Duisburg. Das Projekt Duisbürger musste coronabedingt wie andere Arbeitsgelegenheiten für Langzeitarbeitslose eine Zwangspause hinlegen. So geht es weiter.

Die Maßnahme ist als Gewinn für beide Seiten konzipiert: Langzeitarbeitslose unterstützen Senioren bei haushaltsnahen Dienstleistungen, bekommen so wieder eine Regelmäßigkeit in ihren Tag, pflegen soziale Kontakte, verdienen sich mit einer Aufwandsentschädigung etwas zum Arbeitslosengeld dazu.

Umgekehrt erfahren die Senioren zusätzliche Unterstützung, etwa beim Einkauf, bei Arztbesuchen oder beim Vorlesen der Zeitung. Mitte März wurden die Maßnahmen aber komplett gestoppt - Kontaktsperre auf allen Ebenen.

Kunden vom Stopp hart getroffen

Birgit Mölders, stellvertretende Geschäftsführerin des Jobcenters in Duisburg, berichtet, sie habe viel getan, um den völligen Stopp, der auf Bundesebene verhängt wurde, abzumildern. „Das hat unsere Kunden hart getroffen“, sagt sie. Ausnahmen konnte sie am Ende aber nicht zulassen. Zu groß seien die Gesundheitsgefahren sowohl für die Kunden, von denen viele über 50 Jahre alt oder vorerkrankt seien, als auch für die Senioren, die per se zur Risikogruppe gehören.

Dennoch wolle man jetzt das Anlaufen der „Arbeitsgelegenheiten mit Aufwandsentschädigung“, wie die Zwei-Euro-Jobber-Maßnahme offiziell heißt, in jeder der rund 2200 Einsatzstellen bei verschiedenen Trägern in Duisburg prüfen - und wieder anlaufen lassen.

Neustart auf freiwilliger Basis geplant

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Teilnehmer, die klagten, dass ihnen von jetzt auf gleich die Aufwandsentschädigung wegbrach und damit bis zu 270 Euro monatlich, kann sie zwar verstehen. Aber das Geld ist zwingend an die Ausübung der Tätigkeit geknüpft, soll für Fahrtkosten, Essen und besondere Kleidung genutzt werden.

Das Bundesarbeitsministerium sehe jetzt eine leichte Öffnung auf absolut freiwilliger Basis vor - wichtigste Bedingung sei, dass der Arbeitsschutz eingehalten werden müsse. „Das bedeutet im Einzelfall, dass der Einkauf erlaubt sein kann, aber nicht das Vorlesen der Zeitung“, beschreibt Mölders. Sie wolle auch nicht verantworten, dass sich ein Klient mit Vorerkrankungen in öffentliche Verkehrsmittel setze.

Holperige Kommunikation zwischen Trägern und Teilnehmern

Eine Teilnehmerin des Projekts Duisbürger bei der GfB kritisierte im Gespräch mit der Redaktion, dass der Informationsfluss schlecht gewesen sei und vieles unklar blieb. Sie will anonym bleiben. Gern habe sie sich um die Senioren gekümmert, auf das Zusatzeinkommen hatte sie sich verlassen, ging Zahlungsverpflichtungen ein. Ob die Maßnahme verlängert wird oder wie sonst die berufliche Karriere weitergehen könnte - alles ungewiss, so klagt sie.

Frank Dederichs von der GfB hofft, dass Ende Mai die Arbeit wieder aufgenommen werden könne. Aktuell sei man dabei, die Hygienevorgaben umzusetzen. Eine Kommunikation zwischen Teilnehmern und den Jobcoaches bei der GfB habe es gegeben, aber nicht organisiert zu den Senioren. Da habe man auf die gewachsenen Kontakte mit den Teilnehmenden gesetzt. In vielen Details sei man auf die Entscheidungen des Jobcenters angewiesen, grundsätzlich will er das Projekt „herzlich gern“ weiterführen.

„Ungewissheit müssen wir alle ertragen“

Mölders sagt, dass man per Telefon und Mail Kontakt gehalten habe. Man habe aber von Woche zu Woche gucken müssen, wie bundesweit entschieden wird. „So schnell wird es auch nicht vorbei sein. Die Ungewissheit müssen wir alle ertragen“, betont sie. Die Jobcenter-Chefin würde die letzten Monate gern als Unterbrechung werten und die Zeit des Projektes hinten dranhängen. Denn grundsätzlich wertet sie die Duisbürger und andere Arbeitsgelegenheiten als „Erfolgsprojekt: Rund 10 Prozent der Teilnehmer werden danach weiter vermittelt.“ Für die niederschwellige Maßnahme, die sich an Menschen richtet, die große Hemmnisse für den Arbeitsmarkt mitbringen, sei das ein guter Schnitt.

Wer nach der Zeit im Projekt - im Schnitt 24 Monate - noch nicht vermittelt wird, für den werde nach Anschlusslösungen gesucht, sagt Jobcenter-Sprecherin Katrin Hugenberg, etwa bei berufsorientierenden Maßnahmen oder Qualifizierungen. Die meisten Langzeitarbeitslosen hätten keine Berufsausbildung, manche würden zudem psychische Beeinträchtigungen mitbringen. Die Arbeitsgelegenheit sei ein erster Schritt, wieder täglich einer Arbeit nachzugehen, sie gebe Sinn, mache Spaß - und bereite auf das langfristige Ziel 1. Arbeitsmarkt vor.