Duisburg. Kleinkunst auf der großen Duisburger Bühne: Das fordert alles vom Kabarettisten. Christoph Brüsken spickt sein Spezialprogramm mit Corona.
Kleinkunst auf der großen Bühne und vor spärlich besetztem Saal: Das ist eine schwierige Aufgabe, die Corona den Künstlern stellt. Aber erstens wird glücklicherweise gespielt, und zweitens ist Christoph Brüske ein Kabarettist, der auch im großen Theatersaal das Publikum erreicht. Das bewies er jetzt beim Gastspiel der „Säule“ im Stadttheater.
95 Abonnenten konnte „Säulen“-Chefin Martina Linn-Naumann mit dem Brüske-Abend eine Termin-Verlegung ersparen. Etwa 25 Vorstellungen im Kleinkunsttheater an der Goldstraße mussten in den Herbst und ins kommende Jahr verschoben werden. Das bietet normalerweise 99 Besuchern Platz, maximal 15 hätten unter den strengen Corona-Vorgaben kommen dürfen. Da die Künstler in der „Säule“ nur für die Abendeinnahmen auftreten, wäre ihr Honorar allzu mager ausgefallen.
„Säule“ ist zweimal zu Gast im Duisburger Theater
Nach den jüngsten Lockerungen könnte es im Herbst vielleicht mit zwei Vorstellungen pro Abend weitergehen, hofft Martina Linn-Naumann. Im Stadttheater darf sie vorerst zweimal gastieren an Terminen, die in den Spielplan passen: Nach Christoph Brüske kommt noch am 28. Juni Gunther Emmerlich. Auch vor ausverkauftem Haus.
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Wobei ausverkauft jetzt große Lücken bedeutet. Und das ist auch für Brüske, der mit seiner Spezialversion des Programms „Willkommen in der Rettungsgasse“ auftrat, eine Herausforderung. „Willkommen in der Sören-Link-Arena“, begrüßte er das Publikum. Und schaffte es mit äußerster Energie, den Funken dennoch überspringen zu lassen. Auch weil er mit seinem kräftigen Bariton bekannte Songs mit satirischen Texten raumfüllend anstimmte.
Vom „Homo Hakle“ und Corona-Nörglern
So dichtet er zur bekannten Reinhard-Mey-Melodie „Es gibt keine Klorollen mehr“. Überhaupt steht der erste Teil seines Programms ganz im Zeichen von Corona. Da erkennt der Mann im Homeoffice: „Ja, ich wusste, dass ich Kinder habe, aber seit Corona erst wie viele.“ Oder er lästert über den „Homo Hakle“: „Wer im Grunde seines Herzens ein Arschloch ist, muss das erst versorgen.“
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Und auch im letzten Teil des Programms, als er nach 75 Minuten aus seinem gerade erschienenen Buch „Virulent“ mit satirischen Kurzgeschichten liest, dreht es sich wieder um Corona. Dann aber sehr nachdenklich, wenn er all jene Nörgler, die neidisch auf die „Privilegien“ derjenigen in systemrelevanten Jobs schauen, mal fragt, ob sie tauschen möchten. Zum Beispiel mit der Altenpflegerin, die der Seniorin erklären muss, dass ihre Angehörigen nicht zu ihr dürfen.
Hinter Corona verblassen die politischen Themen
Dass alles, was zwischen diesen beiden „Corona-Scheiben“ liegt, dann etwas fad schmeckt, ist wohl der Pandemie geschuldet. So wie sich auch in privaten Gesprächen fast alles nur noch um Facetten dieses Themas dreht, verblassen die Themen des klassischen Kabaretts. Die „Andreas-Scheuer-Skala“, die die Fettnäpfchen pro Woche misst („er ist nicht doof, er hat nur Pech beim Nachdenken“), das blasse SPD-Führungsduo Walter-Borjans/Esken, die CDU-Kanzlerkandidaten, Flughafen BER, Verschwörungsgläubige und Veganer – Brüske lässt kaum etwas aus. Witzig ist es zumeist dann, wenn er seinen Text mit Bildern illustriert. Der Donald-Trump-Swing wird mit dem neuesten Ikea-Produkt noch schöner: „Trömp – der Vollpfosten“.