Duisburg-Homberg. „Weihnachten im Schuhkarton“ heißt die Aktion, bei der Jugendliche vom Homberger Falkenheim Obdachlose mit gesammelten Geschenken beschenken.

Bunt verpackt stapeln sich die großen und kleinen Weihnachtsgeschenke, Futter und Spielzeug für Hunde sowie einige warme Jacken und Schuhe, auf einem Tisch im Büro von Manuel Wetzel im Falkenheim Homberg. „Das ist nur ein kleiner Teil aller Geschenke“, stellt der Leiter des offenen Kinder- und Jugendtreffs klar, „in den übrigen Falkenheimen Beeck, Hochfeld und Duissern liegen noch jede Menge weitere Präsente.“ Sie sind allesamt gedacht für Obdachlose, deren Bescherung am Sonntag ist.

Am vierten Advent findet die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton – mit kleinen Dingen Großes bewirken“ auf dem Bahnhofsplatz in Stadtmitte statt. Vor McDonalds sind dann drei sechs mal drei Meter große Zelte in Hufeisenform aufgebaut, wo auf Tischen vielerlei Geschenke liegen für Menschen, die auf der Straße leben und keine warme und geschützte Unterkunft haben.

Kinder und Jugendliche engagieren sich in Homberg

Seit zwei Jahren beteiligen sich die Falkenheime unter Federführung des Homberger Standortes an der gemeinsamen Aktion mit zwei weiteren Akteuren: Dazu zählen die „Kantpark Engel“, die sich im Kantpark um Obdachlose und Drogensüchtige kümmern, und die Inhaberin des früheren Imbissladens „Muddi hilft“.

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„Initiiert wurde das Ganze letztlich von den Kindern und Jugendlichen, die helfen wollten. Selbst die Bemerkung, dass eine solche Aktion viel Arbeit bedeutet, schreckte sie nicht ab. Ihre Reaktion war, dass diese Arbeit doch Spaß mache“, erzählt Manuel Wetzel und zeigt als Beispiel, wie engagiert die jungen Leute sind, ein kleines Plätzchenhäuschen mit einem Weihnachtsgruß daran. Rund 20 bis 30 Kinder haben die Häuschen gebacken und im DRK-Multikulti-Seniorenheim „Haus am Sandberg“ in Homberg verteilt.

Aufruf für die Weihnachts-Schukarton-Aktion auf Facebook

Vor etlichen Wochen startete der Falkenheim-Leiter bei Facebook den Aufruf für die Weihnachts-Schuhkarton-Aktion, wie sie auch genannt wird. Rund 6000 Leute bekundeten, dass sie mitmachen, etwa 2000 Menschen meldeten sich persönlich. Manuel Wetzel hat noch keinen genauen Überblick über die Anzahl der Geschenke, er vermutet aber, dass es wie in den Vorjahren zwischen 300 und 400 sein werden.

Damit nicht genug. Die Obdachlosen, die mit einer Bescheinigung nachweisen müssen, dass sie keinen Wohnsitz haben, können unter gespendeten Lebensmitteln, Hygienebedarf, Schlafsäcken, Kleidung und Schuhen aussuchen. Erst am Ende ihres Rundgangs durch die drei Zelte erhalten sie von einem jungen Helfer (zehn bis 15 Kinder und Jugendliche) eines der verpackten Weihnachtsgeschenke.

Obdachlose erzählen von bewegenden Schicksalen

„Die Bedürftigen sind sehr bescheiden. Sie sagen, was sie brauchen und nehmen nicht mehr“, erzählt Manuel Wetzel, der zugibt, dass ihm bei früheren Aktionen so manches Mal die Tränen in den Augen standen wegen der Schicksale, die er hörte. So habe er Leute kennengelernt, die 35 Jahre gearbeitet haben und dann aus irgendeinem Grund „abgeschmiert“ seien. Traurig mache auch die steigende Zahl von Frauen, die auf der Straße leben.

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Wetzel erinnert sich noch gut an eine adrett aussehende Frau, die ihren großen Samsonite-Koffer hinter sich ziehend aus dem Bahnhof kam und fragte, ob sie auch etwas nehmen dürfte. Das gepflegte Aussehen und der Markenkoffer machten den Falkenheim-Leiter skeptisch, dass diese Frau eine Obdachlose war: „Sie war es tatsächlich. Man sieht es nicht allen Frauen an. Sie sind mitunter Zuhause rausgeflogen, die Ehemänner haben ihnen die Kinder weggenommen und neue Schlösser in die Wohnungstüren eingebaut.“

Pierre André und David Wolters singen Weihnachtslieder

Auch am kommenden Sonntag wird er bestimmt wieder viele Schicksalsgeschichten hören, die eine Gänsehaut verursachen. Aber ab 16 Uhr soll es für etwa zwei bis zweieinhalb Stunden einfach eine schöne Zeit für die Obdachlosen sein, die auch bei Essen sowie warmen und kalten Getränken zugreifen sollen. Besinnlich dürfte es werden, wenn die beiden Sänger Pierre André und David Wolters Weihnachtslieder anstimmen.

Nach der Spendenaktion ist vor der Spendenaktion: Die Kinder und Jugendlichen des Homberger Falkenheims haben vorgeschlagen, nicht nur zur Weihnachtszeit Geschenke zu verteilen. Im Sommer soll erneut ein Projekt zugunsten von Obdachlosen starten.

>>> Das Homberger Falkenheim

Unter der Leitung von Manuel Wetzel bietet das Haus an der Kirchstraße 185 Kindern und Jugendlichen von sieben bis 17 Jahren eine „angeleitete Freizeitbeschäftigung“ an: Gesellschaftsspiele, Billard, eine Tanz- sowie Musik-AG, Ausflüge wie etwa zur Eislaufbahn am Weihnachtsmarkt oder zum Movie Park Bottrop.

Zudem wird gemeinsam gekocht und gebacken. Das Falkenheim ist ein „Haus der offenen Tür“, jeder kann kommen. Die einzige Einschränkung: Während des Aufenthalts müssen Handys in einem Korb abgelegt werden. Die Öffnungszeiten: montags bis donnerstags von 16 bis 20 Uhr sowie freitags von 16 bis 22 Uhr.