Duisburg. Die “MSC Magnifica“ irrt im Meer umher. Behörden verbieten dem Kreuzfahrtschiff aus Corona-Angst das Anlegen. Zwei Duisburger berichten von Bord.
Es sollte eine Weltreise in den nahenden Ruhestand werden. Doch für ein Duisburger Paar wurde die Kreuzfahrt auf der MSC Magnifica vor der australischen Küste zu einer schwimmenden Quarantäne mit Vorzügen. Seit Tagen irrt das Kreuzfahrtschiff mit mehr als 2000 Passagieren auf der Suche nach einem Ausschiffungshafen vor der Küste umher – mit bislang ungewissem Ausgang.
„Wir wollen einfach nur nach Hause“, sagen Ulrike (65) und Karlheinz Lohmann (67) aus Duisburg. Sie schippern mit der MSC Magnifica aktuell vor dem australischen Küstenort Perth umher. Der letzte Landtag liegt bereits 16 Tage zurück, im neuseeländischen Wellington war das. „Allmählich kommen wir uns vor wie auf einem mittelalterlichen Seuchenschiff.“ Denn: Keine Landesbehörde will in der Corona-Krise die Passagiere aufnehmen.
MSC Magnifica: Kreuzfahrtschiff auf der Suche nach einem Hafen
MSC Cruises hatte die weltumrundende Kreuzfahrt bereits offiziell für beendet erklärt. Gesucht wird nun ein Ausschiffungshafen, der ein Anlegen erlaubt und die sichere Heimreise der Passagiere ermöglicht. Der Plan, Dubai anzusteuern, wurde von den Behörden der Vereinigten Arabischen Emirate durchkreuzt. Der Hafen ist für ausländische Schiffe gesperrt. Die Suche nach einem Hafen geht für die MSC Magnifica also weiter.
In 117 Tagen sollte es für die Lohmanns einmal rund um den Globus gehen. Von Genua in Italien ging es Anfang Januar Richtung Lebenstraum: sechs Kontinente, 25 Länder und 43 atemberaubende Reiseziele. Rio de Janeiro in Brasilien, Französisch-Polynesien im Pazifik und Auckland in Neuseeland – „es waren genau 70 unvergessliche Tage“. Dann kam den Passagieren das Coronavirus in die Quere.
Coronavirus: Wohl keine positiv getesteten Passagiere an Bord
Ziele sind ins Wasser gefallen. Papua-Neuguinea, Indonesien und Indien. Gestrichen. Stattdessen die Heimreise, die viele Passagiere in Zeiten der globalen Pandemie nachvollziehen können. „Der größte Teil der Passagiere ist über 65 Jahre und viele sind schon aus Altersgründen nicht in kerngesundem Zustand. Ein einzelner Infizierter würde in diesem Mikrokosmos in kürzester Zeit zu einer Vielzahl von schwersten Erkrankungen führen“, sagt Ulrike Lohmann.
Auch interessant
An Bord soll es keine positiv auf SARS-CoV-2 getesteten Menschen geben. Zum Schutz ist das Schiff in selbst gewählter Quarantäne. Die Passagiere dürfen sich frei bewegen, sollen aber Abstand zueinander halten. Platz bietet das 290 Meter lange Schiff mit 1259 Kabinen für 3223 Passagiere allemal. Das große Ziel ist es, virenfrei zu bleiben: „Nur so haben wir die Chance, einen Hafen zu finden, der uns aufnimmt.“
Rederei plant Route nach Europa – ohne Hafenstopp
Doch selbst australische Behörden gehen im Umgang mit dem Kreuzfahrtschiff kein Risiko mehr ein: Im Laufe der nächsten beiden Tage wird Proviant und Trinkwasser verladen. „Allerdings dürfen wir noch nicht einmal dafür in den Hafen.“ Stattdessen wird das Schiff mittels eines schwimmenden Lastkranschiffes beladen, berichtet die Duisburgerin: „Gestern hatten wir ständig ein Beobachtungsflugzeug über uns.“
Auch interessant
Der aktuelle Plan der MSC: Ohne Hafenstopp soll es bis nach Europa gehen. „Ein langer Weg ins Mittelmeer“, so der Kapitän zu den Passagieren. Denn dieser Weg wird voraussichtlich drei Wochen dauern. Ob dann ein Hafen die Ausschiffung erlaubt? Ungewiss. „Wir können nur hoffen, dass die aktuellen Entwicklungen bis dahin eine Öffnung der Häfen und unser Aussteigen erlaubt“, sagt die Duisburgerin hoffnungsvoll.
Am Bord der MSC Magnifica: Stimmung wird "explosiver"
An Bord versucht die Crew weitestgehend Normalität zu schaffen: „Wir fühlen uns hier sicher, gut aufgehoben und bestens versorgt – inklusive Klopapier“, lobt das Paar die Bemühungen. „Es wird auch geputzt und desinfiziert, was das Zeug hält.“ Dennoch sei die Situation belastend: Der eingeschränkte Bewegungsraum und die Unsicherheit, wie es weitergeht, nagen an den Nerven des Duisburger Paars.
Auch die Stimmung unter den Passagieren werde immer „explosiver“ – „einige unserer Mitreisenden hatten schon bei der viertägigen Atlantiküberquerung eine unangenehm kurze Zündschnur.“ Wo doch nun voraussichtlich 21 Seetage folgen.