Duisburg. Nicht nur Promi-Köche bringen eigene Kochbücher heraus. Wir stellen Rezepte-Sammlungen aus Duisburg vor. Dabei geht es nicht immer nur ums Essen.
Nicht nur Promi-Köche veröffentlichen Bücher mit Rezepten, es gibt auch ein paar Duisburger Initiativen und Hobbyköche, die Anregungen geben, mal in der Küche etwas auszuprobieren.
Duisburger Kochbuch-Projekt: Mmmhh, Marxloh
„Mmmhh Marxloh: Leckereien vom Mekka am Rhein“ heißt das Heft, das Kinder, die am Bildungsangebot von „Tausche Bildung für Wohnen“ teilnehmen, vor ein paar Jahren zusammengestellt haben. „Wir haben hinterm Haus einen Garten und in den Ferien kochen wir immer mit den Kindern“, erklärt Anna-Sophie Hippke vom Verein. So lernen die Jungen und Mädchen nicht nur etwas über die Natur, sondern auch über gesunde Ernährung.
Zunächst haben die Kinder recherchiert und überlegt, welche Lieblingsgerichte unbedingt in das Buch sollten. Verwandte, Freunde, Nachbarn wurden befragt. So kamen Rezepte etwa aus Deutschland, Afghanistan, Syrien, der Türkei, Ghana oder Bulgarien zusammen. Anschließend wurde eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, um das Projekt zu finanzieren. In dem mit Fotos und Zeichnungen von der Künstlerin Frauke Frech gestalteten Buch, finden sich etwa Fraukes Bananenbrot oder eine Anleitung für Linsensuppe aus dem irakischen Basra. „Der Legende nach ist Basra die Stadt, von der Sindbad aufbrach, um über die Weltmeere zu reisen“, heißt es in einer Erklärung dazu. Der junge Edrees beschreibt das Rezept für Bolan, afghanische Teigtaschen. „Es ist von meiner Mutter, mein Vater kann nur Ei kochen.“
Aktuell sind noch einige Kochbücher zu haben. Sie kosten 15 Euro und können per E-Mail bestellt werden: info@tauschebildung.org. Das Geld kommt dem Verein zugute. Die engagierten Macher wünschen „Guten Appetit“ und wissen: „Zusammen isst man weniger allein.“
Mit dem Duisburger Koch Tom Waschat unterwegs an fremden Herden
Das Buch „Der Club der hohen Augenbrauen“ ist viel mehr als ein Kochbuch. Es verbindet Reisebeschreibungen, Porträts und Rezepte. Der Duisburger Koch Tom Waschat ist immer viel gereist, war erst jüngst wieder mit dem Moped unterwegs. „Als junger Koch habe ich mich oft gefragt, wenn ich Kochbücher las, wo all diese Rezepte herkommen – oder ob es dahinter eine Geschichte gibt.“ Inzwischen weiß er: Es gibt sie. Auf Reisen hat er viele Menschen getroffen, die ihm beim gemeinsamen Kochen von ihren Schicksalen, Träumen und Lebensgeschichten erzählt haben. Er weiß: „Begegnungen an fremden Herden sind keine Selbstverständlichkeit. Aber Neugierde wird Sympathie, Freundlichkeit wird Gastlichkeit.“
So berichtet er von Moni und Kalli, die eigentlich aus Langenfeld stammen, die er aber in den Niederlanden traf. „Essen in Holland – die Meinungen dazu gehen noch nicht mal auseinander, obgleich sich viel verbessert hat.“ Waschat trifft das Pärchen, das schon seit 25 Jahren zusammen ist, bei Grolsch und Cognac in einer urigen Kneipe. Sie unterhalten sich über das Reisen und Kallis „Affäre“, ein Moped! Nun sind sie mit dem Wohnmobil unterwegs und laden ihn für den nächsten Tag zum Grillen ein. Das Rezept zur Geschichte ist übrigens Nackensteak mit Nudelsalat. Leser lernen später noch Alex aus Sydney oder Lea aus dem luxemburgischen Frisange kennen. Wem der Name nicht sofort etwas sagt, es geht um eine Begegnung mit Spitzenköchin Lea Linster. Ihr Koch- und Lebensmotto lautet „Immer mit Liebe“. Wer dem nachspüren möchte, kann ihre Crème brûlée nachkochen.
