Duisburg. 39 Jahre lang trug Peter Baaske die Justiz-Uniform. Nun geht der langjährige Chef der Wachtmeisterei des Landgerichts Duisburg in den Ruhestand.

Der Zufall spielt manchmal im Leben die entscheidende Rolle. So war das auch bei Hans-Peter Baaske. 1978 war er als Zeuge bei einem Verfahren im Amtsgericht Hamborn. „Da habe ich die Jungens gesehen“, erinnert sich der 65-Jährige und meint die Justizwachtmeister. „Mir hat das imponiert.“ Zwei Jahre später zog Baaske selbst die Uniform an. Nach 39 Jahren im Dienste des Landes Nordrhein-Westfalen geht der langjährige Leiter der Wachtmeisterei des Landgerichts Duisburg nun in den Ruhestand.

„In der Kindheit und Jugend habe ich nie Ärger mit der Justiz gehabt“, grinst Peter Baaske. Die hat er in Walsum verbracht. Nach der Schule wurde er zunächst Bäcker, arbeitete für zwei Bäckereien in seinem Heimatstadtteil. „Elf Jahre habe ich in dem Beruf gearbeitet und er hat mir Spaß gemacht. Deshalb habe ich auch lange darüber nachgedacht, ob ich wirklich wechseln sollte.“ 1980 wagte er den Schritt und wurde Justizwachtmeister.

Von Anfang an versah er seinen Dienst im Landgericht

Von Anfang an versah er seinen Dienst beim Landgericht am König-Heinrich-Platz. „Ich habe diese Entscheidung nie bereut“, so Baaske. Der Dienst habe ihm immer Freude gemacht. Auch wenn sich in den fast vier Jahrzehnten viel verändert habe. „Früher gab es viel mehr Einzeltäter. Die hatten auch noch Respekt vor der Justiz – und vor uns.“ Die klassischen Berufsverbrecher, Bankräuber oder Tresor-Knacker, „hättest du im Prozess mal eben gegenüber ins Kaufhaus zum Einkaufen schicken können. Die wären zurück gekommen.“

Heute sehe man sich beim Vorführen der Angeklagten immer öfter vielköpfigen Banden gegenüber. „Die haben weniger Respekt und brauchen schon mal eine deutliche Ansage.“ Und man benötige deutlich mehr Personal, denn jeden Angeklagten, der in Haft sitzt, müssen bei der Verhandlung zwei Wachtmeister bewachen. „Aktuell werden wieder zusätzliche Kollegen eingestellt“, weiß Baaske. Aber anders sei das gestiegene Aufkommen von Großverfahren mit der entsprechenden Anzahl von Angeklagten auch nicht zu bewältigen.

Erinnerungen an spektakuläre Prozesse

Vielen Angeklagten hat Peter Baaske, hier im Schwurgerichtssaal, die Handschellen angelegt.
Vielen Angeklagten hat Peter Baaske, hier im Schwurgerichtssaal, die Handschellen angelegt. © Foto: Lars Fröhlich

Peter Baaske erinnert sich an viele Prozesse. „Als ganz junger Beamter war ich mit bei den Ortsterminen in der Wohnung des Duisburger Massenmörders Joachim Kroll“, erinnert er sich. Auch der Prozess gegen den „Rhein-Ruhr-Ripper“ Frank Gust, der 2000 wegen vierfachen Mordes zu lebenslanger Freiheitsstrafe mit anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt wurde, ist ihm deutlich in Erinnerung geblieben. Und eine Reihe von Rocker-Prozessen wird er wohl nie vergessen. „Da kam jedesmal eine ganze Hundertschaft Polizei. Das war vielleicht ein logistischer Aufwand!“

Ein Aufwand, den er seit 2002 als Leiter der Wachtmeisterei, koordinieren musste. Doch Baaske hat auch kuriose Erlebnisse gehabt: „So ist mal ein Vater aufgestanden und hat sich ernsthaft beim Gericht dafür bedankt, dass die Kammer seinen Sohn gerade zu einer mehrjährigen Strafe verurteilt hatte.“

„Angst habe ich nie gehabt.“

„Das alles wird mir fehlen, wenn ich Zuhause auf meiner Couch sitze“, meint Peter Baaske. „Nur den Weg zur Arbeit über die verstopfte A 59 werde ich nicht vermissen.“ Angst, so gesteht Baaske, habe er während seiner Dienstzeit nie gehabt, auch wenn es immer mal wieder Vorfälle gegeben habe, bei denen Wachtmeister attackiert und sogar verletzt wurden. „Man wird nur etwas vorsichtiger. Aber das ist ja auch gut so.“

Und er habe auch keine Angst vor dem Ruhestand, meint der 65-Jährige fast trotzig. Die Zeit wird er verbringen mit seiner Frau, drei Töchtern und fünf, demnächst sechs Enkelkindern, in seinem geliebten Garten und dem Teich mit den Zierkarpfen. Ein ganz besonders Hobby will er im Ruhestand wieder aufnehmen: „Ich züchte rosa Kakadus.“

Die Wachtmeisterei des Landgerichts

Rund 35 Beamte gehören derzeit der Wachtmeisterei des Landgerichts Duisburg an.

Die Justizwachtmeister führen die inhaftierten Angeklagten vor und bewachen sie während der Verhandlung. Sie betreiben ein Hausgefängnis mit zehn Zellen, in denen Angeklagte allerdings nur am Verhandlungstag auf den Beginn ihres Termins und anschließend auf den Rücktransport in eine Justizvollzugsanstalt warten.

Die Wachtmeister sind für die Ordnung und Sicherheit im Landgericht verantwortlich. Und sie übernehmen auch den behördeninternen Post- und Aktentransport.