Duisburg/Am Niederrhein. Der Sozialverband VdK am Niederrhein verzeichnet erneut steigende Mitgliederzahlen. Schwerpunktthemen bleiben die Pflege und der ÖPNV.
Eigentlich ist es für den Sozialverband VdK eine gute Nachricht: Erneut sind die Mitgliederzahlen gestiegen. Im Kreisverband am Niederrhein, zu dem neben Duisburg auch die Kreise Wesel und Kleve gehören, von insgesamt 26.973 auf 29.643 im vergangenen Jahr. Doch so richtig freuen kann sich der Kreisverbandsvorsitzende Horst Vöge nicht über das erneute Mitgliederhoch. „Es zeigt eine soziale Ohnmacht der Menschen, die mit den Sozialgesetzen nicht klar kommen.“ Eine Ohnmacht, die von Jahr zu Jahr größer wird. Ob es um Erwerbsminderungsrenten, Schwerbehinderungen, Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten oder Fragen der Pflege,- und Krankenversicherung geht: „Der Bedarf an einer Rechtsberatung nimmt zu“, sagt auch Svenja Weuster. Die Kreisverbandsgeschäftsführerin zählt rund 200 Neumitglieder monatlich, „die vor allem über unsere Sprechstunden zu uns kommen. Wir haben zwar noch nicht alle Zahlen aus den Ortsverbänden zurück, aber wir können davon ausgehen, dass die Zahl der Einzelberatungen in 2019 die 12.000 übersteigt“, erklärt sie.
Drei Ortsverbände mussten geschlossen werden
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Die meisten Mitglieder, über 60 Prozent, sind zwischen 45 und 65 Jahre alt, „das ist das Alter, in dem etwa durch Krankheiten Rentenfragen aufkommen“, erklärt Svenja Weuster. Und ein Alter, in dem die Mitglieder auch viel im Internet unterwegs sind, was rund 250.000 Zugriffe auf die VdK-Homepage im Jahr zeigten.
Ein bisschen getrübt wird die Bilanz aber dennoch: So gibt es nur noch 52 Ortsverbände im Kreisverband, drei weniger als vor einem Jahr. „Es ist schwierig in der heutigen Zeit Mitglieder für die aktive Vorstandsarbeit zu gewinnen“, sagt Svenja Weuster. In Duisburg wurden zwei Ortsverbände aufgelöst, die in Baerl und Hüttenheim, damit gibt es insgesamt noch elf VdK-Anlaufstellen für die 8567 Mitglieder in der Stadt. n Hamminkeln musste der Ortsverband Wertherbruch/Leukum aufgelöst werden, die Mitglieder von dort finden nun in Hamminkeln-Mitte ihre Anlaufstelle .„Die Mitglieder werden aber natürlich weiter betreut, die aus Baerl fahren nach Moers-Meerbeck oder Rheinberg, die aus Hüttenheim nach Großenbaum und die aus Wertherbruch-Leukum nach Hamminkeln-Mitte.“ Dies würde aber nicht bedeuten, dass die Ortsverbände nicht wieder eingerichtet werden, „wenn sich Mitglieder finden, diese zu führen. Das hatten wir auch schon“, erklärt die Geschäftsführerin.
Rund 1,5 Millionen Euro an Nachzahlungen und Geldleistungen erstritten
In Moers musste anders als in der Nachbarstadt Duisburg und in Hamminkeln noch keine Anlaufstelle geschlossen werden. Insgesamt gibt es im Kreis Wesel 12.943 VdK-Mitglieder, im Kreis Es ist die größte Gruppe im Kreisverbandsgebiet. In Moers gibt es vier Ortsverbände mit insgesamt 2468 Mitgliedern, in Kamp-Lintfort einen mit 853 und in Neukirchen-Vluyn einen mit 619 Mitgliedern.
Zwei Tage pro Woche ist der VdK mittlerweile für seine Mitglieder am Sozialgericht Duisburg unterwegs. In Antrags,- Widerspruchs und Klageverfahren bis zur Berufung in die zweite Instanz beim Landessozialgericht in Essen hat der Kreisverband im vergangenen Jahr rund 1,5 Millionen Euro an Nachzahlungen und Geldleistungen erstritten, von denen mit rund 560.000 Euro nur ein Drittel direkt an Mitglieder geflossen sind. Knapp eine Million Euro sind an die Leistungsträger gegangen, „die oft bis zur Entscheidung in Vorkasse gehen“, erklärt Svenja Weuster. Sechs Monate dauert im Schnitt ein Widerspruchsverfahren, zwölf Monate eine Klage. Das sei lange, wenn man auf Geld wartet, aber im Bundesvergleich seien das „sehr gute“ Zahlen. In München würde ein Klageverfahren im Schnitt 23 Monate dauern.
