Duisburg. Lehrermangel an Förderschulen in Duisburg: Sonderpädagogische Förderung bleibt auf der Strecke, Unterricht oft kaum möglich.
Der Lehrermangel an den Duisburger Förderschulen ist weiterhin enorm. Alle 12 Schulen haben Besetzungs-Quoten von lediglich 80 Prozent. In der am schlimmsten betroffenen Förderschule Am Rönsbergshof sind nur 76,5 % aller Stellen besetzt.
An der Adlerschule sind es 88,87 % nach einer Statistik der Bezirksregierung. „Es fühlt sich aber an wie 68 Prozent“, sagt Schulleiter Torsten Marienfeld, denn Lehrerinnen in Mutterschutz oder längerfristig erkrankte Lehrer werden statistisch mitgerechnet, auch wenn sie keinen Unterricht geben.
Ganztagsschulen unterrichten nur halbe Tage
Weil es zu wenig Lehrer gibt, fällt der Nachmittagsunterricht an der Schule Am Rönsbergshof an zwei Tagen pro Woche aus. Auch an den anderen Förderschulen für Geistige Entwicklung ist der erweiterte Ganztag seit dem Sommer um einen Tag gekürzt.
Perspektivisch werde es nicht besser, glaubt Marienfeld. „Die Lücke zwischen denen, die in Rente gehen und denen, die neu eingestellt werden, wird immer größer.“ Jährlich würden so über 100 Stellen unbesetzt bleiben. Die Talsohle in Sachen Lehrermangel sei noch nicht mal erreicht, glaubt der Schulformsprecher, der für 13 Förderschulen mit insgesamt über 2400 Kinder spricht.
Das ist doppelt verhängnisvoll, weil die totgeglaubten Förderschulen wieder im Aufwind sind. „An meiner Schule sind wir in vier Jahren von 120 auf 170 Schüler angewachsen“, sagt Marienfeld. Und so oder ähnlich sei es an allen Förderschulen.
Die Bezirksregierung nimmt der Pädagoge ausdrücklich in Schutz: „Sie hilft und ist bemüht, ich fühle mich da nicht allein gelassen, aber backen können sie eben auch keinen Sonderschullehrer.“ Rund um die Unistädte, in denen Sonderpädagogen ausgebildet werden, sei die Versorgung besser. Aber um in Duisburg mehr Personal zu haben, müsse man wie in Bayern nach Bedarf delegieren. Aktuell kann sich in NRW jeder Lehrer die Schule praktisch aussuchen.
Individuelle Förderung bleibt auf der Strecke
Eine Förderschulklasse ist in der Regel mit 12 Kindern belegt. Fehlt ein Lehrer, müssen die Kinder verteilt werden. „Mit zwei Schülern mehr in einer Klasse ist Unterricht in Schulen mit dem Schwerpunkt Emotionale und soziale Entwicklung kaum noch möglich“, sagt Marienfeld. „Die sonderpädagogische Förderung, also sozialpädagogisches Training und individuelle Förderung bleiben auf der Strecke“, bedauert der Schulleiter. Der Fokus liege darauf, „dass die Situation nicht explodiert“.
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Dass dadurch die Auffälligkeiten der Schüler bleiben, sei ein Problem, „das uns alle betrifft“. Ihm sei auch nicht mit Seiteneinsteigern geholfen. „Wer Sekundarstufe II studiert hat, der wird hier nicht klar kommen“, bedauert der Sonderpädagoge. Immerhin: Das Lehrerkollegium halte zusammen. „wir stehen füreinander ein, und dank unseres pädagogischen Gleichklangs funktioniert die Schule gut“.
Mehr Studierende sollen langfristig die Lehrerversorgung verbessern
Grundsätzlich stellt die Besetzung von Stellen für Sonderpädagogen eine Herausforderung dar, sagt eine Sprecherin der Bezirksregierung. Um langfristig eine bessere Lehrerversorgung zu organisieren, hätten im letzten Wintersemester 250 zusätzliche Studierende einen Platz bekommen. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass ein hoher Numerus clausus – Folge einer zu geringen Zahl von Studienplätzen – über Jahre viele Interessenten vom Studium abgehalten hat.
Eine Ausnahme in der Statistik der Bezirksregierung Düsseldorf bildet in Duisburg die Sonnenschule als 13. Förderschule. Hier werden Kinder unterrichtet, die im Krankenhaus liegen. Die Quote von 133 % ist stichtagsbezogen und abhängig von der Belegung der Betten in den Krankenhäusern. Recht gut ausgestattet ist - zumindest statistisch - auch die Buchholzer Waldschule mit einer Personalausstattungsquote von 96,47 %.
Selbst wenn eine Schule eine Lehrerversorgung von 100 Prozent hat, ist nicht gewährleistet, dass die Stundentafel voll erfüllt wird. Die Zuteilung von Lehrkräften basiert auf Durchschnittswerten, die etwa auch erfassen, wenn Lehrer aufgrund von Schwerbehinderungen nur eine reduzierte Stundenzahl unterrichten. Schulen mit kleineren Kursen haben ohnehin mehr Engpässe als jene mit größeren Kursen.