren Ausweis nicht verlängern, weil es Termine für das Rathaus Rheinhausen nur online gab.
Als Elke Ptak feststellte, dass sie einen neuen Personalausweis braucht, hatte sie mit diesen Problemen nicht gerechnet. Im Mai war das. Im August läuft das Dokument ab. Normalerweise erhält sie für diese Angelegenheiten telefonisch einen Termin beim Bezirksamt am Körnerplatz. Aber diesmal lief alles anders. So oft die 80-Jährige auch anrief, nie ging jemand ans Telefon. „Vier, fünf Wochen lang habe ich es versucht, vormittags, nachmittags, immer wieder. Da lief auch kein Band, nichts.“
Bis sie sich schließlich selbst aus Rumeln-Kaldenhausen auf den Weg machte. Vor der Tür des Bürgerbüros jedoch erfuhr ihr Einsatz ein jähes Ende. Der Sicherheitsdienst hielt sie auf. Wegen Corona, teilte er ihr mit, sind persönliche Besuche nicht erlaubt. Und Termine gibt es nur via Internet. Bloß, dass Elke Ptak leider nicht online ist. Was tun, fragt sich in Corona-Zeiten nicht nur sie.
Was den einen freut, stellt den anderen vor ungeahnte Schwierigkeiten. Die Corona-Krise hat der digitalen Welt einen rasanten Vorschub beschert. Der Online-Handel boomt. Homeoffice und Homeschooling sind Normalität geworden - Konferenzen, Sportangebote, Sprechstunden und Selbsthilfegruppen wurhttps://www.nrz.de/region/niederrhein/so-wirkt-sich-homeschooling-auf-die-zeugnisnote-aus-id229333266.htmlden ins Netz verlegt. Kultur- und Bildungsträger nutzen das World Wide Web. Gut für alle, die digital gut aufgestellt sind. Und schlecht für die anderen, etwa für Senioren wie Elke Ptak.
Wenn telefonisch niemand zu erreichen sei, gebe es halt keine freien Termine, erfuhr sie vor der Tür des Bürgerbüros. Da bliebe halt nur die Online-Vergabe. „Die können mich doch nicht zwingen, mir ein Handy anzuschaffen, mit dem ich ins Internet komme“, wundert sich Elke Ptak. Aufgeben gilt nicht. Nächster Versuch: die Töchter, beide absolut computertauglich. Doch die erste hatte Probleme mit der städtischen Homepage und schrieb schließlich eine E-Mail, die vier Tage unbeantwortet blieb. Und Elke Ptak war keinen Schritt weiter. Hier gibt es mehr Artikel aus dem Duisburger Westen
Bei der Duisburger Stadtverwaltung kann man die Aufregung nicht recht nachvollziehen. Ein couragierter Klick des Internet erfahrenen städtischen Pressesprechers fördert sogleich ein Datum für einen Termin zutage, 27. Juli, 12.56 Uhr – also theoretisch. Momentan sei der Andrang hoch, heißt es. Wegen der Schließung der Bezirksverwaltungen zu Beginn der Pandemie müssten besonders viele Fälle abgearbeitet werden. Die kommenden vier Wochen würden aber sukzessive freigeschaltet und seien dann auch buchbar.
Das Betreten des Bürgerbüros ist ohne Termin nicht möglich
Im Fall von Elke Ptak bedauere man, dass sie bislang keine Möglichkeit hatte, einen Ausweis zu beantragen. Aber wegen der geltenden Corona-Hygiene- und Abstandsregeln sei ein Betreten der Bürgerbüros nicht ohne Termin möglich. Und diese könnten momentan „grundsätzlich“ nur im Internet gebucht werden.
Unter www.duisburg.de/termine sei das Prozedere erläutert. Doch auch für Menschen ohne Internetzugang gibt es Hoffnung. Diese könnten sich beim Callcenter der Stadt unter 94000 melden. Die Mitarbeiter informierten dann die jeweilige Bezirksverwaltungsstelle, die Kontakt zu dem betroffenen Bürger aufnehme und telefonisch einen Termin vereinbare.
Inzwischen hatte Elke Ptaks zweite Tochter Erfolg. Ihre Mutter erhielt einen Anruf von der Stadt und hat jetzt einen Termin. Den Folgetermin, also für das Abholen des Personalausweises, kann sie vor Ort machen. Und so gibt es jetzt auch wieder Hoffnung für September. Denn dann würde Elke Ptak gern mit ihrem neuen Ausweis in den Urlaub fahren.