Duisburg. Über Finanzen und Personal diskutierte die Synode des Ev. Kirchenkreises. Bis 2030 sinkt die Zahl der Pfarrstellen auf die Hälfe des Bestandes.

In den evangelischen Kirchengemeinden wird es 2030 wohl nur noch die Hälfte der jetzigen Pfarrstellen geben. Darüber diskutierte die Synode des Kirchenkreises Duisburg am vergangenen Wochenende in Meiderich. Auch die Haushaltspläne für das kommende Jahr wurden dort verabschiedet. Mit 66.369 Mitgliedern in seinen 15 Gemeinden kalkuliert der Kirchenkreis über den Finanzausgleich der Evangelischen Kirche im Rheinland für das Haushaltsjahr 2020 mit 180,19 Euro pro Gemeindeglied. Rund 50 Prozent der Gesamtsumme von rund 12 Millionen Euro sind Duisburger Kirchensteuergelder, die andere Hälfte stammt aus dem Ausgleichstopf der Landeskirche.

Auswahlverfahren für Superintendenten im Hauptamt

Der Bericht zum Pfarrstellen-Rahmenplan beschreibt die Folgen des absehbaren weiteren Rückgangs der Gemeindegliederzahlen: Nach aktuellen Berechnungen hinsichtlich der erwarteten Mitgliederentwicklung wird die Region Nord im Jahr 2030 über 5,33 Pfarrstellen verfügen (derzeit sind es 11,01 Pfarrstellen). Die Region Mitte wird laut Prognose 2030 über 3,73 Pfarrstellen verfügen (derzeit 7,04). Die Gemeinden der Süd‐Region verfügen im Jahr 2020 über 9,51 Pfarrstellen. Die Prognose für 2030 geht von 5,36 Stellen aus. Durch anstehende Verrentungen werden bis 2030 allein 21 Gemeindestellen und 9 kreiskirchliche Pfarrstellen vakant.

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Dass künftig ein(e) Superintendent(in) im Hauptamt den Kirchenkreis führen soll, hatte die Synode bereits im Juni entschieden. Nun ging’s um Zeitplan und Anforderungsprofil. Nach Vorstellungsgesprächen sollen die Bewerber – sie müssen nicht aus dem Kirchenkreis kommen – Ende August 2020 in Gottesdiensten Probepredigten halten. Am 25. September 2020 entscheiden die Synodalen dann zu einer außerordentlichen Tagung über die Nachfolge von Superintendent Armin Schneider.

KDA wird aufgelöst – Laboratorium setzt die Arbeit fort

Die Fortführung der Arbeit des Laboratoriums nach Beendigung der Regionalstelle des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt (KDA) war ein weiteres Thema. Mit dem Ruhestandseintritt von Pfarrer Jürgen Widera zum 31. Dezember 2019 verliert der KDA Niederrhein eine volle Pfarrstelle und wird aufgelöst. Nachfolgeeinrichtung soll das „Laboratorium – Evangelisches Zentrum für Bildung, Arbeit und betriebliche Seelsorge“ werden. Die Träger des KDA Niederrhein – die Kirchenkreise Dinslaken, Duisburg, Kleve, Moers und Wesel – entscheiden über einen Tendenzbeschluss, das Laboratorium mit erheblich verringerten Kosten weiter zu finanzieren. Dafür sprachen sich die Duisburger mit sehr großer Mehrheit aus. Der KDA Duisburg Niederrhein hält seit mehr als 25 Jahren Kontakte zu Unternehmen und Organisationen, zu Arbeitgebern und unterstützte Arbeitnehmer in schwierigen Situationen – etwa beim Kampf um den Erhalt ihrer Unternehmen.

Die Synodalen beschlossen zudem, dass 2020 ein Patentag organisiert werden soll, außerdem wollen die 15 Gemeinden gemeinsam mit ev. Einrichtungen und Werken am 26. Juni 2021 einen Kirchenkreistag feiern – den letzten gab es 2017 anlässlich des 500. Jahrestages der Reformation.

Armin Schneider: Argumente gegen Stammtischparolen

Eine Erklärung gegen den Pegida‐Aufmarsch in Duisburg kam ganz vorn auf die Tagesordnung der Abgeordneten des evangelischen Kirchenparlamentes. Sie beschlossen auf ihrer Tagung am Freitag gleich nach dem Bericht des Superintendenten Klartext gegen Pegida und die Gesinnungsgenossen der Organisation „auf der Straße und in den Parlamenten“.

In seinem Jahresbericht ging Superintendent Armin Schneider auf Ereignisse und Entwicklungen ein, die ihn, den Kirchenkreis und seine Gemeinden im letzten Jahr beschäftigten. Allein drei Seiten lang nahm sich Schneider Raum für den Abschnitt „Rechtspopulismus und rechte Gewalt – beunruhigende Beobachtungen“. Darin ging er unter anderem auf die mit der Europawahl verbundenen Plakataktion der Partei „Die Rechte“ und den Anschlag in Halle ein.

Was die Wahlerfolge der AfD mit dem Anstieg antisemitischer Angriffe oder rechter Gewalttaten zu tun habe, ist für den Superintendenten klar: „Die AfD lässt es bewusst zu, dass es an ihren Rändern fließende Übergänge zur rechtsradikalen Szene gibt. Hier darf es keine Toleranz geben. Wir ducken uns vor Stammtischparolen nicht weg, sondern setzen ihnen mutig und beharrlich unsere Argumente, unsere Menschlichkeit und unseren Glauben entgegen.“