Duisburg. Der Duisburger Karnevalist Olaf Steuten ist frischgebackener Leutnant im Garde-Korps. Für seine Uniform hat er tief in die Tasche gegriffen.

Luxus, das ist wohl das, was man nicht unbedingt zum Leben benötigt, was aber – wenn man denn das nötige Kleingeld und den Willen zum Ausgeben hat – persönliches Vergnügen bereitet. Und dazu gehört zweifellos der Karneval. Mindestens in den Fällen, in denen sich der Narretei zugewandte Menschen dazu entschließen, ihn aktiv zu betreiben. Erst recht, wenn sie dazu die Uniform eines Garde-Korps anziehen – und bezahlen müssen. Den Ungelsheimer Olaf Steuten hat das nicht abgeschreckt.

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Auf der Couch im Wohnzimmer hat Steuten seinen jecken tragbaren Schatz ausgebreitet: Viel Platz ist da nun nicht mehr. Zwei Uniformröcke, eine Hose, zwei verschiedene Kopfbedeckungen und eine Fülle von Zubehör liegen da herum. Was wozu gehört, das weiß der frisch gebackene Leutnant inzwischen ganz genau. Vor einem Jahr zog er die Uniform der KG Alle Mann an Bord das erste Mal an.

Duisburg: Leutnant im Kraneval greift für Uniform tief in die Tasche

Olaf Steuten als Kleiderständer. Das Foto verlangte viel Balance-Gefühl von dem 48-jährigen Ungelsheimer.
Olaf Steuten als Kleiderständer. Das Foto verlangte viel Balance-Gefühl von dem 48-jährigen Ungelsheimer. © Foto: Frank Oppitz

„Das hier ist die Litewka, gewissermaßen die kleine Uniform, zu der man ein Schiffchen trägt“, erklärt er. Und die knapp knielange zweireihige Marine-Jacke sei der „große Rock“. „Dazu gehört der Zweispitz mit dem weißen Federbusch und der Säbel“, erläutert Steuten. Und im Geiste kann man bei jedem Uniformteil eine Registrierkasse klingeln hören: Kleiner Rock 600, Mütze 100, großer Rock 800 Euro. „Ich habe insgesamt 2500 Euro bezahlt“, lächelt er. Den Lieferanten, einen in der Karnevals-Szene recht bekannten Uniformschneider in Korschenbroich, wird es gefreut haben.

„Wir versuchen die Kosten für die neuen Mitglieder so niedrig wie möglich zu halten“, betont Thomas Erlacher, Präsident der KG Alle Mann an Bord. Deshalb werde immer erst einmal nachgeschaut, was die Kleiderkammer an abgelegten, aber gut erhaltenen Uniform- und Ausrüstungsteilen noch so hergebe. Etwa 1500 Euro müssten die neuen Offiziere aber schon aus eigener Tasche berappen.

Karneval: „Bei der Herrensitzung haben sie mich zum Eintritt bequatscht.“

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Dass es bei Olaf Steuten mehr war, liegt wohl auch an der imposanten Statur des Ungelsheimers, der, wenn er nicht gerade Uniform trägt, als Qualitätsmanager Firmen bei der Zertifizierung in Sachen Sicherheit und Umwelt berät. Immerhin: „Vom Verein habe ich den Säbel und die Epauletten bekommen“, erzählt er. Die hätten ihn sonst noch einmal gut 500 Euro gekostet.

Was bringt einen Familienvater dazu, so viel Geld für Karneval auszugeben. „Mein Vater war schon bei der KG Alle Mann an Bord“, erläutert Steuten. Er selbst habe da aber nie mitmachen wollen. Nur zur Herrensitzung des Vereins sei er immer gegangen. „Und da haben mich dann ein paar Leute, allen voran der damalige Präsident Wilfried Schmitz, so lange bequatscht, bis ich doch ja gesagt habe.“

Die dritte Generation steht schon in den Startlöchern

Kleidsam, aber nicht preiswert: Über 300 Euro kostet ein Paar solcher Epauletten, die zur großen Uniform gehören.
Kleidsam, aber nicht preiswert: Über 300 Euro kostet ein Paar solcher Epauletten, die zur großen Uniform gehören. © Foto: Frank Oppitz

Eine Entscheidung, die Steuten bislang nicht bereut hat: „Ich darf als Tanzbär so tun, als wenn ich mich bewegen könnte, und es macht viel Spaß mit den Jungens und Mädels aufzutreten.“ Dabei fällt ihm ein, dass die Abende in geselliger Runde auch nicht umsonst zu haben sind. Der Jahresbeitrag von 46 Euro falle angesichts der Kosten für Speis und vor allem Trank im Offizierskorps da kaum ins Gewicht.

„Das ist schon ein hübscher Urlaub, der da auf der Couch liegt“, mischt sich Ehefrau Inge ein. und schweigt vornehm über die Zusatzkosten. „Aber ich finde das gut, dass er da mitmacht“, stärkt sie ihrem Herrn Leutnant den Rücken. Und der sei demnächst wohl nicht mehr das einzige Familienmitglied in Uniform. „Unser 27-jähriger Sohn überlegt auch, ob er nächstes Jahr Mitglied wird“, sagt Olaf Steuten nicht ohne Stolz.

Karnevalsuniform: Es geht noch teurer

Die Uniform der Prinzengarde der Stadt Duisburg – auch sie umfasst einen großen und einen kleinen Rock – ,besteht aber zusätzlich auch noch aus einer speziellen Stiefelhose und über die Knie reichenden Reiterstiefeln sowie einem Dreispitz, in den eine Allongeperücke eingearbeitet ist, kostet mindestens 1000 Euro mehr. Und wer das Glück, oder das Pech hat, in einen Generalsrang aufzusteigen, wird für einen Umhang und spezielle Stickereien erneut zur Kasse gebeten.

Das teuerste Kostüm im Duisburger Karneval ist wohl das Ornat des Prinzen Karneval. Für das reich bestickte Wams mit geschlitzten Ärmeln, Cape, Pumphose und die Mütze mit fünf Fasanenfedern samt einigem Zubehör muss so ein Prinz der Stadt Duisburg eine Rechnung in der oberen Hälfte des vierstelligen Bereichs einkalkulieren. Und das für längstens acht Wochen Amtszeit.