Duisburg. Drei Duisburger Ticketkontrolleure der DVG sprechen über Respektlosigkeit, Beleidigungen, körperliche Attacken – und die Angst ums eigene Leben.
Erst zwei mutmaßliche Schwarzfahrer, die zwei Ticketprüfer in der U79 beschimpfen und beißen. Dann drei DVG-Kontrolleure, die bei einem Streit um eine offenbar ungültige Fahrkarte in der Straßenbahn 903 beleidigt, geschlagen und getreten werden. Zwei Vorfälle binnen kürzester Zeit in Duisburg, die aufhorchen lassen. Wie gefährlich ist der Dienst mittlerweile für Ticketprüfer der Duisburger Verkehrsgesellschaft? Wir haben mit denen gesprochen, die es wissen müssen. Die Kontrolleure Andreas Peters, Bernd Paul und Klaus Beil (alle Namen geändert) haben sich der Redaktion anvertraut und zeichnen ein drastisches Bild.
DVG-Kontrolleure als „Hurensohn“ und „Geldeintreiber“ beschimpft
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Klaus Beil zeigt auf seinem Handy Fotos von einem blutenden Daumen und einer deutlichen Bisswunde an einem Arm. „Das sind Beispiele für Angriffe auf Kollegen gewesen, die keine drei Monate her sind“, sagt er. Andreas Peters nickt. „Es ist in den vergangenen Jahren schlimmer geworden. Die Respektlosigkeit gegenüber uns nimmt immer mehr zu – unabhängig von Alter, gesellschaftlichen Schichten und Nationalitäten.“
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Allerdings gebe es soziale Brennpunkte wie Marxloh und Hochfeld, aber auch Laar und Ruhrort. „Wenn wir dort mit der Bahn durchfahren, wenn es dunkel wird, dann stell ich mich auf Stress ein“, so Peters. Er erinnert an einen Vorfall vor anderthalb Jahren, als ein Kollege Ende September 2018 bei einer Ticketkontrolle in der U79 von einem Fahrgast in Höhe Platanenhof ins Bein gestochen wurde. „Dazu kommen Beleidigungen wie Hurensohn oder Geldeintreiber. Es gibt Fahrgäste, die wünschen uns den Tod.“
Magenschmerzen am Morgen, kurze Zündschnur am Abend
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„Der Ton war früher auch schon mal rauer“, so Peters, „aber da musste ich nicht um meine Gesundheit, um mein Leben, bangen. Mittlerweile habe ich regelmäßig Magenschmerzen, wenn ich meine Schicht beginne.“ Wenn’s brenzlig wird, sei ein gutes, ein funktionierendes Team wichtig. „Wir sind in der Bahn mindestens zu dritt, im Bus zu zweit“, sagt Peters. „Wir versuchen immer zu deeskalieren. Manchmal gelingt das, manchmal eben nicht.“
Er gibt aber zu, dass am Ende eines Tages mit besonders vielen Beleidigungen auch die eigene Zündschnur schon mal kürzer ist. „Da fällt es schon schwerer, sich im Zaum zu halten.“
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Wichtig sei es, sagt Bernd Paul, bei schwerwiegenden Vorfällen wie körperlichen Attacken mit den Kollegen darüber zu sprechen. „Es tut immer gut, sich alles mal von der Seele zu reden.“
Alle Drei wünschen sich von den Fahrgästen mehr Verständnis und Respekt. „Wir sind alle nur Menschen, machen doch auch nur unseren Job und wollen nach der Schicht unverletzt wieder zu unseren Familien“, sagt Klaus Beil.
Wunsch an DVG: schuss- und stichsichere Westen, Pfefferspray für den Notfall
Von der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) wünscht sich das Trio mehr Unterstützung und einen besseren Schutz vor körperlichen Angriff. „Schuss- und stichsicheren Westen wären gut“, sagt Peters. Er hält auch den Einsatz von Pfefferspray im Notfall für vertretbar.
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Klaus Beil findet zudem, dass Beleidigungen noch viel stärker geahndet werden sollten. „Das gilt auch für fehlende oder ungültige Tickets“, sagt er. „Am Ende kommen da viele mit sieben Euro Bearbeitungsgebühr davon. Das bekommen wir bei der Kontrolle von Halbstarken schon zu hören. Da verlieren wir unsere Glaubwürdigkeit.“
Und Bernd Paul stellt klar: „Wenn das alles so weiter geht, dann habe ich irgendwann keine Lust mehr auf den Job. Dabei findet die DVG doch jetzt schon kaum Kontrolleure.“
Das sagt die DVG zur Gewalt gegen ihre Kontrolleure
Zum Artikel „Gewalt in Duisburg: Das sagt DVG zu Klagen von Kontrolleuren“