Duisburg. Die Nachfrage nach Selbsthilfe steigt. Darum wächst auch die Zahl der Profis, die sich an die Kontaktstelle in Hochfeld wenden.

Hilfe zur Selbsthilfe steht bei den Duisburgern weiterhin hoch im Kurs. Das belegt die Statistik der Kontaktstelle beim Paritätischen in Hochfeld. Dort laufen die Aktivitäten von 192 Selbsthilfegruppen zu 80 verschiedenen Themengebieten in einer Arbeitsgemeinschaft zusammen. „Wir werden stärker wahrgenommen“, stellen die Beraterinnen Anja Hoppermann und Kendra Zwickler bei der Vorstellung ihres Jahresberichtes fest.

Selbsthilfe überbrückt Wartezeiten auf Therapieplätze

Insgesamt 2484 Menschen suchten im vergangenen Jahr (2018: 2430) bei der Kontaktstelle Rat und Hilfe – darunter Bürger, Gruppen und auch immer mehr Profis. Die deutliche Mehrheit von ihnen sind Fachleute für psychische Erkrankungen – ein thematischer Schwerpunkt in den Selbsthilfegruppen und bei der Hälfte der Anfragen die Ursache. „Allein 2019 gab es vier Neugründungen zu diesen Themen“, berichten Hoppermann und Zwickler.

Die steigende Resonanz der Profis erkläre nicht nur die wachsende Wertschätzung der Selbsthilfe, sondern auch den anhaltenden Mangel an professioneller Unterstützung. Lange Wartezeiten, etwa auf eine Psychotherapie, können durch eine spezialisierte Gruppe oft gut überbrückt werden.

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Wichtige Themen: Körperliche Erkrankungen, Sucht und Psyche

Die meisten Gruppen in Duisburg, 71, gibt es aber weiterhin zu körperlichen Erkrankungen, gefolgt von Sucht (70); erst dann folgen psychische Erkrankungen (32) und soziale Themen mit 19 Gruppen. Die Beraterinnen geben Orientierung bei der passenden Gruppe. „Viele gibt es zum Thema Alkoholismus, allerdings ist die Arbeit dort durchaus unterschiedlich“, sagen sie. Nicht zuletzt gelte es weiterhin, negative Vorurteile gegenüber der Selbsthilfe abzubauen: „Man muss da nicht jammernd im Stuhlkreis sitzen.“

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Fachkräfte im Gesundheitswesen als Multiplikatoren

Ausgezahlt haben sich die Bemühungen, außerhalb der Beratungsstelle aktiv für die Selbsthilfe zu werben. Mit Aktionen auf den Wochenmärkten beteiligten sich die Duisburger an der ersten bundesweiten Aktion dieser Art. „Das ist gut gelaufen“, bilanziert Anja Hoppermann. Selbsthilfe in der Lehre – das ist wieder ein Schwerpunkt in diesem Jahr.

Bei einem Gespräch mit angehenden Fachkräften in der Duisburger Pflegeschule am Fahrner Krankenhaus geht’s am Freitag, 6. März, beim 7. Gesundheitsforum der FOM-Hochschule (Bismarckstraße 120, Neudorf) von 10 bis 15 Uhr um das Thema: „Wie das Wir in der Selbsthilfe zu einem gesunden Ich führen kann“. Auch die Gesundheitsfachkräfte, die an der FOM berufsbegleitend studieren, gelten als wichtige Multiplikatoren für die Kontaktstelle. „Wir wollen neue Wege gehen und weitere Zielgruppen ansprechen“, sagt Kendra Zwickler. Dazu gehören etwa Studierende der sozialen Arbeit an der Universität.

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Auch Kinospot soll für Selbsthilfe werben

Auf allen Kanälen bietet die Kontaktstelle Möglichkeiten, sich außerhalb ihrer Sprechzeiten über die Selbsthilfe zu informieren: die „SH-News“ gibt es nun auch als App für den schnellen Zugriff per Handy, in einem neu aufgelegten Flyer zu psychischen Belastungen sind für Menschen in Krisen die wichtigsten Anlaufstellen für professionelle Hilfe aufgelistet. Analog gibt’s ein Infoblatt für Beratung zur Beratung und Orientierung bei Sucht. Eine Duisburg-Version eines bundesweit ausgestrahlten Werbespots ist in Arbeit und soll bald im Kino gezeigt werden.

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So erreichen Sie die Kontaktstelle

Der Paritätische Landesverband NRW ist Träger der Selbsthilfe-Kontaktstelle an der Musfeldstraße 161-163 in Hochfeld.

Die Beraterinnen Anja Hoppermann und Kendra Zwickler sind am Montag, Dienstag und Donnerstag von 9.30 bis 12.30 Uhr, am Dienstag von 15 bis 18 Uhr persönlich erreichbar unter 0203/609 9041, per Mail: selbsthilfe-duisburg@paritaet-nrw.org; Informationen im Internet: www.selbsthilfe-due.de