Duisburg. Rund 190 Pakete täglich liefern Zusteller in der Vorweihnachtszeit in Duisburg aus. Das Leid der Boten beginnt an der Tür, die zu bleibt.
In der Weihnachtszeit steigt die Flut an Paketen und Päckchen, die mit der Post versendet werden. Stressig wird es für die nur wenig beachteten Paketboten. Sie sorgen mit dafür, dass unzählige Geschenke rechtzeitig unter dem Tannenbaum liegen. Einer von ihnen ist Adam Dubiel aus Duisburg. „Die Zeit rennt bei dem Job“, sagt der 35-Jährige. Das Leid der vielen Paketboten beginnt an der Tür, die zu bleibt.
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Um 8.15 Uhr startet der Arbeitstag des Familienvaters. Die Pakete im Verteilerzentrum an der Kommandantenstraße in Neudorf-Süd sind bereits in der Nacht per LKW und in Rollbehältern aus Dorsten eingetroffen. In der typischen roten Jacke mit gelben und schwarzen Streifen sorgt Dubiel dafür, dass die Sendungen in den gelben Lieferwagen wandern.
DHL in Duisburg: 120.000 Pakete pro Woche in der Weihnachtszeit
Der Duisburger scannt mit seinem Handgerät jedes Päckchen – für den Empfänger das Signal, dass sein Paket in den Zustellerwagen verladen wurde, das womögliche Weihnachtsgeschenk ist auf der Zielgeraden. In Duisburg liefert das Logistikunternehmen laut eigenen Angaben derzeit über 120.000 Pakete pro Woche aus, bundesweit sollen es vor Heiligabend sogar elf Millionen Paketsendungen täglich sein.
190 Pakete wandern an diesem Morgen in den Kastenwagen von Adam Dubiel. „Die Pakete werden nach Straßen sortiert.“ Dabei geht es fast zu wie in dem puzzleartigen Computerspiel Tetris: Die Päckchen wandern wie die unterschiedlich großen Spielsteine an ihre vorgesehnen Plätze im Inneren des Lieferwagens, sortiert nach Adressen, die auf der Route angesteuert werden.
„Ich habe meine Tour im Kopf“, sagt der 35-Jährige. Ein Navi braucht er nicht. All das spart Zeit, die dem Duisburger an so mancher Haustür verloren gehen wird.
Ein schneller Bote liefert 20 bis 30 Sendungen in der Stunde aus
Um 10.30 Uhr geht es raus auf Duisburgs Straßen, genauer in den Süden. Ab jetzt ist er sein eigener Chef. Seine Stationen sind die Großenbaumer Allee, der Eibenweg und die Straßen Am Dickelsbach, Am Maashof und Am Golfplatz. Zwischen den Fahrten von Haustür zu Haustür schätzt er es, viel an der frischen Luft zu sein. Pausen könne er machen, wann er möchte. „An manchen Tagen wird es aber eng“, gibt Adam Dubiel zu.
„Wichtig: abschließen“, sagt der Duisburger, als er zum ersten Mal mit Paketen in der Hand vor dem Wagen steht. Ansonsten hätten Langfinger leichtes Spiel. Etwa 20 bis 30 Sendungen stellt ein schneller Bote in der Stunde zu. Die ersten drei wird er an diesem Tag an der Gesamtschule Süd los. Dann geht es weiter die Großenbaumer Allee entlang. Während er mit niedrigem Tempo von Haus zu Haus fährt, muss er sich laut Gesetz nicht anschnallen.
„Zu den Kunden bin ich immer nett“
An jeder Haustür ist er stets freundlich – sofern jemand öffnet. Es ist das Leid der Paketboten, wenn die Paketübergabe nicht glückt. „Ich versuche, eine zweite Zustellung zu vermeiden.“ Noch häufiger wird Adam Dubiel an diesem Morgen aber vor verschlossener Türe stehen. In einigen Fällen springen Nachbarn in die Bresche und nehmen das Paket entgegen.
Wenn nicht, bleibt nur der Griff zu den gelben Benachrichtigungszettel, mit dem Kunden ihr Paket in der Filiale oder Packstation abholen können. Wie die DHL mitteilt, liegt der Anteil der Benachrichtigungen bei unter fünf Prozent. Bei einem neunstöckigen Hochhaus an der Großenbaumer Allee sollen fünf Mieter ihre Sendung erhalten. Keiner der Empfänger öffnet die Türe. Der Hausmeister nimmt stattdessen die Pakete entgegen und bewahrt die Mieter vor dem Gang zur Filiale – und Adam Dubiel vor dem Einwurf des gelben Zettels.
