Duisburg. Im Theater am Marientor läuft der Betrieb, für das Musical Wallace finden aber keine Proben mehr statt. Eintrittskarten gibt’s aktuell keine.
Eigentlich sollte das Musical „Wallace“ im November Weltpremiere im Duisburger Theater am Marientor (TaM) feiern. Daraus wurde nichts. Nun ist auch von der angekündigten Premiere am 18. Dezember keine Rede mehr. Es sieht düster aus, denn: Der Ticket-Anbieter Eventim hat das Musical aus dem Vorverkauf genommen.
Auch interessant
Am 30. Oktober hat die Betreibergesellschaft des TaM einen Insolvenzantrag eingereicht. Die Premiere von „Wallace“ war daraufhin verschoben worden. Im Rahmen eines so genannten Fortführungskonzeptes sollte der Betrieb aber ganz normal weiter laufen, hieß es Ende Oktober. Die Falschmeldung von der Absage im September habe Investoren verunsichert, erklärte ein TaM-Sprecher. Ein Besuch vor Ort.
„Wallace“-Schauspieler sind derzeit nicht im TaM Duisburg
Auch interessant
Raucherpause am Hintereingang des TaM. Eine Mitarbeiterin führt ihren Hund aus. Angesprochen auf die unklare Situation des Hauses sagt sie nur: „Wir wüssten auch gern mehr.“ Und: „Wir arbeiten einfach weiter.“ Dann drückt sie die Zigarette aus, holt den Hund herbei und geht zum Bühneneingang wieder herein.
Schauspieler von Wallace sind nicht vor Ort. Die Probenarbeiten sind längst abgeschlossen. Fünf Songs aus dem Musical wurden auf der Webseite hochgeladen, „damit man sich anhören kann, was wir hier erarbeitet haben“, erklärt Wolfgang DeMarco, der künstlerische Direktor des Theaters.
Auch er kommt zum Rauchen raus, sagt sonst aber nichts. Der Insolvenzverwalter habe ihm ein Aussageverbot erteilt, daran müsse er sich halten, bedauert DeMarco. Auf Nachfragen unserer Zeitung reagiert der Insolvenzverwalter Antoniadis, der ein Büro in Ruhrort betreibt, seit dem 31. Oktober nicht.
Insolvenzverfahren für das TaM wurde noch nicht eröffnet
„Noch ist das Insolvenzverfahren nicht eröffnet worden“, erklärt Rolf Rausch, Sprecher des Amtsgerichts. Aktuell verschaffe sich der Insolvenzverwalter einen Überblick über die vorhandene „Masse“. Soll heißen: Ist Geld vorhanden, könnte im besten Fall der Betrieb fortgesetzt werden. Im ungünstigsten Fall werde ein solches Verfahren „mangels Masse“ gar nicht erst eröffnet. „Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn schon die Verfahrenskosten höher sind als das Betriebsvermögen“, erläutert Rausch.
Auch interessant
„52mal vom 2. Januar bis zum 1. März 2020“ soll das Stück über die Bühne gehen, steht noch immer auf der Wallace-Website. Offen wird das Insolvenzverfahren angesprochen. Eintrittskarten lassen sich jedoch nicht ordern. „Zurzeit nicht verfügbar“ steht neben den Tickets, die zwischen 41,90 Euro und 121,90 in der Platin-Kategorie kosten sollen.
Inzwischen hat auch Eventim den Vorverkauf für die Veranstaltungen gestoppt. Eventim ist einer der großen Anbieter im Ticket-Geschäft – und sollte eigentlich Besucher aus allen Teilen Deutschlands nach Duisburg bringen.
Kunden sollen Tickets umtauschen
121,90 Euro – eine Stange Geld. Bettina Meyer hat die Eintrittskarte ihrem Bruder geschenkt. „Ich geh gerne in Musicals, das interessiert mich schon. In Les Miserables war ich oft.“ Doch nun hat sie eine E-Mail bekommen, dass die Tickets umgetauscht werden sollen. Bisher konnte ihr allerdings noch niemand weiter helfen, wie sie genau ihr Geld zurück bekommt. „Um solche Fragen kümmert sich der Insolvenzverwalter“, so Gerichtssprecher Rausch.
„Unsere Künstler sind alle noch in Lohn und Brot. Wie es weiter geht, wissen wir selbst nicht“, erklärt indes „Wallace“-Sprecher Michael Mohr. Immerhin: Der Auftritt von Eckhart von Hirschhausen hat wie geplant statt gefunden.