Duisburg. Die Sparkasse Duisburg trennt sich von für sie teuren Sparern: Sie kündigt 11.500 Prämiensparverträge. Die Verbraucherzentrale warnt Kunden.

Die Sparkasse Duisburg/Kamp-Lintfort verkündet einen Schritt, den viele Kunden bereits befürchtet hatten: Die öffentlich-rechtliche Bank kündigt 11.500 ihrer 50.600 Prämiensparverträge zum 30. Juni. Seit etwa zwei Wochen informieren die Berater betroffene Prämiensparer telefonisch und postalisch über die Kündigungen, die die Sparkasse mit den finanziellen Zwängen durch die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) begründet.

Seit mehr als zehn Jahren quäle die EZB Sparer, Sparkassen und Banken „mit einer extremen Niedrigzinspolitik und seit 2015 mit historisch einmaligen Negativzinsen auf Guthaben, die bei der Zentralbank unterhalten werden“, beklagt die Sparkasse. „Für je 1000 Euro Kundeneinlage mussten wir 2018 vier Euro Negativzins an die Zentralbank zahlen“, berichtet Johannes Hümbs, stellvertretender Sprecher der Sparkasse. Das habe die Sparkasse Duisburg allein 2018 insgesamt 1,5 Millionen Euro gekostet. Darum habe der Vorstand nun entschieden, Prämiensparverträge ohne feste Laufzeitvereinbarung zu kündigen.

Sparkasse Duisburg kündigt zwischen 1995 und 2004 abgeschlossene Sparverträge

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Der Bundesgerichtshof hatte im Mai 2019 geurteilt, dass solche unbefristeten Sparverträge gekündigt werden dürfen, sobald der höchste Prämiensatz ausgezahlt wurde. 2019 kündigten im Ruhrgebiet zuerst die Sparkassen Mülheim und Recklinghausen solchen Kunden, die ihnen zu teuer gewordenen waren.

Bei den in Duisburg zwischen 1995 und 2004 abgeschlossenen Verträgen bekommt der Kunde nach einigen Jahren zunächst eine Prämie von zwei Prozent seiner jährlich angesparten Summe. „Ab dem 15. Jahr“, so Hümbs, „gibt es dann den Höchstsatz von 50 Prozent auf die Jahresleistung.“ Wer also jährlich 1000 Euro einzahlte, wurde dafür von der Sparkasse ab dem 15. Jahr mit einem Jahresbonus in Höhe von 500 Euro belohnt.

Solch lukrative wie bequeme Anlagen werden nun in Duisburg nach und nach abgeschafft. Voraussetzung ist immer, dass die Sparverträge keine Laufzeitvereinbarung haben und der höchste Prämiensatz schon vergütet wurde. Das trifft 2020 auf 11.500 Verträge zu, nach und nach auf weitere.

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Viele Kunden reagierten enttäuscht auf die Nachricht, berichtet Sprecher Hümbs, „andere haben es aber auch erwartet und sind verständnisvoll.“ Die Finanzberater der Sparkasse würden ihnen empfehlen, das Geld etwa in Aktienfonds anzulegen.

Verbraucherzentrale warnt: Verträge mit Laufzeit nicht kündbar

„Uns ist diese Entscheidung sehr schwer gefallen“, versichert Joachim Bonn, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Duisburg. „Aber zum Zeitpunkt, als die Verträge zustande gekommen sind, hat niemand an Minuszinsen auf Guthaben gedacht.“ Es sei darum „bei sehr langlaufenden Verträgen und höchstrichterlicher Bestätigung“ auch zur „Wahrung der Stabilität richtig, auf sich verändernde wirtschaftliche Bedingungen zu reagieren“.

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Die Verbraucherzentrale NRW empfiehlt Sparkassen-Kunden, genau hinzuschauen. Falls – anders als in den vom BGH verhandelten Fällen – eine Laufzeit vereinbart ist, dürfe die Sparkasse nicht vorab kündigen: „Das gilt auch bei sehr langen Laufzeiten, etwa über 99 Jahre. Das haben das Oberlandesgericht Dresden (Az.: 8 U 1770/18) und auch das Landgericht Stendal (Az. 22 S 104/18) so bestätigt.“

Wie die Sparkasse Duisburg Kosten reduziert

Um Geld zu sparen, halbiert die Sparkasse Duisburg ihr Filialnetz von 2015 bis 2022. Zudem beschloss sie Anfang 2020 aus Kostengründen eine Pause für ihre ursprünglich jährlich veranstaltete Sparkassengala, bei der Stars wie Howard Carpendale aufgetreten waren.

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Eine weitere Sparmaßnahme: Die Sparkasse Duisburg verkleinert ihren Vorstand nach der Pensionierung des stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Ulrich Schneidewind Ende Oktober auf zwei ordentliche Mitglieder. Joachim Bonn und Helge Kipping werden ab dann lediglich durch einen Stellvertreter, Marcus Budinger, unterstützt.

Insgesamt erhielten die Vorstandsmitglieder der Sparkasse Duisburg – 2018 waren es bis Ende März noch vier – zuletzt 1,845 Millionen Euro Gehalt. Zum Vergleich: Die Sparkasse Duisburg erwirtschaftete 2018 einen Bilanzgewinn von vergleichsweise geringen 4,5 Millionen Euro. Dennoch stiegen auch die Fixgehälter der Sparkassenchefs um jeweils mindestens 31.000 Euro.