Engmaschiges Straßennetz in Duisburg, wenige Ladezonen
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Mit dem Zustellbezirk im Duisburger Süden habe er „ein gutes Los gezogen“. Die Parksituation ist dort deutlich entspannter. In Neudorf oder Mitte sei die Situation katastrophal: Das Straßennetz ist engmaschig, es fehlen Ladezonen und zu oft müsse in der gefährlichen zweiten Reihe geparkt werden. Die Zeit, sie lasse den Zustellern oft gar keine andere Wahl.
„Paketpoooost“, ruft Dubiel laut im Hausflur eines Mehrfamilienhauses. Vier Parteien leben dort, drei bekommen je ein Paket. Mit dem Ausruf möchte er die Hausbewohner animieren, ihm entgegenzukommen. „Ich versuche, Kraft für die nächsten Treppen zu sparen“ – Alle Empfänger bleiben im Türrahmen stehen. „In die Muckibude brauchst du heute nicht mehr“, sagt einer der Bewohner und lacht, als der Bote im zweiten Stockwerk ankommt. „Tauschen möchte ich trotzdem nicht.“
„Treppe rauf, Treppe runter“
Gerade am Ende des Tages merke er jede Stufe. „Treppe rauf, Treppe runter“, wird Dubiel noch häufiger sagen an diesem Tag. Viele der Empfänger spricht er mit Namen an. „Manche sehe ich täglich.“ So wie die Mitarbeiter der Poststelle der BGU Unfallklinik. Zwölf Pakete bekommen hier einen neuen Besitzer. Beim Verlassen zeigt ihm sein Handscanner an, dass ein weiteres Paket mit der selben Zustelladresse im Lieferwagen liegt. Ein Service, den DHL eingeführt an, um stets im Pakete-Dschungel den Durchblick zu behalten. Die Boten werden so entlastet.
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In der Weihnachtszeit, so sagt der gebürtige Pole, sind die Menschen herzlicher. Das merke er auch am Trinkgeld, das er für seine zwei kleinen Kinder zur Seite legt. Zehn Euro sind es an manchen Tagen. Besonders in Erinnerung blieb die Geste einer Meidericherin: Statt das gerade erhaltene Paket zu behalten, drückt sie es Adam Dubiel wieder in die Hand. „Das Paket ist für Sie“, soll sie gesagt haben. Enthalten war Schokolade und ein Dank für die zuverlässige Arbeit.
Paketboten: Bis hoch in den zwölften Stock
„Die Menschen bestellen immer mehr“, registriert auch der Zusteller einen Anstieg der Warensendungen. „Es ist blöd für die Geschäfte in Duisburg.“ Aber er weiß: Der gestiegene Kaufrausch im Internet sichert auch seinen Job.
An der Straße „Am Golfplatz“ wird es für den Paketboten noch hoch hinaus gehen. Bis in die zwölfte Etage muss er. „Mit dem Fahrstuhl – der kann aber auch mal kaputt sein.“ Treppenhaus. Bis zu 31,5 Kilogramm dürfen die Pakete schwer sein. „Katzenstreu“, schießt es aus ihm raus, gehört für Zusteller zu den gefürchteten Schwergewichten. Viele Pakete sind aber leichter. Das durchschnittliche Gewicht einer Sendung liege bei 4,3 Kilogramm, teilt eine Unternehmenssprecherin mit.
„Wenn man zuhause ist, ist man kaputt“
„Wenn man zuhause ist, ist man kaputt. Für den Job muss man fit und belastbar sein.“ Nach vier Jahren habe er sich an das Arbeitspensum gewohnt. „In den ersten drei Wochen kam ich nach Hause und habe sofort geschlafen.“
Bis etwa 12.30 Uhr hat der Duisburger 50 seiner Pakete verteilt. Trinkgeld bis dahin? Fehlanzeige. „Ich bin froh, wenn ich alle Pakete weg habe, die Kunden zufrieden sind und ich heile Zuhause ankomme.“ Zwischen 17 und 18 Uhr wird sein Arbeitstag beendet sein. Am nächsten Morgen warten wieder rund 190 Pakete auf ihn.