Duisburg. Desinfektionsmittel sind aus Angst vor dem Coronavirus knapp. So sorgen Duisburger Apotheken nun selbst für Nachschub. Was zu beachten ist.
Aus Angst vor dem Coronavirus kaufen Menschen in Duisburg die Supermärkte leer. Doch nicht nur die Einzelhändler sehen sich mit Hamsterkäufen konfrontiert, auch in Apotheken werden die Waren knapp. Desinfektionsmittel sind seit vielen Wochen ausverkauft. Einige Geschäfte wollen es nun selbst herstellen. Christoph Herrmann, Sprecher des Apothekerverbands Duisburg/Niederrhein, erklärt, warum das nötig ist.
Herr Hermann, gibt es in Ihrer Apotheke noch Desinfektionsmittel zu kaufen?
Nein, schon seit Anfang letzter Woche nicht mehr. Wir haben bereits Leute abweisen müssen. Ich frage mich aber auch, wofür ein gesunder 20-jähriger drei Liter Desinfektionsmittel braucht. Sonst fragt niemand danach, auf einmal aber sind die ganzen Vorräte weggekauft. Deswegen wollen wir nun selbst welches herstellen.
Wie funktioniert das?
Die Grundlage eines Desinfektionsmittels ist Alkohol, es kommen dann noch andere desinfizierende Substanzen und destilliertes Wasser als Stabilisator dazu. Wir schauen gerade, wie wir an diese Mittel kommen, außerdem brauchen wir kleine Flaschen. Schnaps mit 80-prozentigem Alkoholanteil genügt aber auch schon, um das Virus abzutöten.
Duisburger Apotheker: Desinfektionsmittel sollten niemals von Laien hergestellt werden
Können sich die Leute auch selbst Desinfektionsmittel herstellen?
Bloß nicht! Man muss da die Prozentigkeit beachten, sonst wirkt es entweder nicht oder man verätzt sich die Hände. Die Leute sollen bloß nicht anfangen, sich was mit Omas Haustinktur, oder was sie im Schrank finden, zu mischen. Das sollten nur Apotheker tun, die entsprechende Waagen und Messgeräte besitzen. Die Herstellung gehört nicht in Laienhand.
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Gibt es besondere Regeln für Apotheker?
Normalerweise unterliegt die Herstellung der Biozidverordnung, wir dürfen eigentlich nicht mal für unsere Labore etwas herstellen. Die Verordnung hat Gesundheitsminister Jens Spahn nun allerdings ausgesetzt. Apotheken dürfen also selbst für Nachschub bei Desinfektionsmitteln sorgen. Die Apotheken wurden auch alle darüber in Kenntnis gesetzt und verfügen über das entsprechende Knowhow. Wie sie die Regelung umsetzen, bleibt ihnen aber selber überlassen.
Duisburger Apotheker: Es gibt kein Grund zur Panik
Wie bereiten Sie und Ihre Mitarbeiter sich auf eine erhöhte Zahl an Corona-Erkrankten vor?
Sollte die Zahl der Fälle zunehmen, können wir die Menschen unter Umständen nur einzeln in den Laden lassen oder hinter einer Barriere bedienen. Selbstschutz kommt vor Fremdschutz. Es ist ja niemandem geholfen, wenn unsere Apotheke zwei Wochen schließen muss, weil wir unter Quarantäne gestellt werden.
Ich gehe aber nicht davon aus, dass es soweit kommen wird.
Ist die Angst vor dem Virus also unbegründet?
Absolut ja! Jedes Jahr sterben mehr Leute an Grippe als jetzt am Corona-Virus. Wer noch relativ jung ist und keine Vorerkrankungen hat, wird auch diese Krankheit überstehen. Die Alten, Kranken und Schwachen, das sind diejenigen, die wir schützen müssen. Die Risikoabwägung der Gesellschaft funktioniert nicht mehr. Was sie nicht kennt, macht ihr Angst. Ich rate den Leuten wirklich, sich zu beruhigen und medizinischem Fachpersonal zu vertrauen, es besteht kein Anlass zur Panik.