Duisburg. Die Hängepartie um das Musical „Wallace“ im Theater am Marientor in Duisburg ist beendet. Der Insolvenzverwalter hat keinen Investor gefunden.
Was sich seit Wochen abgezeichnet hatte, ist seit Montag offiziell: Das Musical „Wallace“ erlebt seine Uraufführung im Duisburger Theater am Marientor (TaM) nicht. „Trotz umfänglicher Bemühungen, war es leider nicht möglich, einen Investor für Wallace zu finden“, so Wallace-Sprecher Michael Mohr. Insolvenzverwalter Nikolaos Antoniadis: „Wir haben mehrere Gespräche mit Interessenten geführt, konnten dann aber letztlich keinen für dieses spannende Projekt gewinnen.“
Wallace-Darsteller zwischen Erleichterung und Trauer
Für die 31-köpfige Cast bedeutet das, seit Anfang Juni viel Arbeit in den Sand gesetzt zu haben und jetzt Abschied zu nehmen von einem Musical, das bereits zu Ende geprobt war. Viele hätten sich bereits neue Engagements sichern können, so Mohr. Als Antoniadis am Montag um 13 Uhr das Aus vor der Crew im TaM bekannt gab, habe die Stimmung zwischen Erleichterung, endlich Klarheit zu haben, und Trauer geschwankt. „Es waren noch alle am Start“, so Mohr.
„Die Gastspiele laufen weiter, aber die weitere Zukunft des Theaters ist unklar“, wisse er nicht um die weiteren Pläne. „Ich hoffe, dass das wunderschöne Theater der Stadt erhalten bleibt – und Wallace doch noch irgendwann zustande kommt.“
Wallace-Aus: Künstlerischer Direktor DeMarco kritisiert Stadt Duisburg
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Der Künstlerische Direktor und Wallace-Macher Wolfgang DeMarco fühlt sich offenbar von der Stadt Duisburg im Stich gelassen: „Das ist für mich ein sehr trauriger Moment und eine große Enttäuschung zugleich. Ich habe mir mehr Unterstützung seitens der Stadt erhofft. Schließlich möchte die Stadtspitze Duisburg nach vorne bringen, nutzt aber eine solche Chance wie unsere einzigartige Produktion nicht!“
„Es hat Gespräche mit DeMarco, dem Kämmerer und mir gegeben“, sagt Kulturdezernent Thomas Krützberg. „Aber die Summen, die DeMarco genannt hat, waren out of order“, also jenseits aller Möglichkeiten. „Zudem war die Wirtschaftskraft des Musicals nicht überzeugend“, so Krützberg. „Ich hätte es mir für Duisburg und das Theater gewünscht, aber alle Rahmenbedingungen sprechen wohl dagegen.“
Eventim: Karten-Inhaber erhalten Kaufpreis erstattet
Die Weltpremiere war für den 14. November geplant. Ursprünglich sollten 100 Shows folgen. Dafür konnten nach Auskunft von Mohr jedoch bis Ende Oktober nur „rund 2000“ Tickets verkauft werden. Ticket-Anbieter Eventim hatte den Vorverkauf für die Veranstaltungen danach gestoppt.
„Kunden, die bei uns Tickets gekauft haben, bekommen den Kaufpreis erstattet. Der Prozess läuft bereits“, sagt Eventim-Sprecher Thomas Kollner. Die Kunden müssten ihre Eintrittskarten dazu postalisch zurückschicken beziehungsweise den Online-Kauf digital nachweisen.
Krimi um das Theater am Marientor
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Die Finanznot des Theaters am Marientor erklärten die Verantwortlichen mit einem regelrechten Krimi: Als Grund für „gescheiterte Gespräche mit Investoren“ gaben sie den Imageschaden durch „permanente und haltlose Aussagen im Internet“ an.
So war am 18. September über einen Nachrichtendienst die Meldung verbreitet worden, das Musical müsse abgesagt werden, laufende Proben würden umgehend eingestellt. Damals dementiere Mohr, dies sei die „Falschmeldung eines Erpressers“. Der Chef der Autark Entertainment Beteiligungsholding AG, Stefan Kühn, werde seit Jahren von einem Mann in den USA erpresst.
Laut Handelsregister ist Kühns Duisburger Autark AG einer von drei Gesellschaftern der TaM Betriebsgesellschaft. Nach eigenen Angaben haben Autark und TaM die bei der auf Cyberkriminalität spezialisierten Staatsanwaltschaft Bamberg Strafanzeige gegen den mutmaßlichen Erpresser wegen Verleumdung, Nötigung und Erpressung gestellt. Die Bamberger Ermittler bestätigten dies.