Duisburg-Rumeln-Kaldenhausen. Der Kulturtreff Alte Dorfschule ist ein gemeinnütziger Verein, verfügt nur über geringe Rücklagen. Wie Tim Pügner die Lage einschätzt.
Letzte Woche Donnerstag: Die NRW-Landesregierung verbietet Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern. Im Krisenstab der Stadt wird am Nachmittag die Teilnehmerzahl für Events auf 200 begrenzt mit der Konsequenz, dass am selben Abend noch das Theaterstück in der Homberger Glückaufhalle abgesagt wurde. Weil ins Kulturspielhaus Rumeln etwa 120 Zuschauer bei Veranstaltungen hineinpassen, wäre zu dem Zeitpunkt noch der Termin am vergangenen Samstag mit Chris Kramer möglich gewesen. Wir sprachen mit dem gelernten Veranstaltungstechniker Tim Pügner vom Kulturspielhaus Rumeln.
Warum haben Sie die Veranstaltung noch im letzten Moment abgesagt?
Pügner: Nun, ich finde, letztlich ist es egal, ob 210, 190 oder nur zehn Zuschauer bei einem Event sind. Die Ansteckungsgefahr gerade in engen Räumen wie bei uns im Kulturspielhaus mit dem Virus ist auf jeden Fall hoch. Außerdem ist unsere Zielgruppe im Schnitt ein etwas älteres Publikum. Deswegen haben wir die kommenden Events am Freitag sofort abgesagt, auch weil der Spielbetrieb für alle Kulturevents mit der Stadt als Veranstalter eingestellt wurde.
Wie sieht es aus mit möglichen Regressansprüchen von Agenturen und deren Künstlern?
Die nächsten vier Veranstaltungen bis zum 19. April sind generell abgesagt, nach dem Datum müssen wir die Lage neu einschätzen. Die Künstler verlangen noch keine Ausfallgagen und wir versuchen, mit ihnen gerade neue Termine in der zweiten Jahreshälfte oder im neuen Jahr zu vereinbaren, so dass die Events nachgeholt werden und die Karten ihre Gültigkeit behalten. So wissen wir schon, dass Roberto Capitoni dann im September kommt. Wir bitten die Gäste, die Karten haben, diese nicht umzutauschen.
Jetzt ist aber nicht nur der Kulturspielbetrieb von Ihnen betroffen, sie haben ja auch eine Musikschule als Standbein?
Die Kulturveranstaltungen werden vom „Kulturtreff Alte Dorfschule e.V.“ getragen, der aufgrund seiner Gemeinnützigkeit nur wenige Rücklagen bilden darf. Die weiteren Standbeine, wie die Vermietung des Saals, das Café und die Musikschule, die den Verein stützen könnten, drohen jetzt selbst komplett wegzubrechen. Daher wären auch wir auf angekündigte Hilfsfonds der Bundesregierung angewiesen.
Bei der Musikschule verhält es sich so: Viele Eltern unserer 800 Schüler verhalten sich solidarisch und überweisen die Beiträge für ihre Kids, obwohl kein Unterricht in unseren Räumlichkeiten stattfinden kann, weil sie wissen, dass es irgendwann weitergeht. Es schmerzen dann aber Kündigungen, die bei uns eingehen. Das macht meinen Vater, der die Schule mitaufgebaut hat, doch gerade sehr betroffen.
Der Betrieb der Musikschule läuft aber per Videoeinsatz weiter?
Ja, wir versuchen den Unterricht durch selbst produzierte Videos und Skypetelephonie in Gang zu halten, wir wollen ja auch unsere etwa 30 Honorarmusiklehrer in Zukunft weiter beschäftigen können. Meine Schwester Lisa und ich produzieren diese Videos gerade. Über Videotelefonie bieten wir dann Einzelunterricht beim Erlernen der Instrumente durch die Lehrer in Echtzeit an.
Sie haben ein ziemlich inniges Verhältnis zu den Künstlern, die bei ihnen gewesen sind, und helfen Ihnen auch in für sie brotlosen Zeiten?
Ja, viele zeigen Live-Auftritte im Internet. Auf unserer Facebookseite versuche ich gerade die Internet-Termine der Künstler, wie z. B. Christopher Köhler oder William Wahl, zu koordinieren. Auch Anja Lerch hatte wegen technischer Fragen bei mir angefragt, bei ihrem Live-Konzert via Internet. Selbst wollen wir jetzt Gutscheine verkaufen, die später eingelöst werden können, um die Liquidität des Vereins zu gewährleisten.
Kontakt für Gutscheine und Spenden: email: info@kulturtreffaltedorfschule, tel. 02151/7448681 oder whatsapp: 0157 71344130.