Und: Natürlich darf auch ein Duisburg-Kapitel nicht fehlen. „Roman aus Duisburg“ heißt es und erinnert an gemeinsame Punk-zeiten: „Wir schliefen, feierten und grillten damals in den noch unfertigen U-Bahnschächten.“ Sie treffen sich beim Metzger ihres Vertrauens wieder. Bei Roastbeef- und Mettbrötchen räsonieren sie über das Leben. Kochen kann Roman auch: Indisches Chicken Vindaloo, am liebsten ohne Kartoffeln und ohne Reis, denn von zu viel Reis bekommt Roman „Reißverschluss“.
Tom Waschat unterwegs, 144 Seiten, Mercator Verlag, 28 Euro
Erfolgreiche Autorin: Kochen wie Gott in Hamborn
Margit Dewald-Fink ist mit Abstand die erfolgreichste Kochbuch-Autorin aus Duisburg. Rund 20.000 Exemplare ihrer Reihe „Kochen wie Gott in Hamborn“ sind in den vergangenen Jahren verkauft worden. Dabei fing alles mit einer Idee zum 90. Geburtstag des Abteigymnasiums an. Nicolai Hellmich, ein ehemaliger Schüler von Margit Dewald-Fink und inzwischen längst Arzt, schwärmte ihr vom Essen vor, dass ihn nach der Schule zu Hause erwarte. „So kam die Rede aufs Essen und ich musste mir von sämtlichen Jugendlichen die Lieblingsrezepte anhören“, erinnert sich die Neumühlerin. Von da war es nur ein kleiner Schritt bis zum ersten Kochbuch in den 1990er Jahren. „Die Bücher wurden schneller verkauft und wieder vorbestellt, als wir sie herstellen konnten.“ Geholfen haben zahlreiche Kinder und deren Schulfreunde. Um genügend zusammen zu bekommen, boten sich sogar anderen Schulen als „Druckwerkstätten“ an. Die Jugendlichen halfen mit, die Seiten zu heften. „Das war eine Mordsarbeit, wir waren total erschöpft und ständig restlos ausverkauft.“ Der Erlös, immerhin 7200 Mark, wurde an Pater Reiner und seine Obdachlosenhilfe gespendet.
Gedacht als einmaliges Schulprojek
t zum runden Geburtstag, riss die Nachfrage nach neuen Ausgaben allerdings nicht ab. Margit Dewald-Fink machte weiter und die Leser blieben ihr treu. Es folgten Titel wie „Kochen wie Gott in Hamborn an Festtagen“ mit edlen Gerichten für die man nicht stundenlang in der Küche stehen muss. Oder „Auf die Schnelle“: „Meine Einsamkeit an Geburtstagen in der Küche musste ein Ende haben“ erzählt die 70-Jährige ächelnd. Es wurde ihr erfolgreichstes Buch mit vier Auflagen. „Nur das Beste für die Gäste“ komplettiert die Reihe. Verkauft wurden die Bücher im Buchhandel, aber auch zum Beispiel in der Metzgerei Sieveneck. Der Erlös wurde stets gespendet, entweder an die Hospizbewegung Hamborn oder Obdachlosenhilfe am Ostacker.
Es sind es die kleinen Geschichten zwischen den Rezepten, die ihren Lesern zu Herzen gehen. Ihr Mann kam zum Beispiel oft, ungefragt, vor. Margit Dewald-Fink erzählte zwischen den Rezepten etwa von der schiefen Küchentür, die endlich einmal repariert werden sollte. „Mein Mann hat die Bücher aus der Druckerei geholt, verkauft und überall geholfen. Nur gelesen hat er sie nicht.“ Als er dann mal beim Metzger auf die Küchentür angesprochen wurde, war der Ofen aus. Die Autorin sollte doch bitte auf solche Anekdoten verzichten...
Ab und zu schreibt Margit Dewald-Fink übrigens noch immer – aber nichts mehr für die Öffentlichkeit. Und sie möchte es sich auch nicht mit ihrem lieben Küchenhelfer verscherzen. „Mein Mann schnibbelt alles weg. Das ist wie bei Biolek: ,Ich hab da mal was vorbereitet.“ So viel sei verraten: Die Küchentür sitzt immer noch nicht ganz perfekt.
Die Bücher kann man nicht mehr über den Buchhandel beziehen, aber von dem einen oder anderen Titel gibt es noch einige Exemplare. Wer Interesse hat, kann mit Margit Dewald-Fink Kontakt aufnehmen und bekommt mit Glück noch ein Buch geschenkt. Die E-Mail geht an: dewald-fink@arcor.de.
