Duisburg. Den 120.000 städtischen Bäumen geht es schlecht. Nach zwei extrem trockenen Sommern droht der Super-GAU. Klimabäume könnten in Duisburg helfen.

Die Blätter vieler Stadtbäume hängen schlapp und eingerollt, manche Äste können sie nicht mehr versorgen. Sie sterben ab. Die Folgen von nunmehr drei trockenen Jahren haben Spuren hinterlassen an gut 120.000 Straßen- und Parkbäumen, die der Stadt Duisburg gehören. Es leiden vor allem junge Sorten unter dem Wassermangel. Die Wirtschaftsbetriebe helfen ihnen nun mit Wassersäcken unter die Arme.


60 Liter fassen diese Spender, die in einem Beutel um einen Stamm gelegt werden, aus dem nach und nach Wasser aus kleinen Löchern in den Boden fließen. Bäume sind durstig. Die Wirtschaftsbetriebe haben die Säcke in jüngster Vergangenheit kräftig aufstocken müssen auf gut 959 – eine Verdreifachung der Menge, sagt der Sprecher der WBD, Volker Lange.

Zwölf Wasser-Fahrzeuge sind in allen Duisburger Stadtteilen unterwegs

Zwölf Wasser-Fahrzeuge sind in allen Duisburger Stadtteilen unterwegs. Jedes von ihnen hat 1.000 Liter im Gepäck, um neu gepflanzte Bäume und Jungbäume in den Straßen und Grünanlagen zu versorgen. Auch die jahreszeitlich wechselnde Bepflanzung wird über sie bewässert.

Wasser marsch!
Wasser marsch! © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz


Ob das reicht? Denn „der Wasserverbrauch ist in den letzten Jahren zwangsläufig angestiegen, da wir kaum Unterstützung durch Regen bekommen“, berichtet Lange. Gerade der vergangene April ist als einer der trockensten in die deutsche Geschichte eingegangen, seit das Wetter dokumentiert wird. Stadtförster Stefan Jeschke schlug bereits im vergangenen Jahr Alarm: „Noch so ein Sommer wäre der Super-GAU.“

Die Kosten dieser Trockenheit steigen seit 2018 kontinuierlich an

Doch nun könnte dieser größte anzunehmende Unfall bevorstehen. Die Kosten dieser Trockenheit steigen zumindest seit 2018 kontinuierlich an, wenn auch Lange keine genaue Angaben machen kann, wie hoch sie sind – zu viele Faktoren spielen in den Erhalt der städtischen Bäume hinein, den die Wirtschaftsbetriebe übernommen haben, etwa auch die Kosten durch Pilzbefall. Oder die Kosten für Nachpflanzungen aufgrund von absterbenden Bäumen: 100 hat Duisburg 2019 allein in der Siedlung Hagenshof wegen der Trockenheit fällen müssen.


Acht Baumkontrolleure kontrollieren inzwischen ausschließlich die Bäume und halten deren Zustand und in einem digitalen Baumkataster fest. 30 Mitarbeiter sowie zusätzlich beauftragte Fachfirmen pflegen den von den WBD betreuten Baumbestand. Regelmäßig ruft man auch in der Bürgerschaft zur Mithilfe bei der Bewässerung auf.

Düsseldorf hat das Projekt Zukunftsbäume aufgelegt

Doch Wasser allein wird zukünftig nicht mehr reichen. Die Städte müssen umstellen auf so genannte Klimabäume. Nachbar Düsseldorf hat dazu bereits ein Projekt Zukunftsbäume aufgelegt. Bis 2023 will die Stadt jeweils eine Million Euro pro Jahr investieren. Dafür werden zum Beispiel jährlich 200 Neupflanzungen angestrebt. Vor allem aber setzt man hier im Straßenraum auf resistente und möglichst unterschiedliche Baumarten wie Zürgelbaum, Magnolie, Baumhasel, Buche, Edelkastanie, Eiche, Feldahorn, Linde.


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Nicht nur Klima, auch die Eignung als Bienenweide spielt hier eine Rolle. Denn 67 Prozent aller Straßenbäume der Landeshauptstadt sind nur fünf Baumgattungen zuzuordnen. Vielfalt erhöht die Chance, dass Trockenheit und Baumkrankheiten den Bestand nicht zu sehr schwächen und das Stadtklima gefährden.

Duisburg will verstärkt „Klimabäume“ einsetzen

Dass Bäume für das Mikroklima in der verdichteten Stadt eine wichtige Rolle spielen, hat die Stadt Duisburg ebenfalls erkannt. Ähnlich wollen daher auch die Duisburger Wirtschaftsbetriebe verstärkt so genannte „Klimabäume“ einsetzen, um den noch großen Bestand an städtischen Bäumen zu erhalten. „Erlen, Eberesche, Hainbuche sind Arten, die Trockenheit besser vertragen“, nennt Lange beispielhaft.