Duisburg-Mündelheim. 35 Millionen Tonnen Kies will die Industrie am Rhein in Duisburg abbauen. Dagegen kämpft der Bürgerverein Mündelheim jetzt mit Unterschriften.
In seinem Kampf gegen das im Mündelheimer Rheinbogen geplante Kiesabbaugebiet leitet der Mündelheimer Bürgerverein den nächsten Schritt ein: Er hat eine Online-Unterschriftenaktion gegen das Vorhaben der Kiesindustrie gestartet. Die Unterschriften sollen an das Ruhrparlament gehen. Denn: Das entscheidet darüber, ob in Duisburg neue mögliche Abbauflächen für Kies ausgewiesen werden.
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„Am ersten Tag haben wir direkt 30 Unterschriften bekommen“, freut sich Klaus-Dieter Drechsler, der Vorsitzende des Bürgervereins Mündelheim (BV). Dabei hat der BV seine Aktion noch gar nicht öffentlich bekanntgemacht; die ersten Unterschriften sind Reaktionen auf eine Rund-E-Mail. Für die Sammlung im Internet hat sich der BV bewusst entschieden, um örtlich nicht auf den eigenen Stadtteil begrenzt zu sein: „Für mich ist viel wichtiger, dass auch viele Duisburger dabei sind und vielleicht auch Krefelder“, sagt Drechsler. Die seien schließlich von einem etwaigen Kiesabbaugebiet im Mündelheimer Rheinbogen auch betroffen: Auf der anderen Seite des Flusses liegt Krefeld-Uerdingen.
In Duisburg könnten 35 Millionen Tonnen Kies abgebaut werden
Im Herbst 2019 waren Vorschläge von Kiesindustrie und IHK Niederrhein bekannt geworden, nach denen der Mündelheimer Rheinbogen die zweitgrößte von neun Flächen am Niederrhein sein soll, die nach den Vorstellungen der beiden Verbände als mögliche Kiesabbaugebiete in Zukunft infrage kommen. Auf 92 Hektar wollen sie dort den Rohstoff abbauen, der Grundlage ist für den Bau von Häusern, Straßen, Brücken. 35 Millionen Tonnen Kies könnten unter der jetzigen Landwirtschaftsfläche liegen, schätzt der Präsident des Bundesverbands Mineralische Rohstoffe. Damit könnte NRW rechnerisch zwei Jahre lang bauen, ohne einen weiteren Kiesel woanders abbauen oder importieren zu müssen.
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Gegen die Pläne gab es sofort Widerstand, auch aus der Duisburger Politik: Oberbürgermeister Sören Link kündigte notfalls rechtliche Schritte an, um eine Auskiesung des Mündelheimer Rheinbogens zu verhindern.
Kommunalwahl und Wahl zum Ruhrparlament werden über Kiesabbau entscheiden
Im Bürgerverein Mündelheim ist man allerdings besorgt, dass das nicht ausreichen könnte. Denn in diesem Jahr stehen zwei Wahlen an, die für das Vorhaben richtungsweisend sein können: Am 13. September findet nicht nur die Kommunalwahl statt, auch das Ruhrparlament wird an diesem Tag erstmals direkt von den Bürgern gewählt. Das Ruhrparlament entscheidet als Verbandsversammlung des Regionalverbands Ruhr über Änderungen des Regionalplans. „Wenn hier den Wünschen und Forderungen der Kiesindustrie nachgegeben wird, dann könnte der Regionalplan so geändert werden, dass der Kiesabbau im Mündelheimer Rheinbogen grundsätzlich möglich wird“, sagt Drechsler.
Bis kurz vor der Wahl will der BV daher seine Unterschriftenaktion online laufen lassen. Anschließend will er die Liste an sämtliche Fraktionen des RVR schicken. Ihnen hatte er im Februar schon Informationen zum Mündelheimer Rheinbogen geschickt, eine Ortsbesichtigung angeboten und um Stellungnahme gebeten. Bis jetzt habe aber nur die Linke reagiert, so Drechsler.
Im Mündelheimer Rheinbogen nistet nach Jahrzehnten wieder ein Storchenpaar
Einen seltenen Besuch in den Rheinauen interpretiert der Bürgerverein als willkommene, gefiederte Unterstützung in seinem Kampf gegen ein Kiesabbaugebiet: Ein Weißstorch hat sich in diesem Jahr im Rheinbogen niedergelassen und erfolgreich gebrütet. „Das ist das erste Mal seit über 40 Jahren“, sagt Drechsler. Der Weißstorch ist streng geschützt. Ihren Adebar wollen die Mündelheimer gerne wieder öfter im Stadtteil sehen. „Eine riesige Kiesgrube würde den Storch definitiv wieder vertreiben“, fürchtet Drechsler.
Hier geht’s zur Unterschriftenaktion des Bürgervereins Mündelheim gegen Kiesabbau im Rheinbogen.
<< DAS WILL DIE KIESINDUSTRIE
Der neue Regionalplan Ruhr wird zurzeit erarbeitet. Hier sollen auch Bereiche zur Gewinnung von Sand und Kies ausgewiesen werden, weil sie als Rohstoffe zur Sicherung der Daseinsvorsorge gelten.
Der Baustoffverband vero und die IHK Niederrhein haben dazu Standortvorschläge entwickelt. Zu diesen Standortvorschlägen gehört auch der Mündelheimer Rheinbogen.