Duisburg. Der Verein Lopa 2010 kritisiert, ein Theaterstück zur Loveparade-Katastrophe inszenieren zu wollen. Und irrt mit dem Vorstoß. Ein Kommentar.

Gegen „Theater und sonstiges Tamtam“ zieht der Verein „Lopa 2010“ die Moralkeule und offenbart damit eine seltsame Vorstellung von Theater. Theater ist nicht Tamtam, sondern genau der Ort, an dem auch gesellschaftlich brisante Themen verhandelt werden. Offenbar haben sowohl das Komma-Jugendensemble mit Regisseur René Linke und Renate Frisch als auch das Schlosstheater Moers in der Loveparade-Katastrophe eine offene Wunde erkannt.

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Wer die Beteiligten kennt, kann gar nicht auf die Idee kommen, dass hier sensationslüstern mit dem Leid der Betroffenen gespielt wird oder gar (Schuld-)Fragen behandelt werden, die – mit vielen Fragezeichen – juristisch zu klären sind. Theater schürft tiefer. Theater sucht die andere Perspektiven, wirft mehr Fragen auf als es beantwortet. Es ist die Bühne für Debatten, so schmerzlich sie auch sein mögen.

Nur eines von vielen Beispielen: Das Schauspiel Duisburg hat mit „Name: Sophie Scholl“ ein Stück gezeigt, das ohne erhobenen Zeigefinger an die jungen Menschen erinnert, die als Widerstandskämpfer der „Weißen Rose“ von den Nazis hingerichtet wurden. Die Forderung von „Lopa 2010“, erst dann an eine kulturelle Aufarbeitung zu gehen, wenn das Leid der Betroffenen beendet sei, ist falsch und lebensfremd. Weil man Leid nicht beenden kann. Man kann nur lernen, mit Leid zu leben.