Rheinhausen. Auf Bitte der SPD nimmt WBD-Chef Uwe Linsen prompt Stellung: Die Robinien der Kaiserstraße waren kaputt, weil sie an ungeeigneter Stelle standen

14 Baumfällungen und die Folgen: Als die Wirtschaftsbetriebe in der Woche vor Karneval ausrückten, um die Robinien an der Kaiserstraße zu fällen, entfachten sie eine Menge Wut im Viertel. In einem Leserbrief, den wir in der Donnerstagsausgabe abdruckten, kritisierte auch Manfred Schweres die städtischen Baumpfleger scharf. Robinien würden in der Fachliteratur als hervorragende Straßenbäume gelten, heißt es darin.

Wölfe als Schafsherden-Schützer?

Das Totholz in den Kronen sei kein Zeichen einer Erkrankung, sondern bei der dichten Kugelkrone „ganz normal“, so Schweres. „Da braucht es nur ein wenig mehr gärtnerischen Pflegeaufwand.“ Diesen jedoch vermieden die Wirtschaftsbetriebe, denen es nur um eine Senkung der Kosten ginge. Wer so eine Baumschutz-Truppe für die städtischen Bäume einsetze, könne auch Wölfe als Schafsherden-Schützer nutzen, schreibt er uns.

Ein Vorwurf, der SPD-Ratsherrn Reiner Friedrich umgehend zum Handeln bewegte. Nach der Lektüre des Leserbriefes bat er die Wirtschaftsbetriebe um eine Stellungnahme. „Die Aussage, dass Robinien hervorragende Straßenbäume sind, kann aus fachlichen Gründen nicht nachvollzogen werden“, reagierte Uwe Linsen als Vorstand der WBD. Aussagen zu mutmaßlichen Sparmaßnahmen empfinde er als „böswillig“ und von der Realität widerlegt.

Fällungen waren lange angekündigt und zudem notwendig

Nach den Anwohnerbeschwerden hatte sich erst ein Sprecher der WBD geäußert. Die Fällungen seien lange angekündigt und überdies notwendig, da die Kugelrobinien alt und marode seien. An der Kaiserstraße ginge es um die Sicherung des Verkehrs.

Baumstümpfe sind zu sehen, wo noch kurz zuvor die Kugenrobinien standen.
Baumstümpfe sind zu sehen, wo noch kurz zuvor die Kugenrobinien standen. © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

WBD-Chef Linsen ergänzt die Ausführungen: Robinien als Pioniergehölze gedeihten gut auf nährstoffarmen Böden. Auf nährstoffreichen Böden aber, die in Duisburg vorzufinden seien, stehe die Kronenbildung im Missverhältnis zur Wurzelbildung. „Das bedeutet, dass gut entwickelte Kronen durch ein sehr schwaches Wurzelwerk gehalten werden müssen.“ Dies führe dazu, dass Robinien an diesen ungeeigneten Standorten windbruchanfällig und umsturzgefährdend seien.

Verkaufsfördernde Ratschläge

Das im Leserbrief zitierte Baumschul-Handbuch stamme vom Bund Deutscher Baumschulen, der als Standesorganisation fungiere und verkaufsfördernde Ratschläge erteile, „Besonderheiten der Pflanzstandorte werden nicht berücksichtigt.“ Dagegen charakterisiere die GALK (Gartenamtsleiterkonferenz) Robinien nur als bedingt geeignete Straßenbäume, mit den zuvor benannten Einschränkungen und dem Hinweis auf frühzeitige Alterung. Kugelrobinien, wie an der Kaiserstraße , entwickelten ab einer bestimmten Höhe Seitenäste, die in die Breite wüchsen. Ein Aufasten wie bei anderen Hochstämmen sei hier nicht möglich.

Busse und Lieferverkehr brauchen Platz

Die Kaiserstraße sei für Lieferverkehr und Linienbusse freigegeben, deswegen müsse dort ein Lichtraumprofil von 4,5 Metern gewährleistet sein, so Linsen weiter. Dies könne bei den Bäumen dort aber nur durch regelmäßiges Kappen oder radikale Rückschnitte erreicht werden. Diese hätten an den Kugelrobinien der Kaiserstraße große Eintrittsöffnungen für Pilze und Bakterien erzeugt. Folge: stark geschädigte Bäume, die nun mal im Gegensatz zu Menschen und Tieren nicht über Selbstheilungskräfte verfügten. Alles dies sei bei den WBD dokumentiert, betont Linsen.

Hier gibt es mehr Artikel aus dem Duisburger Westen„Der Umbau der Kaiserstraße mit der Anlage der neuen Baumstandorte und die Pflanzung standortgerechter Bäume wird mehrere hunderttausend Euro kosten“, führt er aus. Und: „Bei einer Fixierung auf Sparmaßnahmen würde dieser Aufwand sicherlich vermieden.“