Duisburg. In der Duisburger Innenstadt läuft der Alltag trotz Corona-Virus weitestgehend normal ab. Nur hier und da gibt es ein paar besorgte Zwischentöne.
Die Sonne strahlt über der Königstraße, die ersten Duisburger schlecken draußen ihr Eis, auf dem Wochenmarkt und im Forum erledigen die Passanten ihre Einkäufe. Und doch ist es kein normaler Samstag, die Corona-Pandemie hat auch das Herz Duisburgs fest im Griff. Von Panik kann auf der Flaniermeile der Stadt aber keine Rede sein, von Verunsicherung schon viel eher. Der ewige Wächter der City, die Straßenszene, hat alles fest im Blick und bewertet die Lage, vor der Bibliothek bilden sich Menschentrauben, der Virus macht auch vor der Salvatorkirche nicht halt und und bei einem Discounter wird nur das Mehl knapp.
Duisburger sehen Corona gelassen: „Was soll schon passieren“
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Ingrid lässt auf den schwebenden Wiesen vor dem City-Palais die Beine baumeln und freut sich über das schöne Wetter. „Was soll schon passieren“, zuckt sie mit den Schultern, „einfach schön die Hände waschen und desinfizieren, mehr kann man nicht machen.“ Gerade wartet sie auf ihre Tochter, im Café waren die beiden schon. Sorgen macht sich die Duisburgerin aber um ihren Sohn, der arbeitet nämlich bei der italienischen Firma Pirelli. „Da weiß man auch nicht, wie es mit den Arbeitsplätzen weitergeht.“
Ein Stückchen weiter verdrückt Ute ein Teilchen und sagt sie „habe keine Angst“, nicht trotzig, aber bestimmt. Die aktuellen Maßnahmen, vor allem die vielen Schließungen, findet sie „ein bisschen übertrieben“, allerdings gehöre sie auch nicht zur Risikogruppe, gibt sie zu. „Ich arbeite ab Montag im Homeoffice, aber ich mache mir Sorgen um meinen fünfjährigen Sohn. Der dreht ja am Rad, wenn er nur zuhause rumhängt. Heute ist er bei einem Geburtstag ausgeladen worden, weil er gehustet hat.“
Straßenszene stellt keine große Veränderung in der City fest
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„Eigentlich isset dasselbe, sind nicht weniger Leute unterwegs“, sagen Peter und Fabian, und die müssen es wissen. Jeden Tag seien sie hier in der Stadt, gerade genießen die beiden die Sonne und ihr Bierchen. „Ein paar sieht man mit Masken, aber zuhause bleiben die Leute definitiv nicht“, bewertet Peter die Lage. Er sei schon 70 Jahre alt, „deswegen hab ich schon ein bisschen Schiss. Aber man weiß ja nicht was kommt, ich versuche, mit möglichst wenig Sorgen zu machen.“
Im Discounter gleich nebenan ist von einer Corona-Panik nichts zu merken, nur die Mehlpalette ist komplett leer. Auf dem Wochenmarkt erklärt eine Verkäuferin, dass „heute sogar mehr los“ sei. Und tatsächlich drängeln sich die Menschen wie sonst auch über die Königsstraße, den trockengelegten Lifesaver-Brunnen haben zur Mittagszeit längst spielende Kinder in Beschlag genommen.
Salvatorkirche bunkert Kollekte, Stadtbibliothek frustriert Duisburger
Holger Kanaß ist Küster an der Salvatorkirche, am Samstag erledigt er mit Frau Claudia, Tochter Sabrina und Familienhund Wendy den Wocheneinkauf. „Die Kollekte sollen wir erstmal nicht einzahlen“, erklärt er, „und diverse Veranstaltungen bei uns fallen aus.“ Claudia Kanaß hat bemerkt, dass mehr Menschen Kerzen in der Kirche anzünden. „Das klingeln der Münzen hört man durch die ganze Kirche“, sagt Kanaß, die im Gotteshaus für Ordnung und Sauberkeit sorgt.
Derweil stehen Edith und Petra frustriert vor der Stadtbibliothek. „Gestern um 18.30 Uhr habe ich extra noch angerufen, da hieß es, die Stadtbibliothek schließt erst am Montag“, sagt Edith, doch die Türen bleiben schon am Samstag verschlossen, bis zum 19. April. „Ich wollte noch was ausleihen, aber das wird wohl nichts mehr“, seufzt Petra. Rund herum läuft der normale Samstagsbetrieb in der City gemütlich weiter, zwar ein wenig gedämpfter als sonst, aber ohne Panik und Angst.