Duisburg/Krefeld. Amprion-Mitarbeiter haben in Duisburg eine Robbe im Rhein entdeckt und fotografiert. Schaulustige sollten Abstand halten, mahnen Biologen.
Seehund-Sichtung im Rhein in Duisburg: Mitarbeiter des Netzbetreibers Amprion haben bei ihrem Einsatz an der beschädigten Hochspannungsleitung zwischen Krefeld und Duisburg-Mündelheim am Montag eine Robbe im Rhein entdeckt und fotografiert.
Robbe im Rhein: „Wir waren ziemlich verdutzt“
Die Männer waren um etwa 15.30 Uhr am Mündelheimer Ufer damit beschäftigt, das im Sturmtief Sabine abgerissene Kabel der Hochspannungsleitung aus dem Rhein zu ziehen, das den Schiffsverkehr zwischen 12.20 Uhr und 14 Uhr ausgebremst hatte. „Auf einmal platschte es, und der Seehund ist aufgetaucht“, berichtet Christian Grüne. „Wir waren ziemlich verdutzt.“
Grüne und seine Kollegen hatten von Anfang an keine Zweifel, dass es sich bei dem Tier um eine Robbe handelt, die sich von der Nordseeküste aus auf den Weg rheinaufwärts gemacht hat: „Der Seehund hat sich angeschaut, wie wir das Seil rausgezogen haben. Er sah gesund und munter aus.“
Biologe aus dem Zoo Duisburg: „Das ist etwas Besonderes“
„Das ist auf jeden Fall etwas Besonderes“, sagt Kurator Volker Grün vom Zoo Duisburg. „Ich bin seit 2003 in Duisburg und kann mich an einen solchen Fall nicht erinnern.“ 2003 und 2014 hatten Spaziergänger in Düsseldorf einen Seehund im Rhein gesichtet. Beim Blick auf das Foto von Amprion-Mitarbeiter Christian Grüne bestätigt Zoo-Biologe Grün: „Ja, das ist ein Seehund.“
Es sei zwar ungewöhnlich, dass die Robbe etwa 250 Kilometer von ihrem natürlichen Lebensraum entfernt aufgetaucht sei, „aber die Tiere können im Süßwasser Nahrung finden und überleben“. Der seltene Gast werde „sicher in den kommenden Tagen wieder rheinabwärts zurück in die Nordsee schwimmen“, so Grün.
Experte mahnt: Abstand vom Seehund halten
In der Seehund-Auffangstation Norddeich ist man ob der aktuellen Sichtung tief im Westen entspannt. „Das kommt schon mal vor, dass Seehunde in Flüssen auftauchen, auch in Weser oder Ems“, berichtet Dr. Peter Lienau. Er hat über Seehunde promoviert und bestätigt, dass die Tiere „ohne Weiteres eine Zeit lang im Süßwasser überleben können“. Sie würden sich auch regelmäßig im Brackwasser der Mündung aufhalten – im Grunde überall da, wo sie Fische finden. „Der Seehund findet aber ohne Probleme wieder zurück“, ist sich Lienau sicher.
Da er semiaquatisch ist und Ruhepausen am Ufer einlegen wird, mahnt der Experte: „Halten Sie weite Distanz!“
Erst wenn das Tier offensichtlich blute oder anhaltend huste, bestehe Handlungsbedarf. Weil das Jagdrecht gelte, dürfe sich aber nur ein Jagdausübungsberechtigter dem Seehund nähern – natürlich nicht zum Jagen, sondern um der Robbe zu helfen. Es sei falsch verstandene Tierliebe, sich dem Seehund zu nähern. Besser sei es, den Zustand des Tieres über ein Teleobjektiv zu erkunden und dann gegebenenfalls Experten um Hilfe zu bitten. „Wir haben einige Tierpfleger aus dem Ruhrgebiet hier, die freuen sich über eine Dienstreise in die Heimat“, sagt Lienau.
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