Duisburg/Recklinghausen/Bochum. Im Fall Marvin, der nach langer Suche bei einem vorbestraften Mann gefunden wurde, beginnt Freitag der Prozess. Das sagt seine Mutter im Vorfeld.

Wegen 472-fachen Missbrauchs steht ab Freitag ein 44-jähriger Recklinghäuser in Bochum im Fall Marvin vor Gericht. Ein Tag, auf den Manuela B. aus Duisburg gewartet hat. Denn für sie gehört der Mann, der ihrem Sohn so viel Leid antat, für immer hinter Gitter.

Marvin verschwand im Sommer 2017 spurlos aus einer Wohngruppe in Oer-Erkenschwick. Zufällig wurde er im Dezember 2020 in Recklinghausen in der Wohnung des Angeklagten entdeckt, versteckt in einem Schrank. Die Polizei hatte die Wohnung durchsuchen wollen, weil gegen den einschlägig Vorbestraften der Verdacht bestand, dass er kinderpornografische Daten besitzt.

In den zweieinhalb Jahren, in denen Manuela B. um ihren Sohn bangte, ihn europaweit mit Flyern und Plakaten suchte, pflegte sie auch eine Facebookseite. Hier erinnerte sie mit Bildern an ihren Sohn, zelebrierte virtuell Geburtstage, Weihnachten, ließ sie andere teilhaben an ihrem Schmerz, ihrem Schicksal.

„Keine Gnade für Kinderschänder!

Seit Februar – ihr Sohn ist längst in Therapie – hat sie eine neue Mission: „Keine Gnade für Kinderschänder“ heißt die neue Facebookseite. Unter den Posts, die Fälle von Kindesmissbrauch in ganz Deutschland thematisieren, ist auch ein Bild von Marianne Bachmeier. Sie erschoss 1981 den Mörder ihrer siebenjährigen Tochter im Gerichtssaal. „Sie war eine Heldin!“, schreibt Manuela B. und mehr muss man wohl nicht wissen über ihre Gefühlswelt nach Bekanntwerden des Missbrauchs.

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Mit den Medien will die zweifache Mutter bis zum Prozess nicht sprechen. Ihre Kraft brauche sie für die anstehenden rund 30 Verhandlungstage, sagt sie. Nur so viel: „Ich hoffe auf eine hohe Strafe!“

Mutter wird von der Opferambulanz unterstützt

In der psychosomatischen Reha-Maßnahme, die Manuela B. Anfang des Jahres machte, wurde die 53-Jährige Rentnerin. Drei Herzinfarkte hatte sie da schon, ein vierter drohte. Von der Opferambulanz des Marienhospitals lässt sie sich auf dem Weg, der jetzt vor ihr liegt, intensiv begleiten.

An Verhandlungstagen, an denen ihr Sohn Marvin aussagen wird, solle die Öffentlichkeit ausgeschlossen werden. Ohnehin will sie ihn „im geschützten Rahmen“ lassen, damit er sich weiter von dem Erlebten erholen kann. Was wohl ein Spagat wird bei einem Prozess, der bereits im Vorfeld bundesweit Aufmerksamkeit erhält.