Duisburg. Klöckner & Co. hat das Jahr 2019 mit roten Zahlen abgeschlossen. Warum Vorstandschef Gisbert Rühl dennoch auf bessere Ergebnisse hofft.
Sinkende Stahlpreise und eine schwache Nachfrage haben ihre Spuren in der Bilanz von Klöckner & Co hinterlassen. Das operative Ergebnis (EBITDA) vor wesentlichen Sondereffekten lag zwar innerhalb der prognostizierten Spanne bei 124 Millionen Euro (2018: 229 Millionen Euro), aber ebenso wie das Konzernergebnis (-55 Millionen Euro nach 69 Millionen Euro) deutlich unter Vorjahr. Das teilte der Duisburger Stahlhändler bei der Vorstellung seiner Bilanz am Dienstag in Düsseldorf mit. Die Hoffnung auf Besserung knüpft Vorstandschef Gisbert Rühl an die Digitalisierung des Geschäfts.
Keine Dividende für die Aktionäre
Entsprechend betrug das Ergebnis je Aktie -0,56 Euro (2018: 0,68 Euro). Aufgrund des negativen Konzernergebnisses werden Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung am 20. Mai 2020 vorschlagen, für das Geschäftsjahr 2019 keine Dividende auszuschütten, kündigte Klöckner an. „Trotz des schwierigen Marktumfeldes und eines enttäuschenden Ergebnisses haben wir die digitale Transformation von Klöckner unablässig vorangetrieben. Durch die erheblichen Fortschritte sind wir zuversichtlich, darüber bis zum Jahr 2022 einen zusätzlichen operativen Ergebniseffekt von mindestens 100 Millionen Euro zu realisieren“, so Gisbert Rühl am Dienstag.
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Fast ein Drittel des Umsatzes über digitale Kanäle
Der über digitale Kanäle erzielte Umsatzanteil stieg erneut und lag im vierten Quartal 2019 bereits bei 32 Prozent (Q4 2018: 25 %). Mit dem „Kloeckner Assistant“ wurde zudem eine digitale Applikation entwickelt, die über klassische Kanäle wie Fax oder Telefon eingehende Preisanfragen und Bestellungen mit der Unterstützung von Künstlicher Intelligenz automatisiert und deutlich schneller bearbeitet. „Nahezu jeder Kunde wird auf diese Weise zu einem digitalen Kunden, ohne dass er seine Prozesse anpassen muss“, erklärt das Unternehmen.
Industrieplattform XOM Materials wächst
Die von Klöckner & Co initiierte offene Industrieplattform XOM Materials konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr erneut stark wachsen. Zu Beginn dieses Jahres hatten sich nach Unternehmensangaben mehr als 60 Lieferanten mit rund 22.000 Produkten und rund 700 Kunden auf der Plattform registriert. „Die Integration weiterer Lösungen wie eShops und eProcurement-Services wird die Attraktivität der Plattform weiter steigern und damit das Wachstum zusätzlich beschleunigen“, glaubt der Stahlhändler.
Für das laufende Geschäftsjahr 2020 erwartet Klöckner & Co bereits einen deutlichen Anstieg des operativen Ergebnisses (EBITDA). Dafür könnten neben voraussichtlich stabileren Stahlpreise auch geplante Effizienzverbesserungen sorgen und Kostenersparnisse, beispielsweise durch die fortschreitende Automatisierung von Prozessen mithilfe digitaler Applikationen.
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Der über digitale Kanäle erzielte Umsatzanteil soll im laufenden Jahr auf über 40 % und bis 2022 auf über 60 % gesteigert werden. Der Ausbau digitaler Lösungen wird Klöckner & Co bis dahin erhebliche Effizienz- und Marktanteilsgewinne bescheren. Das Unternehmen erwartet allein dadurch bis 2022 einen zusätzlichen operativen Ergebnisbeitrag in Höhe von mindestens 100 Millionen Euro.
Klöckner & Co.: 160 Standorte in 13 Ländern
Klöckner & Co ist weltweit einer der größten produzentenunabhängigen Stahl- und Metalldistributoren und eines der führenden Stahl-Service-Unternehmen. Mit rund 160 Standorten in 13 Ländern bedient Klöckner & Co über 100.000 Kunden. Aktuell beschäftigt der Konzern rund 8.300 Menschen.
Im Geschäftsjahr 2019 erwirtschaftete Klöckner & Co einen Umsatz von rund 6,3 Milliarden Euro. Als Pionier des Wandels in der Stahlindustrie digitalisiert Klöckner & Co seine komplette Liefer- und Leistungskette. Über die Digitaleinheit kloeckner.i werden auch Beratungslösungen für externe Unternehmen angeboten. Das Konzern-Venture XOM Materials soll zum Betreiber der führenden Industrieplattform für Stahl, Metall und angrenzende Bereiche werden.