Duisburg. Ein mit dem Coronavirus infizierter 68-Jähriger berichtet von Test und Krankheitsverlauf. Er kritisiert, dass seine Frau nicht getestet wurde.

Die Zahl der dem Gesundheitsamt Duisburg bekannten Corona-Fälle ist am Montag um sechs auf 30 gestiegen. Einer der Patienten ist ein 68 Jahre alter Tirol-Urlauber. Ihm teilte das Gesundheitsamt am Montag telefonisch mit, dass er sich angesteckt hat. Der Mann schildert seine Symptome und bemängelt das inkonsequente Vorgehen der Politik.

Am Donnerstagmittag vergangener Woche habe er sich das erste Mal schlapp gefühlt. „Man hört natürlich in diesen Zeiten auch besonders in seinen Körper hinein. Der Verdacht kommt einem schnell“, erinnert sich der Duisburger an seine ersten Gedanken.

Am Freitag stand der Mann noch auf den Skiern. Während der Abreise aus der plötzlich zur Quarantänezone erklärten Urlaubsregion schlug die Krankheit dann aber stärker zu. „Ich hatte Fieber und Gliederschmerzen. Fühlte mich einfach richtig kraftlos“, berichtet er. Die starken Symptome habe er circa drei Tage lang gespürt.

Duisburg: Infizierter bemängelt Ressourcenmangel

Wenige Stunden nach seiner Rückkehr meldet er sich am Samstagmorgen beim Duisburger Gesundheitsamt. Kurze Zeit später, gegen 12 Uhr, fährt ein Rettungswagen vor. Ein mit Mundschutz, Handschuhen und Schürze ausgerüsteter Sanitäter entnimmt ihm eine Speichelprobe, die er circa 30 Minuten später vor dem Haus des Mannes an eine Kollegin übergibt.

Schon während des Tests bittet der 68-Jährige den Sanitäter, seine Mitreisenden, unter anderem seine Ehefrau, ebenfalls zu testen – zumal alle in einem frisch benannten Risikogebiet waren. „Der junge Mann war sehr freundlich. Sagte aber, dass das aufgrund der Bestimmungen nicht möglich sei“, sagt der Covid-19-Patient. Ihn ärgert dieses „inkonsequente Vorgehen“, wie er sagt. „Da meine ich aber nicht das Gesundheitsamt mit, sondern unser System, das einfach nicht genug Ressourcen bereitstellen kann.“

Seiner Meinung nach sei es dem vernünftigen Handeln seines Umfeld zu verdanken, dass sich nicht mehr Menschen angesteckt haben: „Die Politiker sprechen von unbürokratischen Hilfen. Das Gegenteil wird aber gelebt. Die Vorgaben haben Tests meines Umfelds ja verhindert – obwohl wir aus einem Gebiet kamen, in dem die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung als hoch eingestuft wird.“

Chaotische Zustände in Urlaubsregion

Im Urlaubsort St. Anton brachen am Freitag chaotische Zustände aus.
Im Urlaubsort St. Anton brachen am Freitag chaotische Zustände aus. © dpa | ExpaErich Spiess

Der 68-Jährige hatte die Urlaubsregion um St. Anton am Arlberg am Freitagnachmittag fluchtartig verlassen, nachdem Österreichs Bundespräsident Sebastian Kurz den kompletten Urlaubsort, der in der Hochsaison mit etwa 10.000 Gästen belegt ist, unter Quarantäne gesetzt hatte.

Lifte und Restaurants schlossen innerhalb von Minuten. „Wir haben unsere Sachen ins Auto gepackt und waren 60 Minuten später auf der Schnellstraße. Manche Menschen sind zu Fuß an den Polizeisperren vorbeigerannt“, berichtet der Duisburger. An der deutschen Grenze wurden die Urlauber in roter und weißer Schrift auf Leuchttafeln dazu aufgerufen, sich in freiwillige, 14-tägige Quarantäne zu begeben. Das Robert-Koch-Institut erklärte Tirol zum internationalen Risikogebiet.

In Duisburg passierte nach dem Test am Samstagmittag jedoch erstmal nicht viel: Für den 68-Jährigen begannen Stunden und Tage des Wartens. In seinem Haus hielt er sich strikt an die Quarantäne, vermied sämtlichen Kontakt zur Außenwelt. Zur Arbeit ging er am Montagmorgen nicht: „Da kommt natürlich schon eine extreme Langeweile auf“, sagt er. Immerhin: Am Montag ließen Husten und Fieber nach.

Anruf vom Gesundheitsamt und weitere Tests

Am Montagmittag gegen 13.30 Uhr ruft ein Arzt des Gesundheitsamts an und bestätigt: Der 68-Jährige hat sich im Urlaub mit dem Virus infiziert. „Das kann in der Gondel, in einem Restaurant oder im Supermarkt passiert sein. Möglichkeiten gibt es viele“, erklärt er. Im Telefonat mit dem Gesundheitsamt nennt der 68-Jährige all seine Kontaktpersonen. Sie sollen im Laufe des Montags ebenfalls getestet werden.

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Angst vor gesundheitlichen Folgen hat der 68-Jährige nicht, der theoretisch zu einer Risikogruppe gehört: „Anscheinend ist die Krankheit bei mir noch relativ milde verlaufen.“