Duisburg. Dr. Ulrich Krüger ist Oberarzt im Herzzentrum in Duisburg-Meiderich. Er erklärt, wie entschieden wird, wer eine Organspende bekommt.

Am Donnerstag stimmen die Abgeordneten des Bundestages über eine neue Organspende-Regelung ab. Gesundheitsminister Spahn befürwortet die doppelte Widerspruchslösung – demnach sollen alle Bürger potenziell Spender sein – außer, es wird ausdrücklich widersprochen. Georg Beyer aus Duisburg hat fünf Monate auf ein Spenderherz gewartet – doch wie wird eigentlich entschieden, wer ein Organ bekommt – und wer nicht?

Für die Zuteilung von Spenderorganen ist die Vermittlungsstelle Eurotransplant zuständig, erklärt Dr. Ulrich Krüger, Oberarzt der Herzinsuffizienz- und Transplantationsambulanz in Meiderich. Zu dem Verbund gehören acht europäische Staaten, darunter Deutschland, Belgien und Österreich.

Organspende: anonymisierte Vergabe für mehr Gerechtigkeit

Die Idee: Je größer die Gemeinschaft, desto höher die Wahrscheinlichkeit, für einen Spender den richtigen Empfänger zu finden. Die Vergabe erfolgt nach Dringlichkeit und Erfolgsaussichten – „Größe und Gewicht der Patienten dürfen maximal 15 Prozent voneinander abweichen“, sagt Krüger.

Dr. Ulrich Krüger, Oberarzt der Herzinsuffizienz- und Transplantationsambulanz in Meiderich. Er befürwortet eine Widerspruchslösung bei der Organspende.
Dr. Ulrich Krüger, Oberarzt der Herzinsuffizienz- und Transplantationsambulanz in Meiderich. Er befürwortet eine Widerspruchslösung bei der Organspende. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Nach den vorgegebenen Parametern entscheidet ein unbestechlicher Algorithmus über die Vergabe. Die zentrale Warteliste ist komplett anonymisiert. So soll Gerechtigkeit geschaffen, emotionale Betroffenheit der Mitarbeiter und Menschenversagen ausgeschlossen werden, erklärt Krüger.

Organtransplantation: „Es muss alles sehr schnell gehen“

Hinter den Nummern in der Liste verbergen sich Menschen, die kurz davor sind zu sterben – sofern kein passendes Organ für sie gefunden wird. Ist ein Organ da, „muss alles sehr schnell gehen“, sagt Krüger. „Es ist eine logistische Meisterleistung.“

Er beschreibt dem Vorgang am Beispiel eines Herzen: Ein Entnahmeteam der Klinik fliegt zu dem verstorbenen Patienten, in einem speziellen Koffer wird das Organ in einer Lösung eingeflogen, und „auf der Rollbahn in den Krankenwagen“ verladen. Erst wenn das Herz da ist, erfolgt die Öffnung des Empfängers und die Implantation beginnt.

„Wir erleben, dass Menschen, die warten, sterben“

Laut Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) wurden 2019 insgesamt 3192 Organübertragungen durchgeführt. Dennoch warten noch immer über 9500 Menschen in Deutschland auf ein Organ. Jeder Tag des Wartens verschlechtert die Überlebensprognose. „Wir erleben, dass Menschen, die warten, sterben“, sagt Krüger.