Duisburg. Wie läuft der Corona-Test ab? Wie fühlt sich die Wartezeit an? WAZ-Redakteur Martin Schroers berichtet aus eigener Erfahrung aus dem Homeoffice.

Nie habe ich den Corona-Ausnahmezustand so nah gespürt wie in dem Moment, in dem zwei Männer in Schutzanzügen an der Haustür klingeln. Ich habe erlebt, wie es ist, den Sars-CoV-2-Befund im engsten Umfeld mitzuerleben und danach den Test samt Quarantäne selber zu durchlaufen. Trotzdem arbeite ich als WAZ-Reporter weiter - und warte auf das Ergebnis meines Tests. Im Homeoffice, wie mittlerweile fast die gesamte Duisburger Lokalredaktion.

Der Anruf vom Gesundheitsamt kam am Montagmittag um 13.05 Uhr: Ein Arzt teilt uns mit, dass sich bei einem Menschen aus meinem engsten Umfeld der Corona-Verdacht bestätigt hat. Sofort schießen mir Fragen durch den Kopf: Wie groß ist die Gefahr für seine Gesundheit? Muss ich auch getestet werden? Und: Mit wem hatte ich in den vergangenen Tagen Kontakt?

Die erste Antwort kommt prompt: Ja, das Gesundheitsamt kommt noch am selben Tag zu mir nach Hause. In das Zuhause, in das ich mich seit meiner Rückkehr aus dem Tirol-Urlaub in freiwillige Quarantäne begeben habe. Gott sei Dank! Die Liste meiner Kontakte ist dementsprechend kurz.

Corona-Verdacht: So läuft der Test ab

Symptome habe ich nicht: keinen Husten, kein Fieber, keine Müdigkeit. Die Unsicherheit wird trotzdem immer größer: Hatte ich nicht am Morgen ein Kratzen im Hals?

Drei Stunden später sind die Sanitäter am Montagnachmittag da. Sie parken mit einem Rettungswagen auf der Straße, laufen über die Auffahrt zu unserer Haustür. Die beiden jungen Männer sind voll ausgerüstet: Mundschutz, Schürze, Haube und natürlich Handschuhe. Für sie ist die Prozedur mittlerweile Routine, für mich irgendwie unreal.

Sie fragen freundlich und ruhig, ob ich Symptome habe. "Noch nicht", antworte ich. Anschließend entnimmt mir ein Sanitäter mit einem Wattestäbchen eine Speichelprobe. Einmal links durch den Mundraum, einmal rechts - in wenigen Sekunden ist alles vorbei. Anschließend knickt er den Stab ab, verstaut die Probe in einem Reagenzglas. "Die wird jetzt in ein Labor gebracht", erklärt er. Auf einem kleinen Zettel notiere ich noch meine Anschrift, Geburtsdatum und Telefonnummer.

Noch während ich schreibe, kommt ein roter Kastenwagen der Feuerwehr vorbei, um die Probe einzusammeln. Dann beginnt das Warten. Wie lange, das kann niemand genau sagen. Ungefähr zwei Tage, heißt es.

Wie ich mich dabei fühle? Einerseits bin ich froh, dass ich getestet worden bin. Mit dem Ergebnis habe ich zumindest vorerst Sicherheit für mich selber. Andererseits wächst bis zum Ergebnis die Anspannung: Ist jeder Huster schon ein Vorbote der Infektion? Schließlich saß ich im Skiurlaub mit vielen Menschen in der Gondel, stand im Selbstbedienungsrestaurant in der Kassenschlange. Bei wem könnte ich mich angesteckt haben? Die Möglichkeiten sind so vielfältig, dass man bei seinem Gedankenspielen keine auswählen kann. Hilft ja eh nichts.

Homeoffice: Schnell kommt Sehnsucht nach der Normalität

Beim Infizierten aus meinem Umfeld ruft das Gesundheitsamt einmal am Tag an, erkundigt sich nach Symptomen. Die Krankheit ist bei ihm milde verlaufen.

Und auch beruflich bin ich voll und ganz mit dem Coronavirus beschäftigt: Ich arbeite nämlich aus dem Homeoffice für die Lokalredaktion. Bei uns Reportern ist das möglich. Laptop, Telefon, Block und Stift habe ich ja parat. Und auch wenn mancher vom Arbeiten in ruhiger Atmosphäre, ja sogar in Jogginghose, träumt - ich wünsche mir schon am zweiten Tag die Normalität, meine Kollegen zurück. Sie arbeiten mittlerweile ebenfalls am heimischen Schreibtisch. Wir telefonieren und tauschen uns über Chatprogramme aus. Wir haben uns dazu entschieden, Kontakte - wenn möglich - zu vermeiden, um unseren Teil dazu beizutragen, dass die Zahl der Infizierten nicht weiter steigt. "Flatten the curve", zu Deutsch: "Die Kurve abflachen", heißt das in sozialen Netzwerken.

Corona in Duisburg: Eine Herausforderung für die Redaktion

Für uns als Redaktion ist das eine riesige Herausforderung. Denn gerade in solch unsicheren Zeiten ist es uns besonders wichtig, umfassend aus Duisburg zu berichten und unseren Lesern einen Überblick zu verschaffen, Orientierung zu bieten.

Was mir beim Warten auf mein Testergebnis immer klarer wird: Ich tue mich extrem schwer damit, dass die Dauer dieses Ausnahmezustands nicht absehbar ist. Umso mehr freue ich mich wieder auf die Normalität, unsere Redaktionsräume am Harry-Epstein-Platz. Egal, ob in zwei, drei oder sechs Wochen - ich werden sie zukünftig mehr schätzen.

Martin Schroers, 32, ist stellvertretender Leiter der WAZ-Lokalredaktion Duisburg