Duisburg. Ein 34-Jähriger soll in Hochfeld seinen Nebenbuhler (57) mit 19 Messerstichen getötet haben. Seine Ex-Verlobte sagte zu Prozessauftakt aus.

Mit 19 Messerstichen soll ein 34-jähriger Mann aus Wanheimerort am 19. Dezember in Hochfeld einen 57-Jährigen in dessen Wohnung an der Gravelottestraße getötet haben. Kurz zuvor hatte ihm seine Verlobte per Textnachricht mitgeteilt, dass sie die Beziehung zu ihm beendet und sich lieber ihrem Nachbarn zuwendet. Wie ein wilder Stier war der Angeklagte daraufhin in die Wohnung des Mannes gestürmt, wo er das neue Paar auf dem Bett liegend vorfand. Nun steht er wegen Mordes vor dem Landgericht am König-Heinrich-Platz.

Die Anklage geht davon aus, dass die Tat heimtückisch geschah. Auch wenn der Angeklagte unter großem Getöse zunächst die Tür aufbrach und dann im Schlafzimmer mit einer Schreckschusspistole schoss, bevor er den Geschädigten mit einem Klappmesser attackierte. Doch selbst zu diesem Zeitpunkt habe der auf dem Bett liegende 57-Jährige nicht mit einem Angriff auf sein Leben gerechnet, behauptet die Staatsanwaltschaft.

Messerangriff: Opfer erlag noch am Tatort seinen schweren Verletzungen

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Obwohl medizinische Hilfe schnell zur Stelle war, erlag das Opfer noch am Tatort seinen schweren Verletzungen. Der Angeklagte wartete vor dem Haus auf die Polizei und ließ sich widerstandslos festnehmen. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft.

Kurz nach der Tat hatte der 34-Jährige gegenüber der Polizei ausgesagt, er habe aus der Wohnung des Geschädigten Sex-Geräusche gehört. „Da bin ich ausgerastet“, gab er zu Protokoll. „Ich bin in die Wohnung gestürmt und habe auf den Typen eingestochen. Ich war so wütend.“ Doch von dieser durchaus nachvollziehbaren Darstellung will der Angeklagte nun nichts mehr wissen. „Ich war so durcheinander, habe mich wohl nicht richtig ausgedrückt“, sagt er zum Prozessauftakt.

„Ich war froh, weil sie endlich die Wahrheit gesagt hat“

Und er faszinierte am ersten Verhandlungstag stattdessen mit einer neuen Version seiner Geschichte: Per Textnachricht habe ihm seine Verlobte mitgeteilt, dass sie die Beziehung beende, weil sie etwas mit dem Nachbarn habe. „Ich war froh, weil sie endlich die Wahrheit gesagt hat. Ich wollte zu ihr, um noch ein paar Sachen abzuholen und die Schlüssel zurück zu tauschen.“

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Aus der Wohnung des Nachbarn habe er Gesprächsfetzen gehört. Es habe sich so angehört, als sei der Mann wütend geworden. „Meine Freundin hatte mir gesagt, er habe sie schon einmal geschlagen.“ Als er Würgergeräusche vernahm, sei er in Panik geraten. „Ich habe mir Sorgen um sie gemacht.“ Er zog die Pistole, für die er einen Waffenschein hatte, und das Messer, das er stets bei sich getragen habe.

34-Jähriger deutet an, dass seine Ex-Verlobte die wahre Täterin sei

Doch zu seiner Überraschung fand er das Paar friedlich auf dem Bett liegend. Als er näher herantrat, habe der Geschädigte ihn gepackt. „Ich wollte nur wieder los kommen.“ Deshalb will der Angeklagte geschossen und dann zugestochen haben. Allerdings räumt er nur drei Stiche ein: Ins Bein, in den Bauch und die Seite. Für die anderen 16 Stiche hat er keine Erklärung. „Im Gefängnis haben mich Mitgefangene drauf gebracht, dass das auch meine Ex-Verlobte gewesen sein könnte.“

Die brach im Zeugenstand einige Male in Tränen aus. Die Beziehung mit dem Angeklagten sei über Jahre sehr schön gewesen. „Doch dann hat er immer mehr geklammert.“ Und sie freundete sich immer mehr mit dem Nachbarn an. Eine Liebesbeziehung ohne Sex. „Er war impotent“, so die Zeugin. Am Tattag habe sie sich dazu entschlossen, dem Angeklagten reinen Wein einzuschenken und die Beziehung zu beenden.

Zeugin: „Er hatte keine Chance sich zu wehren.“

Sie habe mit dem Geschädigten auf dem Bett gelegen und in Fernsehen geschaut. „Da gab es einen Riesenkrach und er stand plötzlich im Schlafzimmer. Er hat geschossen.“ Das Opfer habe keine Chance zur Gegenwehr gehabt. Das alles sei in Sekunden abgelaufen. Während sie zu ihrem in der Küche liegenden Handy spurtete und die Polizei verständigte, müsse der Angeklagte zugestochen haben. „Gesehen habe ich das nicht, aber es war alles voll Blut.“ Ohne nachzudenken nahm sie dem Angreifer das Messer weg, legte es ins Badezimmer.

Für das Verfahren sind bis 7. Juli drei weitere Sitzungstage geplant.

Notruf wurde aufgezeichnet

Der Notruf, mit dem die 33-jährige Zeugin und Ex-Verlobte des Angeklagten am Nachmittag des 19. Dezember 2019 die Polizei rief, wurde aufgezeichnet. Erschüttert hörten die Verfahrensbeteiligten und Prozesszuschauer die Tonaufzeichnung an.

„Mein Ex-Freund dreht durch“, hatte die Zeugin darin mit vor Aufregung keuchender Stimme gesagt. „Er bedroht meinen Nachbarn mit einem Messer.“

Mit überschlagender Stimme hatte die Frau gefordert: „Bitte kommen sie schnell. Es besteht Lebensgefahr.“ Ein Satz, dessen Wahrheit sich nur Minuten später auf traurige Weise bestätigen sollte.