Duisburg. Die Karnevalisten ernennen Andreas Rüttgers, Touristik-Chef von Schauinsland-Reisen, zum Bürger des Jahres. Der hält eine emotionale Rede.
Der 47. Bürger des Jahres heißt Seit 1974 vergibt der Hauptausschuss Duisburger Karneval (HDK) diesen Ehrentitel an Menschen, die sich um Duisburg besonders verdient gemacht haben. Und das hat der Leiter Touristik der in Duisburg ansässigen Schauinsland-Reisen GmbH zweifellos. Und dennoch unterschied sich die Feier, mit welcher der HDK in den Räumen des Unternehmens an der Stresemannstraße die Auszeichnung übergab, deutlich von voran gegangenen Ehrungen.
Reiner Calli Calmund: Andreas Rüttgers „ein bisschen ballaballa“
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Der Anfang war überwältigend. Die jungen Akrobaten der „Fliegenden Homberger“ erinnerten an das Kindermusical „Katta“, das 2018 dank Schauinsland Premiere in Duisburg feierte. Und Fußball-Funktionärs-Legende Reiner Calmund, der sich vor zwei Wochen einer Magen-Operation unterzogen hatte, kam zum Gratulieren. „Wir sind beide positiv bekloppt“, so der nach der OP nicht mehr ganz so schwergewichtige Calli. „Es ist wichtig, dass eine Stadt wie Duisburg so einen Bürger hat – auch wenn er ein bisschen ballaballa ist.“ Und er vergaß nicht das Sponsoring von Schauinsland für den MSV lobend zu erwähnen und anwesende Spieler-Legenden wie Günter Preuss und Bernard „Ennatz“ Dietz zu grüßen.
Michael Jansen, Präsident des Hauptausschuss Duisburger Karneval, würdigte Rüttgers in seiner Laudatio. Der gebürtige Walsumer habe nach dem Abitur und der Bundeswehrzeit erst einmal ein Jahr Auszeit genommen und sei um die Welt gereist. Dabei habe Rüttgers festgestellt, dass Reisen „nicht eine Frage des Geldes ist, es ist eine Frage der Zeit“.
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Und so habe der Mann seine Berufung erkannt: einen Job in der Touristik-Branche. Als Rüttgers vor 25 Jahren bei Schauinsland begann, habe das Unternehmen 17 Angestellt gehabt und einige Tausend Reisende in die Welt geschickt. Aktuell habe der Reise-Riese 1000 Angestellte, davon 500 in Duisburg, und ermögliche 1,6 Millionen Menschen den Urlaub. Neben dem Faible des neuen Jahres-Ehrenbürgers für Sandburgen (Rekord im Landschaftspark 2017) und Luftballon-Unterwasser-Figuren (12.000 Stück) lobte Jansen vor allem das Engagement Rüttgers für den MSV. Fazit: „Auch wenn die ganze Welt dein Business ist, du doch immer ein Duisburger bist.“
Abrechnung über die Zeit als MSV-Vorstandschef
Andreas Rüttgers schien von so viel Lob gerührt – und setzte zu der längsten Rede und einer der emotionalsten an, die jemals ein neuer Bürger des Jahres gehalten hat. Dazu gehörte der rührende Dank des Aufsteigers an seine Eltern. Und die Erinnerung an einige Todesfälle. Eingestreute alte Herrensitzungswitze hätte sich Rüttgers verkneifen können. Immerhin gestand er: „Ich bin nicht witzig.“
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Irritierend war dafür eine Art Abrechnung mit dem, was seiner kurzen Amtszeit als Vorstandsvorsitzender des MSV 2012 folgte. Rüttgers machte dabei mehr als deutlich, dass ihn Zivilklagen und anderes Ungemach verletzten. „Das gehört nicht hier hin. Aber das bin ich“, so der Jahres-Ehrenbürger.
Auch Josef Krings war Bürger des Jahres
Der Hauptausschuss des Duisburger Karnevals ernennt seit 1974 eine Bürgerin oder einen Bürger des Jahres. Erster Träger des Sonderordens war Mundartdichter Edy Bungert.
Unter anderem durften sich auch Alt-OB Josef Krings, Königbrauerei-Geschäftsführerin Dr. Doris König, Unternehmer und MSV-Präsident Walter Hellmich, Hafenchef Erich Staake und Kabarettist Kai Magnus Sting Bürger des Jahres nennen.
Irgendwie klang es fast versöhnlich, dass Rüttgers am Ende das 1929 von Martin Mundo für die Mainzer Fassenacht komponierte und ab 1952 vom singenden Dachdecker Ernst Neger bundesweit bekannt gemachte Lied „Heile, heile Gänsje“ sang. „Heile, heile Mausespeck, in hunnerd Jahr is alles weg.“
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