Duisburg. Naturschützer Heinz Kuhlen und andere Bürger kritisieren die IGA-Pläne in Duisburg. Die Leiterin des Umweltamtes versuchte, die Wogen zu glätten.

Die Internationale Gartenbauausstellung (IGA) ist 2027 in Duisburg: Und die bisherigen Pläne bringen Bürger und Naturschützer auf die Palme. Zuvorderst Heinz Kuhlen, der sich seit Jahrzehnten für die Natur in Duisburg einsetzt. Am Montagabend hielt er einen Vortrag über die Biodiversität am Kultus- und Südhafen und wie diese durch die IGA zerstört würde; Umweltamtsleiterin Doris Wagner versuchte anschließend, die Wogen zu glätten.

Stadt Duisburg lässt Umsetzbarkeit der Pläne prüfen

Besucher des Vortrags im Internationalen Zentrum haben den Eindruck, Naturschutz habe bisher für die IGA-Pläne keine Rolle gespielt.
Besucher des Vortrags im Internationalen Zentrum haben den Eindruck, Naturschutz habe bisher für die IGA-Pläne keine Rolle gespielt. © Oliver Mengedoht

Die Pläne für die IGA sehen vor, dass der Kultushafen soll mit Sand zugeschüttet und zum Stadtstrand wird. Der Südhafen könnte eine Marina werden, die Mole am besagten Hafen teilweise rückgebaut. Zudem ist ein Fährverkehr zwischen Rheinhausen und dem Rheinpark geplant. Vor etwas mehr als 20 Gästen im Internationalen Zentrum führen Heinz Kuhlen und der Maschinenbau-Ingenieur Klaus Weibezahn aus, warum die bisherigen Pläne eine Katastrophe sind. Kuhlen weist ausführlich auf die zu schützende Natur hin, Weibezahn konzentriert sich auf infrastrukturelle Probleme, darunter auf den Verkehr.

Der RVR preist Biodiversität an, selbst die IGA setzt sich Nachhaltigkeit auf die Fahne. Doch die Pläne würden den Lebensraum von Reptilien, Vögeln, Insekten und Pflanzen zerstören“, empört sich Heinz Kuhlen. Nach 90 Minuten detaillierter Dokumentationen über die Biotope am Kultus- und Südhafen sowie der gegenüberliegenden Rheinaue und der aktuellen Schwierigkeiten mit Straßen und Brücken in dem geplanten IGA-Bereich, kann nun Doris Wagner vom Umweltamt das Wort ergreifen.

„Wir lassen zurzeit eine Umsetzbarkeitsstudie von NRW-Urban anfertigen, die Natur und Umwelt berücksichtigt“, setzt sie die anwesenden Gäste in Kenntnis. Im Umkehrschluss hieße dies, „dass bei den Planungen bisher Natur- und Umweltrichtlinien gar keine Rolle spielten“, vermutet ein Besucher im Anschluss an die Veranstaltung.

Alternative Ideen: Rheinpark soll ökologischer werden

Naturschützer Heinz Kuhlen engagiert sich für den Kultushafen neben dem Rheinpark.
Naturschützer Heinz Kuhlen engagiert sich für den Kultushafen neben dem Rheinpark. © Zoltan Leskovar

Wagner sagt weiterhin, dass es bisher nur Ideen sind und dass die Stadt qua Amt dem Naturschutz verpflichtet sei: „Es gibt Rechte und Gesetze, gerade auch im Umweltschutz, die wir natürlich einhalten werden“, so die Amtsleiterin, die seit Oktober 2019 die Position innehat. Neben den rechtlichen Umweltaspekten gibt Doris Wagner weiterhin zu Bedenken, dass auch der Plan mit dem Kultushafen nicht feststeht; die Stadt müsse zunächst die Fläche von Duisport kaufen – auch das sei noch nicht sicher.

Kerstin Ciesla, Vorsitzende vom örtlichen BUND, ist fassungslos über die IGA-Pläne: „Wie kann man daran festhalten? Ich versteh‘ es nicht.“ Ciesla bekommt von den Anwesenden viel Zustimmung für ihre Idee, erst einmal den Rheinpark ökologisch aufzuwerten und bei der IGA mit den vorhandenen Biotopen am Rhein zu punkten. „Absolut sinnvoll“, findet Frank Junicke die Idee. Den Duisburger ärgert zudem, „dass es immer noch keine Bürgerbeteiligung gibt.“ Er meint, dass es vermutlich sogar billiger wäre, wenn Stadt und Bürger zusammen rechtzeitig hätten planen können.

Kooperation zwischen Heinz Kuhlen und Umweltamt

Doris Wagner, Leiterin des Umweltamtes nimmt die Vorschläge der Diskussion auf und macht den Naturschützern anschließend ein Angebot.
Doris Wagner, Leiterin des Umweltamtes nimmt die Vorschläge der Diskussion auf und macht den Naturschützern anschließend ein Angebot. © Oliver Mengedoht

Auf die Bürgerbeteiligung pocht auch Britta Söntgerath vom Bündnis Intakt: „Der RVR stellt zwei Millionen Euro für Bürgerbeteiligungsprojekte zur Verfügung, die Stadt muss sie nur beantragen.“ Ansonsten hält sie den Plänen entgegen, „dass eine Fähre für sechs Monate nicht nachhaltig ist. Damit die Bürger etwas von der IGA haben, wäre es doch sinnvoll, man baut vernünftige Fußgänger- und Radwege oder Brücken.“

Interessiert und geduldig nimmt Doris Wagner die Vorschläge auf und entschärft die 30-minütige Diskussion mit einem Angebot, das Heinz Kuhlen wohlwollend annimmt. Kuhlen und Weibezahn sollen den Vortrag vor Mitarbeitern des Planungs- und des Umweltamtes halten. „Ich denke, dass es sehr hilfreich wäre, wenn Sie kommen“, sagt Wagner. Die erste Reaktion aus dem Publikum: Umweltdezernent Martin Linne solle sich den Vortrag ebenfalls anhören.