Duisburg. Duisburgs Kliniken bereiten sich auf die Aufnahme von Corona-Erkrankten vor. Sorge macht nicht die Zahl der Betten, sondern das Personal.

Die drastischen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie dienen vorerst einem Ziel: Die Verbreitung einzudämmen, um damit die Zahl der Infizierten so niedrig zu halten, dass eine Überlastung des Gesundheitssystems vermieden wird. Obwohl in Duisburg derzeit nur wenige Infizierte stationär behandelt werden, bereiten sich die Krankenhäuser der Stadt auf die Aufnahme einer größeren Zahl von Corona-Patienten vor. Sie schaffen über ihre Intensivstationen hinaus zusätzliche Plätze für die Versorgung von Patienten mit der Lungenkrankheit Covid-19.

Bezirksregierung hat Klinik-Kapazitäten erfragt

Bislang gibt es weder einen Impfstoff noch spezifische Medikamente. Die Behandlung muss also spezifisch erfolgen. Das heißt: Im schlimmsten Fall muss das Überleben durch intensivmedizinische Behandlung mit Beatmungsgeräten gesichert werden. Für eine Zuspitzung der Lage rüstet sich das Gesundheitssystem deshalb seit Tagen. „Die Verfügbarkeit unserer Kapazitäten sind von der Bezirksregierung bereits abgefragt worden“, sagt Dr. Andreas Sander, medizinischer Geschäftsführer des Evangelischen Klinikums Niederrhein (EVKN), zu dem das Evangelische Krankenhaus Duisburg-Nord (Fahrner Straße 133), das Evangelische Bethesda-Krankenhaus (Heerstraße 219) und das Herzzentrum (Gerrickstraße 21) gehören.

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Personal wird eher knapp als Krankenbetten

Dr. Andreas Sander ist medizinischer Geschäftsführer des Ev. Klinikums Duisburg Nord (Fahrner Krankenhaus, Bethesda).
Dr. Andreas Sander ist medizinischer Geschäftsführer des Ev. Klinikums Duisburg Nord (Fahrner Krankenhaus, Bethesda). © FUNKE Foto Services | Foto: Alexandra Roth

Rund 180 Intensivbetten gibt es insgesamt in den Duisburger Krankenhäusern, wie eine Abfrage der Redaktion in der vergangenen Woche ergab (siehe Textende). Doch einen Rückschluss auf die tatsächlichen Behandlungskapazitäten erlaubt diese Zahl kaum.

„Zur Bewertung von Ressourcen ist immer die tagesaktuelle Auslastung der intensivmedizinischen Betten und Beatmungsplätze sowie des Personals (Krankenstand) entscheidend“, erklärt Helios-Sprecher Valentin Riemer.

Die Plätze stehen erstens nicht ausschließlich Corona-Patienten zur Verfügung, zweitens würden infektiöse Patienten nur dort auf Intensivstationen untergebracht, wo sie von anderen schwerkranken Patienten isoliert werden können. „Bei uns im Fahrner Krankenhaus ist das möglich, weil es entsprechende Schleusen gibt, auch das Personal ist darauf vorbereitet“, erklärt Sander.

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Klinken treffen Vorkehrung für Isolierung und Behandlung

Patienten mit Corona-Verdacht könnten aber auch in einem speziell gesicherten Bereich der Klinik untergebracht und tatsächlich Erkrankte dort behandelt werden. Vorbereitungen dafür laufen bereits.

Das Ev. Klinikum hat am Wochenende begonnen, die alte Liegenanfahrt der Notaufnahme zu diesem Zweck herzurichten. Sie wird eigentlich nach Fertigstellung des Neubaus nicht mehr benötigt. „Uns fällt das jetzt vor die Füße“, sagt Sander, „aber es wird in allen Häusern eine Frage der baulichen Struktur und der Zahl der Patienten sein.“

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Malteser St. Anna baut Zelte auf

Patrick Pöhler ist Sprecher der Malteser Rhein-Ruhr.
Patrick Pöhler ist Sprecher der Malteser Rhein-Ruhr. © WAZ FotoPool | Foto: Jörg Schimmel

Auch das Malteser-Krankenhaus St. Anna in Huckingen trifft Vorkehrungen, hat Zelte aufgebaut zur Testung von Verdachtsfällen. „Wir haben circa 20 Intensivbetten, die genutzt werden könnten“, so Sprecher Patrick Pöhler. „Darüber hinaus können wir natürlich noch weitere Patienten aufnehmen und isolieren.“

Sorgen bereiten den Häusern aber derzeit weniger die Bettenzahl und technisches Equipment, sondern vielmehr das Personal und dessen Grenze der Belastbarkeit. „Die genaue Anzahl von Isolationsbetten wird von der jeweils aktuellen Entwicklung abhängen und wird in Rücksprache mit den zuständigen Behörden bei Bedarf entschieden“, sagt auch Ute Kozber, Sprecherin der Sana-Kliniken in Wanheimerort. Dazu gebe es einen engen gemeinsamen Austausch aller Duisburger Kliniken mit dem Gesundheitsamt und anderen Behörden.

Madrid applaudiert den Klinik-Beschäftigten

Länder wie Italien und Spanien, wo es deutlich mehr Erkrankte gibt, greifen auch zu weiteren Lösungen: Dort werden ohnehin geschlossene Einrichtungen abseits der Hospitäler, etwa der Tagespflege für Senioren, hergerichtet für die Aufnahme von Infizierten und schwer Erkrankten.

In Städten wie Madrid – allein dort gibt es aktuell mehr als 3000 bestätigte Verdachtsfälle – arbeitet das Klinikpersonal seit Tagen am Limit. Die Bürger der spanischen Hauptstadt traten deshalb am Samstag auf die Balkone ihrer Wohnungen, um den Beschäftigten zu applaudieren.

Zahl der Intensivplätze an Krankenhäusern in Duisburg

• Das EVKLN verfügt in seinen Duisburger Häusern über 26 Intensivplätze am Fahrner Krankenhaus, 40 im Herzzentrum, und 14 im Bethesda.

• Die Malteser halten nach eigenen Angaben 21 Beatmungsgeräte und Intensivplätze mit entsprechendem Personal vor (13 St. Anna Huckingen/acht St. Johannes Stift Homberg), in einer Krise bis zu 34 insgesamt.

• Über 16 Betten mit Beatmungsgeräten verfügen die Helios Kliniken (St. Johannes 13, Marienkrankenhaus 3).

• Im Johhanniterkrankenhaus Rheinhausen gibt es 16 Intensivbetten, davon 12 Beatmungsplätze.