Duisburg. Möbelhäuser dürfen wieder öffnen. Vor der Ikea-Filiale in Hamborn bildeten sich lange Warteschlangen. Wie es anderen Möbelhändlern geht.

Eine etwa 300 Meter lange Menschenschlange wartet am Mittwochmorgen vor dem Eingang der Duisburger Ikea-Filiale in Hamborn. Als um Punkt 10 Uhr die Türen öffnen, trotten die Kunden ins Möbelhaus – immer in 1,5 Metern Abstand, so geben es die gelben Hinweise vor, die auf dem Asphalt kleben. Viele der Besucher tragen Mundschutz.

Für etwa fünf Wochen waren Möbelhäuser wegen Corona geschlossen. Seit Montag, 20. April, dürfen sie wieder öffnen. „Wir haben bewusst erst Mittwoch geöffnet“, sagt die Ikea-Filialleiterin Sandra Schlahn, „um Hygienemaßnahmen vorzubereiten“.

Ikea in Hamborn: nur 500 Kunden dürfen gleichzeitig rein

Vor dem Eingang stehen zwei Sicherheitsmänner in gelben Warnwesten. Sie zählen die Kunden. „Wir lassen nur 500 Personen gleichzeitig hinein“, sagt Schlahn. Laut Erlass dürfte in NRW sogar pro zehn Quadratmeter eine Person Einlass bekommen. Ikea hat von sich aus die Zutrittsregel auf 20 Quadratmeter pro Person verschärft.

Anders als in Supermärkten darf man ohne Einkaufswagen hineingehen. Die Mitarbeiter hinter den Infoständen sind durch Plexiglas-Scheiben geschützt. Zusätzlich sind Markierungen auf dem Boden befestigt, damit Kunden Abstand halten. Auch Durchsagen weisen darauf hin, anderen nicht zu nahe zu kommen. „Gemeinsam schaffen wir das“, sagt eine freundliche Stimme aus dem Lautsprecher.

Die Stimmung auf den Gängen ist ruhig, zwei Männer mit Mundschutz lassen sich auf ein Sofa fallen, zehn Meter entfernt hockt ein Paar über einem Tischchen und streicht über die Oberfläche. Die Menschen halten Abstand voneinander.

Kurzarbeit und "Click and Collect"

Wirtschaftlich geht es Ikea wegen Corona nicht gut. „Wir haben Kurzarbeit angemeldet.“ Schlahn erwartet nicht, dass nun so viele Kunden kommen, dass die Schäden ausgeglichen werden. Positiv sei aber, dass viele Kunden während des Lockdowns übers Internet Waren bestellt hätten. „Unser Service ‚Click and Collect‘ wurde sehr gut nachgefragt.“

In den Einkaufswagen der Kunden liegen Artikel wie ein Kaktus, eine Fußmatte und Mülleimer. Eine 38 Jahre alte Frau mit einem Kind, das im Einkaufswagen sitzt, musste einen neuen Schrank kaufen. Sie ist gerade umgezogen.

Eine andere Frau, die Kopftuch trägt, kauft „lernmotorische Sachen“ für ihre drei Kinder. „Nichts Lebensnotwendiges, aber den Kindern ist langweilig zu Hause,“ sagt sie. Es wundert sie nicht, dass die Atmosphäre im Geschäft ruhig und geduldig sei. „Das ist die Kultur in Deutschland.“

Als zwei Mädchen sehen, dass das Ikea-Restaurant am Ausgang geschlossen ist, reißt eine von ihnen ihre Augen weit auf und schlägt die Hände an die Backen. Sie seien vor allem wegen der schwedischen Fleischbällchen her gekommen. „Wir wollten unbedingt Köttbullar essen,“ sagt sie. Ein Glück hat Ikea auf Twitter kürzlich das Rezept verraten.

Möbelhaus Rüsen: ein paar hunderttausend Euro Verlust

Oliver Brand leitet das Möbelhaus „Rüsen“ in Wanheim-Angerhausen. Er hat sein Geschäft vergangenen Montag schon wieder geöffnet, unter ähnlichen Hygienevorschriften wie Ikea. „Die Coronakrise hat den Laden und die Mitarbeiter hart getroffen“, sagt er. „Null Einnahmen und alle Kosten laufen weiter.“ Er habe ein paar hunderttausend Euro Verlust gehabt.

Er könne nicht verstehen, dass Baumärkte offen bleiben durften, sein Möbelhaus aber nicht. „Das begreift niemand.“ Denn es würden ja nur etwa 100 Kunden täglich kommen und sich auf 15.000 Quadratmeter Verkaufsfläche verteilen.

Hinzu kommt, dass das das Geschäft außerhalb der Innenstadt liegt und deswegen die Innenstadt nicht durch die Öffnung übervölkert wird. Die Krise hat aber auch etwas Positives: „Drei Jahre haben wir an unserem Online-Shop getüftelt. Unter dem Druck von Corona ist er jetzt fertig.“ Doch besonders stark wird er noch nicht besucht.

Möbel Dvorak: "Kunden halten uns die Treue"

Besser läuft der Online-Store von Henning Koopmann. Er ist Geschäftsführer von „Möbel Dvorak“. „Wir hatten während der Krise 30 bis 40 Kunden über den Online-Store“, sagt er. Beratungsgespräche haben Mitarbeiter telefonisch durchgeführt.

Seit Montag finden sie wieder im Geschäft an den großen Esstischen im Erdgeschoss statt. „Da können wir den nötigen Abstand einhalten“, sagt Koopmann. Die ersten Tage seit der Öffnung liefen super: „Die Kunden halten uns die Treue. Da sind wir sehr dankbar.“ Er findet die Entscheidung vom Land richtig. „Das sichert Arbeitsplätze.“

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