Duisburg. Duisburg verhandelt mit dem Solarunternehmen Enerparc über Photovoltaikanlagen auf Halden und Deponien. Möglicher Partner: die Stadtwerke.

Duisburg könnte zur Stadt der Sonnenenergie werden: Ein weltweit agierendes Solarunternehmen hat der Stadt angeboten, Photovoltaikanlagen auf Halden, Deponien und ähnlichen hochkontaminierten Flächen zu errichten. Die Stadt begrüßt die Idee; die Verhandlungsgespräche stehen vor dem Beginn. Einen Vorschlag für eine erste Halde gibt es schon.

Bei dem Solarunternehmen handelt es sich um die Enerparc AG. Das Unternehmen mit Sitz in Hamburg ist nach eigenen Angaben in diesem Bereich führend in Deutschland. Enerparc ist in 18 Ländern tätig und hat bereits mehr als 200 Projekte umgesetzt. Dazu zählen Großkraftwerke auf Flughäfen, Freilandanlagen und solche auf Industriedächern – unter anderem hat die AG in Tschernobyl ein Solarkraftwerk installiert. In Deutschland hat Enerparc bislang mehr als drei Gigawatt Sonnenstrom ans Netz gebracht. Enerparc ist auf solare Großkraftwerke spezialisiert. Zusammen mit Partnern bietet die Firma Leistungen an, die von der Machbarkeitsprüfung und Standortuntersuchung über Planung und Bau bis zur Wartung reichen.

Stadt Duisburg bestätigt: Gespräche über Solarparks mit Enerparc sind geplant

In Duisburg hat Enerparc Gespräche über sein Vorhaben angefragt; wie die Stadt auf Nachfrage bestätigt, sind Gespräche geplant.

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Im Gespräch ist auch eine Kooperation mit den Stadtwerken Duisburg. Beim städtischen Stromversorger würde Sonnenenergie eine Lücke im Portfolio decken: Ökostrom bieten die Stadtwerke ihren Privat- wie Geschäftskunden zwar an, allerdings nicht viel. Der Mutterkonzern DVV (Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft) macht zum Strommix der Stadtwerke zwar keine Angaben. Einer Berechnung des Ökostromanbieters Lichtblick zufolge lag der Anteil der Erneuerbaren Energien im Stromeinkauf der Stadtwerke 2016 bei 9,5 Prozent; fossile Energieträger kamen demnach auf 72,4 Prozent, Atomenergie auf 18,1 Prozent.

Die Pläne von Enerparc sind der DVV nach eigener Aussage nicht bekannt, Sprecher Felix zur Nieden signalisiert aber: „Wir sind an allen Projekten mit regenerativen Energien interessiert.“

Relevant für Strom aus Sonne: In Duisburg gibt es vier Halden und fünf Deponien

Der Duisburger Plan passt zum Ziel der Landesregierung NRW, bis zum Jahr 2025 rund 30 Prozent des Stroms durch Erneuerbare Energien produzieren zu wollen. Der Photovoltaik bescheinigt eine Studie des LANUV ein Potenzial von bis zu 72 Terrawattstunden pro Jahr – gut 13 Prozent des Nettostromverbrauchs in Deutschland im Jahr 2018. Das NRW-Umweltministerium will für dieses Ziel vorrangig versiegelte Flächen nutzen: stillgelegte Deponien, Aufschüttungen und Abraumhalden, wie sie Enerparc nun in Duisburg mit Solarzellen bestücken will. Auf Duisburger Gebiet gibt es vier Halden und fünf Deponien.

Einer Studie des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme von Januar 2020 zufolge ist die Ökobilanz von Solarstrom deutlich besser fürs Klima als die heute noch weit verbreiteten fossilen Energieträger, selbst wenn Herstellung und Entsorgung der Photovoltaikanlage einberechnet werden: Solarstrom kostet demzufolge 50 Gramm CO2 pro erzeugter Kilowattstunde; Steinkohle 830 Gramm. Öl (750 Gramm) und Erdgas (499 Gramm) schneiden ebenfalls deutlich schlechter ab. Laut der Fraunhofer-Studie wurden 2018 in Deutschland dank Photovoltaik 28,4 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen vermieden – bei einem Gesamtausstoß von Kohlendioxid und weiteren klimaschädlichen Gasen von 866 Millionen Tonnen.

Photovoltaikanlagen auf Halde in Bottrop und Deponie in Bochum

Auf der ehemaligen Mülldeponie Bochum-Kornharpen wurden bereits 2010 die Ständer für Solarpaneele installiert.
Auf der ehemaligen Mülldeponie Bochum-Kornharpen wurden bereits 2010 die Ständer für Solarpaneele installiert. © WAZ FotoPool / Olaf Ziegler | Olaf Ziegler / LICHTBLICK

Hochkontaminierte Flächen wie Halden und Deponien sind auch nach ihrer eigentlichen Nutzung schwer weiter zu verwenden; viele enden als Brachflächen. Der Grund: Die unter ihrer Oberfläche verborgenen Stoffe – zum Beispiel Schlacke oder Müll – sollen nicht in die Umwelt gelangen; spezielle Abdichtungen schützen davor.

Eine Nutzung als Solarpark schließt das aber nicht aus: Der Plan, auf solchen Duisburger Brachflächen Solarzellen zu installieren, beinhaltet Bohrlöcher von einem Meter Tiefe und überirdisch verlegte Kabel.

Ähnliche Projekte sind im Ruhrgebiet bereits umgesetzt worden: 2007 eröffnete die Photovoltaikanlage der Bottroper Entsorgung und Stadtreinigung auf der Halde Donnerberg; der Umweltservice Bochum betreibt auf der ehemaligen Zentraldeponie Kornharpen seit Jahren eins von Bochums größten Solarkraftwerken.

Duisburger RAG-Halde Lohmannsheide könnte Pilotstandort für Solarkraftwerk werden

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Für Duisburg bringt Klaus Radny, der für die CDU in der Bezirksvertretung Homberg/Ruhrort/Baerl sitzt, als Pilothalde die Halde Lohmannsheide ins Gespräch. Die gehört allerdings der RAG-Tochter DAH1, die dort Bauschutt deponieren will. Dagegen wiederum gibt es politischen Widerstand.

Unsere Quellen

Wenn Sie selber detailliert nachlesen wollen, wie es um die Photovoltaik in Deutschland steht, können Sie einige unserer Quellen unter den folgenden Kurzlinks selber einsehen:

– Über technische und rechtliche Grundlagen von Photovoltaikanlagen auf Deponien informiert das NRW-Umweltministerium hier: kurzlink.de/G7MJdWdTx

– Aktuelle Fakten zur Photovoltaik in Deutschland fasst das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE hier zusammen: kurzlink.de/ff12DL5cA

– Über Treibhausgasemissionen in Deutschland informiert das Bundesumweltministerium hier: https://kurzlink.de/RG7NFGMkP

Dennoch könnte das Vorhaben von Enertec in Duisburg bald Realität werden: Das Unternehmen verhandelt auch mit Unternehmen wie Thyssen. Das könnte passen: Der Stahlkonzern will bis 2050 klimaneutral werden und arbeitet schon jetzt daran; unter anderem mit der weltweit ersten Stahlproduktion durch Wasserstoff statt Kohlenstaub.