Duisburg. Nach der Infektionskette im Awocura-Altenheim in Duisburg meldet die Alpha Demenz-WG in Homberg den ersten positiv getesteten Corona-Fall.

Nach dem Awocura-Heim in Duisburg-Wanheimerort, in dem zuletzt über 40 Mitarbeiter und Bewohner an Covid-19 erkrankten, ist jetzt die nächste Pflegeeinrichtung betroffen: In der Alpha-Demenz-WG des Sozialwerks St. Georg in Homberg wurde eine Mitarbeiterin positiv getestet.

„Sie hat Symptome, aber keine, die sie in die Nähe eines Krankenhauses bringen würden“, sagt Thomas Kaczmarek, Geschäftsführer des Sozialwerks St. Georg am Niederrhein. Seit Montagfrüh die Nachricht vom positiven Testergebnis kam, ist viel Bewegung im Haus: Mit dem Gesundheitsamt abgestimmt rückten die Johanniter und der Katastrophenschutz an, um alle Klienten sowie alle verfügbaren Mitarbeiter zu testen. Weitere Mitarbeiter würden im Laufe des Dienstag getestet. „Sobald es in Gemeinschaftseinrichtungen, wie hier das Altenheim, Infizierte oder Verdachtsfälle gibt, werden grundsätzlich alle Mitarbeiter und Bewohner getestet“, erklärte Stadtsprecherin Gabi Priem

Duisburg: „Wir haben damit gerechnet, dass Corona uns auch irgendwann trifft“

Um die Demenzkranken nicht zu verschrecken, seien die verhüllten und maskierten Johanniter-Mitarbeiter, die „wie Aliens aussahen“, immer von einer Kontaktperson begleitet worden, die die Bewohner kennen und die das Prozedere erklären konnte, sagt Kaczmarek.

Der Geschäftsführer des Sozialwerk am Niederrhein Thomas Kaczmarek.
Der Geschäftsführer des Sozialwerk am Niederrhein Thomas Kaczmarek. © Volker Herold

„Wir haben die WG’s strikt voneinander getrennt, eigene Teams gebildet, den Nachtdienst verstärkt“, beschreibt Kaczmarek die Maßnahmen. Bei der weltweiten Lage habe er damit gerechnet, „dass es auch uns irgendwann trifft, fertige Pläne lagen in der Schublade“. Im Umgang mit Patienten habe man die Schutzmaßnahmen über die Wochen sukzessive aufgestockt, seit gestern würden die Bewohner nur noch mit Schutzkittel, -handschuhen, - brillen sowie FFP2-Masken gepflegt. Material sei ausreichend vorhanden, das Unternehmen habe vor Wochen eine eigene Materialbeschaffung eingerichtet.

Kaczmarek nennt die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt hervorragend, „das hätte nicht schneller gehen können“. Die Tests würden mit Priorität behandelt, er hofft Mittwoch auf erste Ergebnisse.

Viele Klienten haben mehrere Krankheiten, sind besonders gefährdet

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Nach der extremen Entwicklung im Awocura-Heim, das auch drei Todesfälle beklagt, wuchs die Sorge bei St. Georg. „Wir versorgen mehrere hundert Klienten in ambulanten WG’s, viele sind multi-morbid, leiden unter mehreren Krankheiten.“ Sie seien bei einer Ansteckung mit Covid-19 besonders gefährdet.

Die Demenz-WG’s waren bislang bekannt für ihre offene, niederschwellige Besuchsregelung. Angehörige konnten 24 Stunden täglich ihre Familienmitglieder besuchen. Das fällt seit Wochen weg - „und wir werden es über Monate nicht wieder einführen können“, glaubt Kaczmarek. Um Kontaktabbrüche zu verhindern, werde mit Telefon und Skype gearbeitet, in einer Einrichtung in Neukirchen-Vluyn sei sogar ein Roboter mit einem Tablet im Einsatz, „aber nichts ersetzt die echte Begegnung mit Angehörigen“. Das Personal sei verstärkt worden, um mehr Struktur in die Tage zu bekommen, allein: „Es bleibt ein Kompromiss“.

Begegnungen mit Angehörigen müssen wieder möglich sein

Seine persönliche Meinung ist, dass man in den nächsten Wochen nachjustieren müsse. „Es kann nicht sein, dass Menschen in ihrem letzten Lebensjahr keine Angehörigen mehr sehen können. Da wird es Abwägungen geben müssen, unter welchen Schutzmaßnahmen Begegnungen möglich sein können.“

Das Sozialwerk St. Georg ist ein Unternehmen mit 2500 Mitarbeitern in NRW. Zu den Angeboten für Menschen mit Assistenzbedarf gehören Demenz-WGs, Einrichtungen für Menschen mit geistiger Behinderung, psychischen Erkrankungen, Suchterkrankungen oder Autismus. Das Sozialwerk hat rund 50 Einrichtungen, pflegte in 2018 rund 4600 Menschen.

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