Duisburg. Ticketautomaten im Duisburger Hauptbahnhof: Viele ekeln sich auch ohne Corona davor – und werden erfinderisch, um sie möglichst nicht zu berühren.
Dieser Tage kann man sich ihm nicht entziehen. Im Bus, in den Medien, auf der Straße: Alle reden von den Gefahren des sich ausbreitenden Coronavirus. Experten klären darüber auf, wie man sich wirklich richtig die Hände wäscht, Gesundheitsminister Spahn empfiehlt, einen Bogen um NRW zu machen. Zu den wichtigsten Regeln gehören: Nichts im öffentlichen Raum anzufassen, was viele Menschen berühren und regelmäßiges Händewaschen.
Beides ist nicht einfach umzusetzen, wenn man am Duisburger Hauptbahnhof noch schnell ein Ticket am Automaten ziehen muss. Doch die Reisenden werden auf ihre ganz eigene Weise mit dem Problem fertig:
Eine Frau in Pelzjacke und mit Atemschutzmaske im Gesicht vermeidet den Kontakt mit dem Touchscreen, indem sie dünne Lederhandschuhe anzieht. Die Mittvierzigerin tippt mit dem Zeigefinger auf das Bedienfeld – doch es geht nicht. Auch als sie es mit dem Daumen probiert, tut sich auf dem Bildschirm nichts.
Ticketautomaten am Duisburger Hauptbahnhof: Reisende schützen sich vor Viren
Entnervt zieht sie die Handschuhe aus. Sie klappt den Zeigefinger ein, hält ihn mit dem Daumen und tippt mit dem zweiten Fingergelenk, der sich zu einer kleinen Spitze gebogen hat. Es funktioniert. Am Ende streicht sie die Finger an ihrer Lederleggings ab und flucht lautstark.
Dann erscheint ein Mann mit Jack Russel Terrier. Er lehnt seinen Regenschirm gegen den Automaten, doch er hält nicht, kippt zu Boden. Zweiter Versuch: Er klemmt den Regenschirm zwischen zwei gebogene Stangen vor dem Automaten, die als Ablage gedacht sind, doch so versperrt der Schirm den Blick aufs Bedienfeld.
Aber der Mann bleibt ruhig, legt den Schirm vor seine Füße, der Hund drückt seine Nase hinein. Er verwendet nur den kleinen Finger, um seine Daten einzugeben und nach jeder Berührung schwingt er den Finger kurz durch die Luft wie ein Dirigent seinen Stab, als könne er durch die Luftreibung die ärgsten Viren abwimmeln. Mit der Gewissheit, nichts befürchten zu müssen, schlendert er zum Gleis.
Erst tippen, dann im Gesicht kratzen
Ein Mann, um die 30 Jahre alt, drückt fest und ausgiebig aufs Bedienfeld. Er muss über 20 mal drücken, bis er die Fahrkarte hat. Acht Rubriken und Unterrubriken muss er durchklicken.
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Mit dem Daumen, mit dem er die Oberfläche bedient, kratzt er sich am Mundwinkel, fährt sich durchs Haar, juckt sich an der Nase. „Ich ekel mich nicht vor dem Automaten“, sagt er. „Aber wäre schon besser, wenn es Desinfektionsmittel an den Automaten geben würde.“ So ganz geheuer ist ihm der Bildschirm wohl doch nicht. Als er geht, kündigt er an, sich nun die Hände waschen zu gehen.
Die Transdev Vertrieb GmbH, die die Ticketautomaten betreibt, teilt auf Anfrage nicht mit, wie oft die Automaten gereinigt werden.