Duisburg/Essen. Maschinensucher.de will dem MSV fünf Jahre im Voraus für die Rechte am Stadionnamen zahlen. Wer hinter der Firma steckt, wie ihre Chancen stehen.
Das Coronavirus ist der schwerste Gegner des MSV Duisburg. Für den Verein sei „die Sicherung der Liquidität“ aktuell eine größere Herausforderung als im Jahr des Zwangsabstiegs 2013, sagte Präsident Ingo Wald jüngst. Obendrein hat die Pandemie Schauinsland-Reisen, Namensgeber der Arena und jahrzehntelanger MSV-Verbündeter, mit voller Wucht getroffen. Wie viele Verträge mit Spielern läuft auch der Zehnjahresvertrag für das Namensrecht am 30. Juni ab – und es ist weiterhin unklar, ob der Tabellenführer der 3. Liga aufsteigen wird. In diese Multiproblemlage hinein hat die Essener Machineseeker Group verkündet, sie wolle mit ihrem Online-Marktplatz Maschinensucher.de Namensgeber des Stadions werden – und den Zebras sogar fünf Jahre im Voraus zahlen. Wer steckt hinter diesem „Start-up“? Was verspricht es sich vom Sponsoring, und wie stehen seine Chancen?
Über die Ambitionen der Firma (wir berichteten) und deren Verhandlungen mit MSV-Stammvermarkter Lagardère plauderte Sven Schmidt, einer der beiden Geschäftsführer und Marketing-Profi, publikumswirksam im Podcast der „Online Marketing Rockstars“ (OMR). Beim MSV und seinen Partnern irritierte das manchen. Das Interesse sei aber mehr als ein Marketing-Gag, versichert Schmidt im Gespräch mit unserer Redaktion.
Maschinensucher.de: Europas größter Marktplatz für Gebrauchtmaschinen
Maschinensucher.de ist alles andere als eine kleine Neugründung. Der gebürtige Essener Thorsten Muschler (46) war mit der Plattform bereits 1999 online, inzwischen ist sie Europas größter Marktplatz für Gebrauchtmaschinen (siehe Infobox).
Das ist Maschinensucher.de
Wie bei Ebay oder Mobile.de können Firmen und Privatleute auf Maschinensucher.de – und auf Machineseeker.com sowie via App europaweit – gegen Bezahlung inserieren. Mehr als 8100 Kunden bieten vom Betonmischer bis zum Kran über 200.000 Maschinen aller Größenordnungen und Einsatzbereiche an, darunter besonders viele Metallbearbeitungs- und Werkzeugmaschinen, Transport- und Nutzfahrzeuge.
Sogar eine sechs Millionen Euro teure Gasturbine wechselte über die Plattform schon den Besitzer. Im Schnitt seien die Maschinen 20.000 Euro wert, sagt Geschäftsführer Sven Schmidt. „Wir haben ein Anfragevolumen von fast 40 Milliarden Euro jährlich, zwei Prozent der Anfragen führen zu Verkäufen.“ Das Unternehmen brauche zwar den Welthandel, habe in der Corona-Krise jedoch Reichweitenrekorde verbucht und Marktanteile ausgebaut.
Den Internetpionier im Essener Südviertel unterstützt Schmidt seit 2016. Der Getgo-Mitgründer hat schon als Unternehmensberater für McKinsey und bei der Risikokapital-Beteiligungsgesellschaft Accel Partners gearbeitet. In der Digital- und Marketingszene polarisiert der 45-Jährige als meinungsfreudiger Stammgast im OMR- sowie im Deutsche-Startups.de-Podcast. Der Düsseldorfer gibt sich als „Sportfreak“ und „Fortuna-Fan“ zu erkennen. Er sorgte dafür, dass Maschinensucher.de bei neun Fußball-Zweitligisten Bandenwerbung macht und Trikotsponsor von Darts-Superstar Michael van Gerwen wurde: „Maschinenkäufer sind Männer – da passen Fußball und Darts.“
Von einer Maschinensucher.de-Arena in Duisburg verspreche sich das Tech-Unternehmen auch „employer branding“, sagt Schmidt. „Wir haben 43 Mitarbeiter und wollen in den nächsten zwei Jahren auf über 80 wachsen.“ Um als Arbeitgeber bessere Chancen bei „Top-Absolventen“ der Hochschulen in Duisburg, Essen, Bochum und Gelsenkirchen zu haben, wolle Maschinensucher.de über den Stadionnamen in der Region bekannter werden. Duisburg passe als Stahl- und Industriestandort zur Marke, „weil man hier mit Maschinen noch etwas anfangen kann“.
