Duisburg. Stadt und Feuerwehr suchen zur Bewältigung der Corona-Krise Ärzte im Ruhestand, die ehrenamtlich helfen. Was bei den Fallzahlen zu bedenken ist.
Tag für Tag meldet das Gesundheitsamt der Öffentlichkeit und dem Land NRW die Zahl der Menschen, die in Duisburg positiv auf das Coronavirus Sars-CoV-2 getestet wurden: Von Dienstag auf Mittwoch kamen zwölf Fälle hinzu, nun sind es offiziell 58 (Stand: Mittwoch, 17 Uhr). Diese Zahl der Infizierten wird in den kommenden Tagen aus mehreren Gründen wohl schneller steigen.
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Ein guter Grund dafür ist das am Dienstag eröffnete mobile Corona-Testzentrum in Großenbaum. Dort entnehmen Ärzte und Sanitäter ausschließlich Bürgern einen Abstrich, die von ihren Hausärzten geschickt werden. Die berechtigt Besorgten müssen dabei im Auto sitzen bleiben.
Ein zweiter Grund ist der zweite „Drive-in“ dieser Art, den Gesundheitsamt und Feuerwehr seit Mittwoch mit den Hilfsdiensten in Walsum organisieren – ebenfalls, um Hausärzte und Krankenhäuser zu entlasten und um zu tun, was die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt: testen, testen, testen!, um Erkrankte zu isolieren und die Infektionskette zu unterbrechen.
Dafür suchen Gesundheitsamt und Feuerwehr jetzt sogar ehrenamtliche Ärzte im Ruhestand. Es fehlen Mediziner für die beiden Testzentren und bei der Beratung von infizierten Patienten im Gesundheitsamt. Sogar eine E-Mail-Adresse hat die Feuerwehr für Interessierte schon eingerichtet: spontanhelfer@feuerwehr.duisburg.de.
Grüppchenbildungen trotz der Appelle
Ein weiterer Grund für stark steigende Fallzahlen ist das ignorante wie unsolidarische Verhalten vieler Bürger aller Altersklassen: Die Spielplätze sind zwar seit Dienstag gesperrt, aber auch am Mittwoch nutzten viele Duisburger trotz aller Appelle die Ausnahmesituation und das schöne Wetter, um sich im Grünen, in Parks und City zu verabreden.
Polizisten und Ordnungshüter beendeten Grüppchenbildungen am König-Heinrich-Platz zum Beispiel, indem sie den Rasen dort mit Flatterband absperrten.
Derweil werden die Recyclinghöfe nach eigenen Angaben plötzlich sogar „überrannt“ und verunsicherte Kunden strömen in die Filialen, um Bargeld zu bunkern. Die Bevölkerung unterschätzt die Auswirkungen – und die Dunkelziffer, die (noch) nicht bemerkten und nicht gemeldeten Infektionen.
Beste Bedingungen also für große Sprünge von Sars-CoV-2 – trotz all der Einschränkungen, die vor allem die Arbeitgeber vom kleinen Handwerksbetrieb bis zum Konzern quälen.
Stadtdirektor und Kämmerer Martin Murrack (SPD) kündigt wegen der „schon jetzt zum Teil dramatischen Folgen für den Wirtschaftsstandort“ Unterstützung an. „Ob Messebauer, Caterer, Gastronom, Künstler, Klein- oder Mittelständler – von einem Tag auf den anderen Tag brechen Geschäftsgrundlagen zum Teil vollständig weg. Aber auch die nicht direkt betroffene Wirtschaft hat mit Lieferengpässen, abnehmender Nachfrage und Personalproblemen zu kämpfen.“
Obwohl die Stärkungspaktkommune noch immer Altschulden in Höhe von 1,3 Milliarden Euro Schulden hat, werde sie „alles Mögliche unternehmen, um die von der Krise Betroffenen zu stärken“, versichert Murrack. Auf Antrag hin werde es so etwa möglich sein, die ausstehende kommunale Abgabe zu stunden, bei entsprechender Begründung auch zinsfrei. „Zudem können Absenkungen der Vorauszahlungen auf die Gewerbesteuer formlos beantragt werden“, sagt Murrack. Er sieht Bund und Land in der Pflicht und kritisiert – wie Oberbürgermeister Sören Link tags zuvor schon – deutlich die Landesregierung. Murrack fordert „Sofortlösungen“ wie in anderen Ländern.
Geld zurück für fehlende Tagespflege
Was viele Eltern forderten, will sein Chef, der OB, dem Stadtrat vorschlagen: Elternbeiträge sollen anteilig auch an Eltern zurückfließen, denen wegen der Schließung von Kindertagespflegestellen kein Notbetreuungsplatz angeboten werden konnte.
Am Montag hatte Link bereits angekündigt, dass er der Politik vorschlagen wird, Eltern von Kita-Kindern ohne Betreuung die gezahlten Beiträge anteilig zurückzuerstatten. „Wir werden die Einzelheiten noch ausarbeiten und die Eltern entsprechend informieren“, kündigt Dezernent Thomas Krützberg an.