Duisburg. Schutzmasken mit Atemfilter sollen Pflegepersonal von Corona-Patienten schützen. Doch diese Masken sind knapp, bestätigen Duisburger Kliniken.
Steigen die Zahlen der Corona-Erkrankten weiter wie bisher, dann werden sich bald die Intensivbetten in den Duisburger Kliniken füllen. Bei der Versorgung der Patienten schützt dort ein „Safe Shield“ mit Haube, Brille und einer Maske mit Atemfilter das Pflegepersonal vor einer Infektion. Doch diese so genanten FFP2/FFP3-Masken, die dann in großer Zahl gebraucht werden, können schnell knapp werden, bestätigen auch Duisburger Krankenhäuser.
Intensiv-Krankenschwester: Auch für uns gibt es kein Medikament
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Die Duisburger Fachkrankenschwester für Intensivmedizin und Anästhesie, die sich in der Redaktion meldet, ist entsetzt. Sie ist bei einem Personaldienstleister angestellt, der medizinisches Personal an Klinken verleiht. „Ich bin seit 37 Jahren in der Intensivmedizin“, sagt sie. „Was uns heute mitgeteilt wurde, macht mich sprachlos.“
In einer großen Klinik einer Nachbarstadt, dort ist die Duisburgerin derzeit eingesetzt, habe die Stationsleitung den Beschäftigten mitgeteilt, dass wegen absehbarer Knappheit eine Mehrfach-Verwendung der Filtermasken erforderlich sein könne.
Diese Ansage des Arbeitgebers ist vom Robert-Koch-Institut (RKI) gedeckt. Das hat am 13. März eine Richtlinie zum „ressourcenschonenden Einsatz von Mund-Nasen-Schutz“ herausgegeben (s. Infobox). „Das ist unfassbar“, findet die Fachkraft. „Das bedeutet, dass wir als Kanonenfutter ohne Waffen in den Krieg ziehen sollen.“
Auch jüngere Corona-Patienten mit einem schweren Krankheitsverlauf zu sehen, habe nicht nur sie beeindruckt, berichtet die Duisburgerin: „Auch für das Personal gibt es keine Medizin.“
Aus mangelhaftem Schutz würden ganz viele Kollegen Konsequenzen ziehen, ist sie sicher: „Sie werden sich melden. Auch wir haben Familien und werden nicht ungeschützt unser Leben aufs Spiel setzen.“
RKI-Standards für Schutz gesenkt
Unter dem Eindruck der Krise senke das Robert-Koch-Institut seine Standards für die Schutzausrüstung der Pflegenden, findet die Fachkrankenschwester. Bislang sei die FFP2-Maske an Patienten mit hochansteckenden Krankheiten ebenso zwingend vorgeschrieben wie der Wechsel nach jedem Gebrauch und die direkte Entsorgung der Maske. „Gäbe es den Mangel nicht, hätte man die Standards beibehalten“, glaubt die Duisburgerin. „Das in einem der angeblich reichsten Staaten so gearbeitet werden soll, kann doch nicht sein.“
Die Duisburger Kliniken bestätigen einen möglichen Engpass bei den Atemmasken. Die Versorgung sei derzeit sichergestellt, die weitere Corona-Verbreitung könne aber „Anpassungen erforderlich machen“, teilen die Sana-Kliniken auf Anfrage mit: „Die Mehrfachverwendung der Masken wäre im Rahmen der Vorgaben des RKI möglich.“
Das Ev. Klinikum Niederrhein (Fahrner Krankenhaus, Bethesda) befürchtet Nachschub-Probleme: „Das sehen alle Einrichtungen als großes Problem, Hilfe durch Behörden ist derzeit nicht in Sicht“, berichtet Sprecherin Gabriele Beyer.
Ein Engpass sei „sicherlich zu befürchten“, heißt es im Johanniter-Krankenhaus Rheinhausen. „Wir versuchen, uns ausreichend zu bevorraten“, so Sprecherin Sandra Kalkmann. Bei der Mehrfachverwendung der Masken halte sich das Haus an die RKI-Empfehlungen.
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Versorgungslage ist „erheblich angespannt“
„Bei einer Reihe von Produkten ist die Versorgungslage erheblich angespannt. Aktuell werden wir noch gut über unseren Zentraleinkauf versorgt, der intensiv daran arbeitet, notwendige Produkte an den internationalen Märkten zu finden und einzukaufen“, antwortet Helios-Sprecher Valentin Riemer (St. Johannes, Marienkrankenhaus). „Aufgrund der knappen Ressourcen richten wir uns nach den Vorgaben des Robert-Koch-Institutes und der ABAS (Ausschuss für biologische Arbeitsstoffe), die eine Mehrfachnutzung von FFP-Masken in solchen Fällen vorsieht.“
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Die Malteser Rhein-Ruhr fürchten keinen Versorgungsengpass beim Atemschutz. „Wir nutzen die FFP2/FFP3 Masken in einer Schicht so lange, bis sie konterminiert sind. Danach werden sie sofort entsorgt und neue aufgezogen. Maximal könnte eine Maske also eine Schicht lang halten“, erklärt Sprecher Patrick Pöhler.