Maschinensucher.de würde dem MSV gerne einen Festpreis zahlen
Im Dezember erst rettete die Mehrheit im Stadtrat die verschuldete Stadionprojektgesellschaft – und damit indirekt den MSV – mit Millionenzuschüssen vor der Pleite. Und nun wirbt Schmidt: „Bevor die Politik den Verein mit Steuergeldern retten muss, kann das mit unserem Geld passieren. Wir sind bereit, im Voraus zu zahlen – siebenstellig für fünf Jahre.“ Die Namensrechte liegen nicht bei der Stadionprojektgesellschaft, dem Besitzer der Arena, sondern bei der MSV Duisburg GmbH & Co. KGaA. Diese hat Lagardère auf die Suche geschickt. „Zum Stand und zu Details werden wir uns nicht äußern“, sagt MSV-Sprecher Martin Haltermann.
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Wenn‘s nach Sven Schmidt ginge, würde Maschinensucher einen Festpreis zahlen – und hätte bis zu zehn Jahre Planungssicherheit. „Wir wollen uns ja nicht gegen einen Aufstieg des MSV in die Bundesliga versichern müssen.“ Denn mit Aufstiegen steigen mediale Reichweite und Preis. Für Maschinensucher.de aber wäre die erste Liga eine Nummer zu groß, der mediale Mehrwert für das Business-to-business-Geschäft eh begrenzt. Andererseits rentiert sich ein solches Namenssponsoring erst nach Jahren. Vor der Corona-Krise sei ein Stadionname in der zweiten Liga im Schnitt 650.000 Euro pro Jahr wert gewesen, so Schmidt, „in der dritten Liga etwa die Hälfte“.
Schauinsland-Reisen: Mit dem Aufstieg würde eine Verlängerung wahrscheinlicher
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Schmidt schätze die Chancen auf eine Maschinensucher.de-Arena auf ein Drittel ein, sagt er: „Wir sind einer von drei Bewerbern.“ Zu Spekulationen über einen weiteren Interessenten aus dem Vereinsumfeld äußert man sich beim MSV ebenfalls nicht.
Für Schauinsland-Reisen bekennt Andreas Rüttgers, Leiter des Fluggeschäftes und ehemaliger MSV-Präsident (siehe Artikel unten): „Es wäre es aus Marketinggründen nicht schön, den Stadionnamen abzugeben.“
Mit dem Aufstieg würde eine Verlängerung mit Schauinsland wohl wahrscheinlicher. Statt etwa 800.000 Euro würde der MSV acht bis neun Millionen Euro an TV-Geldern kassieren und müsste sich bei der Auswahl des Namensgebers nicht einzig nach dem Höchstgebot richten.
Sven Schmidt: „Werden nicht bereit sein, mehr zu zahlen“
Auch andere Sponsoren und die Stadionprojektgesellschaft – Gesellschafter sind auch die Stadt (50,1 Prozent) und Schauinsland-Reisen (27,3 Prozent) – kann der MSV nicht übergehen. Sven Schmidt indes gibt sich wenig kompromissbereit: „Wir werden nicht bereit sein, mehr zu zahlen. Ein emotionales Thema ist das für uns nicht. Für uns muss sich die Gegenleistung lohnen.“ Die Entscheidung wird wohl nicht vor der in der 3. Liga fallen.