Zu wenige Pflegekräfte, zu wenige Kurzzeitpflegeplätze – Probleme, die bleiben
Auch wenn die Rechtsberatung längst einen Großteil der Arbeit des VdK ausmachen, so setzt der Verband weiterhin eigene Schwerpunkte, in diesem Jahr sind es vor allem zwei: „Die Pflege und vor dem Hintergrund der anstehenden Kommunalwahl die Entwicklung des ÖPNV“, sagt Horst Vöge.
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Die Probleme in der Pflege seien seit Jahren bekannt: zu wenige Pflegekräfte – ambulant wie stationär, zu wenige Tages- und Kurzzeitpflegeplätze, zu wenig unterstützende Pflegeangebote, „damit die Menschen möglichst lange in ihrer vertrauten Umgebung bleiben können“, listet Horst Vöge auf. „Dieses Problem ist nur langfristig zu lösen, wir werden mit der Mangelsituation in den nächsten zehn Jahren auskommen müssen“, sagt der VdK-Vorsitzende, der aber nicht müde wird, die Politik – Kommunal, genauso wie auf Bundesebene – in die Pflicht zu nehmen und Forderungen nach einer besseren Beratung, einem Steuerzuschuss des Bundes für die Entlastung von Angehörigen bei stationärer Pflege sowie einer stärkeren Rentenabsicherung von pflegenden Angehörigen.
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Einführung eines 365 Euro Jahresticket für den ÖPNV auf der Wunschliste
Auch die Probleme im ÖPNV seien seit Jahren bekannt: steigende Preise im Regional,- und Nahverkehr, ein immer dünneres Verkehrsnetz und eine schlechte Anbindung vor allem in den Abendstunden – und das nicht nur auf dem Land, sondern auch in Duisburg durch den neuen Nahverkehrsplan in einigen Stadtteilen. „Wir sind in Gesprächen mit den Landräten, Bürgermeistern und auch Fraktionen in den Kommunen“, sagt Horst Vöge. Aber er hat den Eindruck, „dass Kommunalpolitiker nur eine mangelhafte Sensibilität für das Thema Nahverkehr haben.“ Dass der Wunsch des VdK, ein 365 Euro Jahresticket einzuführen, angesichts der klammen Kassen nur schwer umzusetzen sein dürfte, ist auch Horst Vöge klar. Aber derartige Forderungen würden einen Denkanstoß geben.
Weitere Infos, Kontakt und Sprechstunden:
- In Duisburg hält der VdK Kreisverband Niederrhein an drei Orten regelmäßig Sprechstunden ab: In Rheinhausen im DRK Nachbarschaftstreff, Krefelder Straße 218, jeden 2. und 4. Dienstag im Monat von 12 bis 17 Uhr. In Stadtmitte im Kongresszentrum „Der Kleine Prinz“, Schwanenstraße 5-7, jeden Donnerstag von 8 bis 13 Uhr. In Meiderich/Neumühl/Walsum im Bürgerhaus Hagenshof, Wiesbadener Straße 104, jeden 2. und 4. Freitag im Monat von 8 bis 12 Uhr.
- In Moers bietet der VdK in der evangelischen Kirchengemeinde, Homberger Straße 350, in Scherpenberg, jeden Dienstag von 8 bis 13 Uhr eine Sprechstunde an.
- In Rheinberg in der Geschäftsstelle am Innenwall von 9 bis 14 Uhr.
- In Wesel in der Caritas Beratungsstelle Franz-Etzel-Platz 15, jeden Montag von 11 bis 17 Uhr.
- In Dinslaken im Cafe im Mutter Teresa Haus, Wilhelm-Lantermann-Straße 73, an jedem 1. und 3. Freitag im Monat, von 8 bis 13 Uhr.
- In Kleve im Kolpinghaus, Kolpingstraße 11, jeden Montag von 9 bis 14 Uhr.
- In Emmerich jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat von 9 bis 13 Uhr in der Tempelstraße 10
- In Kevelaer im Caritashaus, Klostergarten 1, jeden 1. und 3. Mittwoch im Monat von 13.30 bis 17.30 Uhr.
- In Goch in der Altentagesstätte, Markt 15, jeden 1. und 3. Mittwoch im Monat von 17.30 Uhr bis 19 Uhr.
- In Rees im HPZ an der Empeler Straße 1, jeden 2. und 4. Donnerstag im Monat von 17.30 bis 18.30 Uhr.
- Es werden keine Termine vergeben, die Mitglieder müssen deshalb mit längeren Wartezeiten rechnen.
- Kontakt zum VdK: Geschäftsstelle in Rheinberg, Innenwall 51, Tel. 02843-9592-0, montags bis freitags 9 bis 13 Uhr, per Mail: kv-am-niederrhein@vdk.de oder im Internet unter: www.vdk.de/kv-am-niederrhein.