Duisburg. Corona und die Folgen: Beim Veranstaltungsservice Höhnerbach in Duisburg hagelt es Absagen. So geht es für die Mitarbeiter weiter.
Wenn im Auftragskalender die Farbe Rosa auftaucht, bedeutet das Terminabsage. Im Kalender des Veranstaltungsservices Höhnerbach in Duisburg ist gerade so ziemlich alles rosa. In einer Betriebsversammlung haben die Mitarbeiter erfahren, wie es weitergeht.
Das Lager in Neumühl ist ganz schön voll. Traversen und Scheinwerfer, Motorzüge und Videotechnik lagern in den deckenhohen Regalen. Mit dem Material werden kleine Jazzkonzerte und große Festivals, Kleinkunst und große Bühne beschallt, beleuchtet, in Szene gesetzt. Aber wegen des Coronavirus ist alles abgesagt.
Statt der wöchentlichen 42,5 Stunden arbeiten jetzt alle Kollegen solidarisch nur noch halb so viel, den Rest regelt das Kurzarbeitsgeld. Überrascht war bei der Ansage keiner, die rosa Farben hatten in den Tagen zuvor schon mehr als deutlich signalisiert, was los ist, sagt Prokurist Christoph Großkraumbach.
Hohe monatliche Personalkosten
35 Mitarbeiter inklusive Azubis zählt das Unternehmen. Großkraumbach rechnet vor: „Wir haben 90.000 Euro monatliche Fixkosten, davon sind zwei Drittel Personalkosten.“ Insgesamt sei das Unternehmen gesund aufgestellt, nichts auf Pump gekauft. Lediglich der Neubau, der sich an das Firmengebäude im alten Neumühler Bahnhof anschmiege, sei noch zu zahlen.
Hoffnung auf Besserung ab Juni
Einen „Umsatzeinbruch von fast 100 Prozent bis Ende Mai“ vermeldet auch Benjamin Schnee, Chef des gleichnamigen Veranstaltungsservices. Er betreut unter anderem die Schauinsland-Arena und die Eishalle.
Kurzarbeit für seine vier Mitarbeiter will er dennoch nicht anmelden. „Wir halten uns erst mal mit Wartungsverträgen über Wasser.“ Er ist froh, keine großen Kredite zahlen zu müssen. Und hat ein bisschen mehr Freizeit als sonst. „Ich hoffe halt, dass es im Juni wieder losgeht.“ Und zwar nicht nur für sich, auch für die anderen Branchen: Catering, Taxiunternehmen, Hotellerie, „da hängt ja viel dran“.
Die Recherche zum Kurzarbeitergeld sei nicht eben leicht gewesen, die Webseite der Agentur für Arbeit nicht auf dem aktuellen Stand. Die neuesten Gesetzesänderungen seien für die Branche aber von Vorteil. So zahlt die Agentur jetzt auch die Sozialversicherungsbeiträge und Höhnerbach kommt trotz der Überstunden vieler Mitarbeiter sofort in die Kurzarbeit. „Das wäre sonst problematisch geworden“, sagt der Prokurist.
Unterm Strich hätten die Mitarbeiter netto rund 80 % von dem, was sie sonst verdienen. Bei manchen wird es damit trotzdem knapp, sie werden Wohngeld beantragen müssen, glaubt Großkraumbach. Ohnehin sei man in der Branche nicht auf Rosen gebettet. „Hier wird keiner reich.“
Zweites Standbein schafft gewisse Sicherheit
Großkraumbach wirkt dennoch entspannt. „Wir haben einen Vorteil, wir machen nicht nur Vermietungen, sondern auch Festinstallationen.“ Solange man noch arbeiten dürfe, würden entsprechende Aufträge vorgezogen. Hauptsache, Rechnungen schreiben.
Im Betrieb seien die Reinigungsintervalle erhöht worden. Wer Symptome entwickelt, muss zuhause bleiben. Ohnehin ist der Laden groß genug, dass Abstände eingehalten werden können.
Alle Augen blicken derweil auf den Juni als Haupt-Veranstaltungsmonat. Noch glauben alle fest daran, dass etwa das Traumzeitfestival stattfindet, auch wenn manche Künstler vielleicht nicht einreisen dürfen. „Würde das ausfallen, müssten wir noch mal neu gucken“, sagt Großkraumbach.