Duisburger Karnevalist kocht für einen jecken Zweck
Die Küche von Gerhard Suchi, den viele in Karnevalskreisen nur unter „Gerd“ kennen, ist groß und repräsentativ. Auf der Arbeitsplatte steht eine Zapfanlage, an der Wand hängt eine Urkunde, die Suchi als Rum-Botschafter auszeichnet. „Ich bin für die Alltagsküche zuständig. Ich schau in den Kühlschrank und weiß, was ich zaubern kann. Mein Mann ist eher derjenige, der große Menüs plant und nach Rezepten kocht“, erklärt Gattin Gunda Suchi. Erst neulich waren wieder viele Gäste zu Besuch, den Tisch kann man auf sieben Meter ausziehen. „Ich hatte immer alle möglichen Rezepte als Loseblatt-Sammlung. Das hat mich geärgert und so habe ich daraus mal Gerds Rezeptsammlung gemacht“, erklärt der engagierte Karnevalist und Vorsitzender des Corps de Chevaliers der Roten Funken. Einmal im Jahr, immer nach Aschermittwoch, kocht Suchi Eintopf für den guten Zweck. Das Geld geht ans Kinderhospiz St. Rafael. In diesem Jahr wird es Linsensuppe geben.
Neben eigenen Gerichten wie „Gerd Suchis Kartoffelsuppe“ empfiehlt er auch Kreationen von Johann Lafer und anderen bekannten Köchen. Der Neudorfer bevorzugt gehobene deutsche oder französiche Küche. „Chinesisch geht auch gut, aber zu exotisch sollte es nicht sein.“ Auf den vorderen Seiten befindet sich zudem eine Widmung von Horst Lichter. „Ich habe auch schon Kochkurse bei Dieter Müller gemacht“, berichtet Suchi. Demnächst soll es einen Nachfolger geben, der sich dem Thema Menüs widmet.
Zehn Euro kostet die Rezepte-Sammlung. Der Erlös wird an die Karnevalsgesellschaft Rote Funken gespendet – dafür gibt’s auch eine Quittung. Interessenten können sich per E-Mail (g.suchi@arcor.de) oder telefonisch melden: 0203/361684.
Wälzer bietet Genuss und Zeitgeschichte
Der kleine dicke Wälzer „So kochen wir in Duisburg“ aus dem Alcorde-Verlag ist nicht nur ein Kochbuch, sondern ein Dokument der Zeitgeschichte. Im Jahr 2007 hat Autor und Herausgeber Wolfgang Stammler dutzende Duisburger nach ihren Lieblingsrezepten und den Geschichten dazu befragt. Auf 384 Seiten versammelt er bekannte und weniger bekannte Duisburger wie den damaligen Oberbürgermeister Sauerland, der ein Rezept für Dicke Bohnen beisteuerte.
Klaus Spillecke, ehemaliger Chef des Restaurant „Dreigiebelhauses“, das inzwischen Geschichte ist, erzählt, wie aus den „Schweinefiletmedaillons auf Champignonsauce“ der „Ratsherrenteller“ wurde: „In den 1970er Jahren war der damalige Oberstadtdirektor Dr. Caumans Stammgast, manchmal auch in größerer Runde. Aufgrund der fast immer einheitlichen Order empfahl er schließlich, dem Gericht den Namen Ratsherrenteller zu geben.“ Dazu passen Bratkartoffeln. Dr. Alfred Wendel, Intendant der Duisburger Philharmoniker, befindet: „Genuss ist eine Streicheleinheit der Sinne“ und zitiert mit „Tornedos Rossini“ ein Rezept des Komponisten Gioachino Rossini. Dieser war ein begnadeter Hobbykoch. Rolf Milser, Olympia-Sieger und Patron des Landhaus Milser, verrät ein schnelles Rezept für Heringstopf. „Es fand den uneingeschränkten Zuspruch im Freundeskreis.“
Im Anhang finden sich Beschreibungen kulinarischer Institutionen, darunter König Pilsener, vom Brauhaus Mattlerhof, Sinalco oder der Schifferbörse. Solche Geschichten verjähren nicht.
Inzwischen gibt es das Buch nur noch archivarisch. Wer Interesse hat, kann jedoch mit dem Herausgeber Kontakt aufnehmen: 0201/8407872 oder www.alcorde-verlag.de
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